Nissan Center Europe GmbH: "Solidaritätszuschlag für Elektroautos!"

Wachstumsstärke, Kundenzufriedenheit, Innovationskraft, eine Spitzenposition in Sachen E-Mobilität - Nissan könnte mit seiner Performance in Deutschland hochzufrieden sein. Auch die Händlerrendite lag im Vorjahr mit 2,3 Prozent deutlich über dem Branchen-Durchschnitt. Wenn da nicht das Thema Rahmenbedingungen für E-Mobilität wäre: Hier sieht Thomas Hausch, Geschäftsführer der Nissan Center Europe GmbH, in Deutschland für dieses Jahr enormen Handlungsbedarf. AH: Herr Hausch, in welcher Form präsentiert sich Nissan derzeit? T. Hausch: Wir sind mit der Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren sehr zufrieden. Wir waren 2014 und 2015 die wachstumsstärkste Volumenmarke. Darüber hinaus sind wir 2015 in der J.D.Power-Studie bei der Kundenzufriedenheit im Verkauf und Service auf Platz drei in Deutschland gelandet. Das passt also für heute. Andererseits sind wir nicht überall zufrieden. Handlungsbedarf bei EV AH: Zum Beispiel? T. Hausch: Beispielsweise wenn wir uns die Entwicklung der E-Mobilität in Deutschland anschauen. Da machen uns die anderen Industrieländer etwas vor. Wenn wir eine Million EVs bis 2020 auf deutsche Straßen bringen wollen, dann muss jetzt etwas passieren. Mit dem Leaf haben wir bereits 2010 das erste Großserien-EV vorgestellt, das sich weltweit prima verkauft: Der Leaf ist mit über 200.000 verkauften Einheiten das meistverkaufte EV der Welt. Es funktioniert also in anderen Ländern. In Deutschland können wir mit diesem E-Fahrzeug unser Potenzial nicht ausschöpfen. Dieses Jahr könnte aber noch viel passieren, sofern sich Deutschland nicht nur für eine Kaufprämie entscheiden, sondern insgesamt umdenken würde. Prämie für E-Mobile AH: Meinen Sie, dass die Prämie kommt? T. Hausch: Sie wird kommen, sonst können wir uns von dem Ziel, Elektromobilität auf Deutschlands Straßen zu bringen, verabschieden. Das heißt aber auch, dass wir in diesem Jahr so viele Elektromobile verkaufen müssen wie in den vergangenen Jahren zusammen! AH: Hört sich schwierig an? T. Hausch: Ist es aber nicht. Das Ziel ist machbar, sofern die Prämie in den nächsten Wochen kommt. Das sind dann 30.000 Autos und dann müssten wir bis 2019 jedes Jahr verdoppeln. Wir waren mit dem Erfolg unserer privaten Prämie von 5.200 Euro für das Vorgängermodell des Leaf sehr zufrieden. Aber wir sind in Deutschland nur eine Automarke von vielen ... Solidaritätszuschlag für E-Mobile AH: Wie hat sich der EV-Absatz bei Nissan 2015 gegenüber Vorjahr entwickelt? T. Hausch: Insgesamt konnten wir um rund 28 Prozent zulegen. Es hätte aber noch mehr sein können: Der Privatanteil hat sich bei uns beispielsweise verdoppelt. Die gewerblichen Kunden wie auch die Kommunen hingegen haben zurückgezogen. Das ist aber auch kein Wunder, wenn es nur bei Ankündigungen in der Politik bleibt. Wir haben einfach noch viel aufzuholen. Die Voraussetzungen sind dafür von der Autoindustrie eigentlich geschaffen. Jetzt muss die Politik nachziehen und endlich einen Solidaritätszuschlag für Elektroautos einführen. Es geht auch nicht darum, eine Industrie zu fördern, sondern es geht um die Umwelt. Denken Sie nur an die Feinstaubbelastung in Stuttgart. Da sind wir in Deutschland leider führend. Reichweitenstärkster Hersteller AH: Was tut sich beim Produkt? Sind neue Autos mit E-Antrieb in Sicht? T. Hausch: Wir haben beim Leaf noch einen draufgesetzt und sind jetzt mit 250 Kilometern wieder reichweitenstärkster Hersteller in nahezu allen Segmenten mit Ausnahme des Luxussegments. In Tokio und Genf haben wir das IDS Concept vorgestellt. Damit erreichen wir dann 550 Kilometer. Hinsichtlich neuer Produkte wird es