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"Armselig": Opel-Jubiläumsfeier in Bochum abgesagt

13.12.2012 13:01 Uhr
"Armselig": Opel-Jubiläumsfeier in Bochum abgesagt
Zum Feiern ist den Opelanern in Bochum derzeit zwar nicht zumute. Doch das Fest zum 50-jährigen Bestehen des Werkes sollte zur großen Solidaritätsveranstaltung werden.
© Foto: Sascha Schürmann/dapd

Der Betriebsrat ist empört über die Absage des für Samstag geplanten Festes zum 50-jährigen Werksbestehen und wirft dem Management Hilflosigkeit vor. Der Hersteller fürchtet dagegen um die Sicherheit.

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Deutschlands zweitältestes Opel-Werk in Bochum darf an diesem Samstag kein Jubiläum feiern. Die Werksleitung sagte das für Samstag geplante Familienfest zum 50-jährigen Bestehen des Werkes wegen Sicherheitsbedenken ab. "Das wäre nicht mehr kalkulierbar gewesen", begründete Opel-Sprecher Alexander Bazio am Donnerstag die Entscheidung. Das Jubel-Fest hätte durch mögliche Proteste und Demonstrationen einen anderen Charakter bekommen.

Der Betriebsrat zeigte sich empört und kündigte Proteste gegen die geplante Produktionseinstellung an. In einer Landtagsdebatte zu Opel gab es am Donnerstag gegenseitige Schuldzuweisungen und die Forderung an das Unternehmen, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen. Im traditionsreichen Werk mit gut 3.000 Opelanern sollen nach 2016 keine Autos mehr montiert, sondern nur noch Einzelteile gefertigt werden.

Die Entscheidung, das Jubiläumsfest zu 50 Jahre Opel ausfallen zu lassen, zeige die "absolute Hilflosigkeit der Opel-Führung", sagte Betriebsratschef Rainer Einenkel der Nachrichtenagentur dpa. "Das ist armselig." Sicherheitsbedenken seien lediglich ein Vorwand. Die Konzernleitung habe offenbar Angst davor, dass bei dem Fest auf dem Werksgelände tausende Besucher ein Zeichen der Solidarität setzen würden.

Anfang nächsten Jahres werde es aber Protestveranstaltungen geben. "Das soll nur der Anfang sein", sagte Einenkel, der mit Gewerkschaft und Belegschaft weiter für den Erhalt der Fahrzeugproduktion kämpfen will.

NRW: Es darf keine Entlassungen geben

Die NRW-Landesregierung forderte den Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) auf, betriebsbedingte Kündigungen am Standort Bochum auszuschließen. "Es darf keine Entlassung in die Arbeitslosigkeit geben", verlangte Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) im Düsseldorfer Landtag. Es müsse in Bochum zumindest eine hochwertige Komponenten-Produktion sichergestellt werden - und zwar nicht nur mit 500 Mitarbeitern. Das Land könne nicht aber "mit dem Geld der Steuerzahler winken". SPD-Fraktionschef Norbert Römer verlangte, dass sich GM finanziell stark an einer Zukunftsperspektive für Bochum beteiligt.

CDU-Parteichef Armin Laschet warf Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) Versagen vor. In Gesprächen mit dem Konzern habe sie für die Bundesländer mit Opel-Standorten die Koordinierung übernommen - und nun sei ausgerechnet NRW das getroffene Land. Kraft wiederum nannte es "unwürdig", dass Laschet versuche, die vier Standorte gegeneinander auszuspielen. Sie habe auch niemals den Eindruck erweckt, sie könne die seit langem bekannten massiven Probleme lösen, sondern habe stets auf die Grenzen des politischen Handelns hingewiesen.

Bundestag appelliert an GM

Auch Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien forderten General Motors aufgefordert, auf betriebsbedingte Kündigungen in Bochum zu verzichten und den Beschäftigten eine Perspektive zu geben. In einer Aktuellen Stunde warfen Vertreter von Koalition und Opposition dem US-Konzern am Donnerstag schwere Managementfehler vor. Die Bundesregierung bekräftigte aber, der Staat könne solche Fehler nicht auffangen.

Die Regierung könne schon allein aus beihilferechtlichen Gründen nicht mit Bürgschaften oder Krediten für Opel in den Wettbewerb eingreifen, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, Ralf Brauksiepe (CDU). "Wer das suggeriert, streut den Menschen Sand in die Augen!" Man könne GM aber beim Wort nehmen und verlangen, dass der Konzern alle Chancen für den Erhalt des Standortes und den Ausbau der Komponentenförderung nutze. "Wir erwarten, dass alles getan wird, um betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern!"

Die Linke rief Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, Opel zur Chefsache zu machen und Gespräche mit dem Management zu führen. SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil warf der Bundesregierung vor, sie habe es schon vor Jahren versäumt, Investoren zu finden und die Opel-Standorte zu stützen. (dpa)

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KOMMENTARE


Michael Kühn

13.12.2012 - 14:35 Uhr

generell ist für mich eine Jubi-Feier eine Art Party. - Für eine Party benötige ich Geld, d. h.: "Ohne Geld keine Party"... (nur 2 Monate vor der Insolvenz meines damaligen Arbeitgebers wurde "pompös" eine "Party" veranstaltet, 40-jähriges Bestehen, eine Party auf "Pump"/oder "bewußte Insolvenzmasse-Vernichtung" sozusagen...; die Insolvenz hatte sich bereits lange vorher angekündigt !) - In meinen Augen, ist eine Werksschliessung mit einer Insolvenz durchaus zu vergleichen, da die langjährigen Arbeitnehmer ihren Job - bzw. die Älteren möglicherweise ihre Existenz verlieren werden (Hartz IV)! - 50 Jahre-Jubi sollte man nur dann feiern, wenn diese auf eine erfolgreiche Vergangenheit und eine erfolgversprechende Zukunft blicken lassen. Die bisher gelebte Vergangenheit ist jedoch die Ausgangsbasis dieser zukünftigen Entwicklung. Das ist Fakt und vorab unabhängig vom Verursacher. - (Meine Wenigkeit jedenfalls glänzte bei unserer 40-Jahre Feier durch Abwesenheit und hätte sich eher über ein paar zusätzliche "Euronen" zum Abschied gefreut, als Dankbarkeit für über 15 jährige und gute Zusammenarbeit, ersatzweise auch mit einem netten Schreiben, in dem für die vielen Jahre der Mitarbeit gedankt wird und ein persönliches Bedauern dieser Entwicklung zum Ausdruck gebracht worden wäre.)


uwe meier

14.12.2012 - 08:37 Uhr

Warum bringt sich eigentlich immer die Politik ins Spiel? Meines Wissens nach will weder GM noch Opel eine staatliche Hilfe zum Erhalt des Werkes. Wenn man vom Markt spricht dann sollte man auch den Markt agieren lassen.


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