Während Ford in Europa tiefrote Zahlen schreibt und Werke dichtmachen will, verdient der US-Autohersteller weltweit rekordverdächtig. Vor Steuern habe der Konzern mit knapp 2,2 Milliarden US-Dollar (1,7 Milliarden Euro) so viel Gewinn verbucht wie noch nie in einem dritten Quartal, teilte Ford am Dienstag mit. Dabei fuhr das Europageschäft allein in diesen drei Monaten 468 Millionen Dollar Verlust ein.
Ford will die miserable Situation auf dem alten Kontinent zügig ändern. Einst rettete Konzernchef Alan Mulally den US-Autobauer mit harter Hand und unkonventionellen Maßnahmen vor der Pleite und führte das Unternehmen ohne Staatshilfen durch die Branchenkrise 2008/09. Nun will er zum Ende seiner Amtszeit offenbar auch das Europa-Geschäft zurück auf Profitabilitäts-Kurs bringen. Für Ende 2013 wird mit Mulallys Abschied gerechnet.
Bis dahin will Ford zwei Werke in Großbritannien geschlossen haben. Ende 2014 soll ein weiteres Werk im belgischen Genk dichtmachen und die aktuell zu hohe Produktionskapazität in Europa um fast ein Fünftel auf 355.000 Autos im Jahr sinken. Insgesamt würden 5.700 Arbeitsplätze wegfallen. Pro Jahr will der Konzern damit bis zu 500 Millionen Dollar sparen und die Europa-Sparte bis Mitte des Jahrzehnts wieder profitabel machen. Aktuell rechnet das Unternehmen für dieses Jahr mit 1,5 Milliarden Dollar Verlust in Europa. In den ersten neun Monaten lag der Verlust bei über einer Milliarde Dollar.
Positive Perspektive
Das konnten vor allem die besten Verkaufszahlen in Nordamerika seit Jahren ausgleichen. So blieben Ford unter dem Strich weltweit gut 1,6 Milliarden Dollar Gewinn und damit etwa so viel wie vor einem Jahr. Überhaupt sind die Aussichten für dieses Jahr gut: Ford rechnet dank eines außerordentlich guten Nordamerika-Geschäfts mit einem "starken" Vorsteuergewinn. Das zusammengekürzte Europa soll dann ab etwa 2015 auch wieder einen Beitrag dazu leisten. (dpa)