Old- und Youngtimer: Kulturgüter in gutem Zustand

Die Beliebtheit klassischer Automobile ist ungebrochen, die Zahl der zugelassenen Oldtimer steigt von Jahr zu Jahr. Derzeit sind auf Deutschlands Straßen allein rund 390.000 Pkw mit H-Kennzeichen zugelassen, vermeldete die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) im Rahmen der Branchenmesse Retro Classics. Diese Zahl greift allerdings zu kurz, hieß es vonseiten der Kfz-Überwachungsorganisation. Schließlich findet sich das H-Kennzeichen nur auf Fahrzeugen mit einem Alter von mindestens 30 Jahren und nach einer Anerkennung zum "kraftfahrzeugtechnischen Kulturgut" (nach einer amtlichen Prüfung nach Paragraf 23 der StVZO). Insgesamt sind rund eine halbe Million Fahrzeuge mit einem Alter von über 30 Jahren mit und ohne H-Kennzeichen unterwegs. Mit dem besonderen Nummernschild für mindestens 30 Jahre alte Fahrzeuge in erhaltenswürdigem Zustand sind ein steuerlicher Vorteil und oft auch vorteilhaftere Bedingungen bei der Versicherung verbunden. Mehrheitlich in gutem Zustand Es ist aber auch so etwas wie die "amtliche Adelung" als Oldtimer, urteilte die Sachverständigenorganisation. Die GTÜ hat nun die Oldtimer und ihre Mängel in der Altersgruppe 30 bis 40 Jahre gesondert unter die Lupe genommen und die Ergebnisse auf der Retro Classics in Stuttgart vorgestellt. Fazit des GTÜ-Mängelreports: Die meisten Klassiker stehen gut da, viele glänzen mit einem guten bis sehr guten technischen Zustand. Die Mehrzahl der alten Schätzchen sind durchweg gut in Schuss und häufig mit deutlich weniger technischen Mängeln unterwegs als viele jüngere Pkw, hieß es in einer Mitteilung. So sei es nicht weiter verwunderlich, dass die meisten Oldtimer mit H-Kennzeichen bei den technischen Mängeln im Durchschnitt auf dem Niveau der acht bis neun Jahre alten Pkw in der GTÜ-Mängelstatistik liegen. Mehr als die Hälfte (53,7 Prozent) der Pkw mit H-Kennzeichen im Alter von 30 bis 40 Jahren erhalten bei der fälligen Hauptuntersuchung die neue Prüfplakette bereits im ersten Anlauf. Zum Vergleich: Bei Fahrzeugen im Alter von 20 bis 30 Jahren - den Youngtimern - schaffen zwei Drittel (nahezu 67 Prozent) die HU. Mit geringen Mängeln sind 29,1 der alten Klassiker unterwegs (Youngtimer liegen bei 30,8 Prozent), der Anteil der erheblichen Mängel liegt bei den Oldtimern bei 17,2 Prozent (Youngtimer: 33,1 Prozent). Automobile Schätze erfahren Pflege "Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass die Besitzer von Oldtimern mit H-Kennzeichen ihren Fahrzeugen durchaus das zum Erhalt erforderliche Maß an Pflege und Wartung zukommen lassen. Ganz im Gegensatz zu den Haltern vieler im Alltag genutzter Autos", so Klaus Reiting, stellvertretender Technischer Leiter der GTÜ. Ein Blick auf die Mängelquoten des Jahres 2016 macht die Unterschiede der einzelnen Altersklassen deutlich: Bei Pkw von sieben bis neun Jahren sind rund 33 Prozent der Fahrzeuge mit Mängeln unterwegs. Bei 10 bis 19 Jahren schnellen die Mängelzahlen rasant in die Höhe: Hier finden die Prüfingenieure der GTÜ bei rund 65 Prozent der Fahrzeuge Mängel. Bei den 20 bis 29 Jahre alten Pkw - den Youngtimern - gehen die Mängel wieder leicht zurück: Hier weisen rund 60 Prozent der untersuchten Pkw Mängel auf. Bei den von der GTÜ im Jahr 2016 im Rahmen der HU untersuchten Oldtimern stellten die Prüfingenieure am häufigsten Mängel in den Baugruppen "Fahrgestell, Rahmen und Aufbau", "Beleuchtung und Elektrik", "Bremsanlage" und bei der "Umweltbelastung" fest. In vorbildlich technischem Zustand sind die unter die Lupe genommenen Klassiker aus der Vorkriegszeit. Bei den für den Straßenverkehr zugelassenen Oldtimern der Baujahre 1920 bis 1940 sind über 80 Prozent der Fahrzeuge meist sehr gepflegt und ohne jegliche Mängel unterwegs, hieß es. Macken der "neuen Klassiker" Besitzer von Autos aus dem Baujahr 1987 dürften sich freuen: Ihre Youngtimer werden in diesem Jahr zum Oldtimer. Die GTÜ-Auswertung fokussiert den technischen Zustand dieser "neuen Klassiker": dazu haben sich GTÜ-Classic-Experten einige der beliebtesten Neuzugänge genauer angeschaut und die jeweiligen Stärken und Schwächen in einem Ranking gelistet. Mängelzwerg unter den "neuen" Oldtimern ist danach das Mercedes Coupé (124C). Genau 42,4 Prozent der von GTÜ-Prüfingenieuren gecheckten Fahrzeuge absolvierten die HU "ohne erkennbare Mängel", dicht gefolgt vom Ford Sierra mit 39,4 Prozent mängelfreien Fahrzeugen. Den dritten Platz mit 37,6 Prozent belegt der Mazda 626. Ein Mängelriese unter den Neuen in der großen Familie der Klassiker ist dagegen der Peugeot 405. Von diesem Modell ist ein großer Teil (38,3 Prozent) der Fahrzeuge mit schwerwiegenden Mängeln behaftet. 34 Prozent hatten geringe Mängel und knapp 28 Prozent waren mängelfrei. Beim Audi 90 sind über ein Drittel (34,2 Prozent) mit erheblichen Mängeln unterwegs. Kurzfassung Insgesamt sind rund eine halbe Million Fahrzeuge mit einem Alter von über 30 Jahren mit und ohne H-Kennzeichen unterwegs. Die Sachverständigenorganisation GTÜ stellt den meisten der fahrenden Kulturgüter ein gutes Zeugnis aus. Die Ergebnisse des Oldtimer-Mängelreports veröffentlichte man auf der Retro Classics im März.

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