sicher nicht bei zwei Modellen bleiben. E-Mobilität ist eine Investition in die Zukunft. AH: Warum müssen EV beim Design immer aus der Reihe tanzen? T. Hausch: Als vor 20 Jahren der Hybrid eingeführt wurde, war es wichtig, dass man auch mit dem Design ein Zeichen setzt. So ist es eben auch bei den E-Mobilen. Ich fahre den Leaf als Dienstwagen und ich finde, dass er richtig gut aussieht. Allerdings haben Sie Recht, das Design polarisiert häufig. Schauen Sie sich die IDS Concept Studie an. So könnte doch künftig ein Leaf aussehen. Sackgasse Hybridtechnik AH: Nissan setzte von Anfang an auf reine E-Mobile. Ist die Hybridtechnik letztlich doch keine Alternative? T. Hausch: Im Ein-Pkw-Haushalt mit der Möglichkeit, dieses Plug-in-Auto jeden Abend zu laden, hat der Hybrid seine Berechtigung. Wenn Sie dann allerdings nur Autobahn fahren, schleppt man nur Gewicht mit. Der durchschnittliche deutsche Haushalt hat mindestens zwei Fahrzeuge und der Hybrid ist ja nur ein Kompromiss. Deshalb ist mindestens ein EV davon die bessere Wahl. Diese Technologie wird sich als einzige Alternative durchsetzen. Ziele 2016 AH: Wie haben sich die anderen Modelle entwickelt? T. Hausch: Ich bin mit der Entwicklung von Nissan in Deutschland zufrieden. Wir haben im ersten Quartal 2016 einen Marktanteil von 2,5 Prozent erreicht und sind immer noch stärkster Japaner im deutschen Markt. Volumen und Marktanteile sind aber nicht alles. Wir arbeiten intensiv an dem Thema 'Kundenzufriedenheit'. Unser Kundenversprechen gibt beispielsweise eine Preisgarantie bei Teilen oder inkludiert eine Mobilitätsgarantie. Dazu kommt dann die 5-Jahres-Garantie bei den leichten Nutzfahrzeugen. Das bietet in Deutschland niemand. Es hapert noch bei der Bekanntheit. Hier hilft uns das Engagement in der UEFA Champions League. Das reicht aber noch nicht. Wir müssen hier noch mehr tun. AH: Was wollen Sie dieses Jahr erreichen? T. Hausch: Wir wollen uns weiter steigern. Wir wollen im Sommer wieder die volle Verfügbarkeit des Qashqai haben. Seit der Einführung haben wir leider nicht immer alle Varianten zu Verfügung. Gleichzeitig stieg die Nachfrage. Zum Ende des Fiskaljahrs erwarten wir dann auch ein weiteres, neues Volumenmodell. Etwas Sorgen machte uns der rückläufige Privatmarkt. Auch bei uns gilt, dass uns die Leute nicht die Türen einrennen. Wir müssen gemeinsam mit dem Handel für die richtige Werbung sorgen und attraktiv sein. Es gewinnen die Aktiven! Händlerrendite 2016 AH: Wie hat sich die Händlerprofitabilität entwickelt? T. Hausch: Die Rentabilität des Handels war ja von Anfang an ein wichtiges Anliegen für mich. 2013 lagen wir mit einem Prozent unter dem Schnitt. Vor drei Jahren haben wir uns für die Jahre 2014, 2015 und 2016 Renditen von 1,5, 2,0 und 2,5 Prozent vorgenommen. Mit 1,7 Prozent in 2014 und 2,3 Prozent in 2015 haben wir diese Ziele mehr als erfüllt. Wir sind sicher, die 2,5 in diesem Jahr zu erreichen, so lange unsere Partner beispielsweise Gebrauchtwagen ankaufen. Gerade dieses Geschäft ist sehr profitabel. Auch im gewerblichen Geschäft machen wir große Fortschritte. Wir arbeiten inzwischen hervorragend und partnerschaftlich mit unserer RCI Bank zusammen. Wir fordern uns gegenseitig heraus. AH: Herr Hausch, vielen Dank für das Gespräch! Interview: Ralph M. Meunzel Kurzfassung Nissan hat sich eine führende Position in Sachen E-Mobilität erarbeitet. Nach den weltweiten Verkaufserfolgen z. B. des Leaf zeigt die Studie IDS Concept mit einer Reichweite von über 500 km den nächsten Schritt in die E-Zukunft. Allerding muss die Politik in Deutschland dafür nun endlich adäquate Rahmenbedingungen schaffen.

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