Weibliche Führungskräfte: Frau am Steuer

Auch in Deutschland sind sie immer noch höchst selten: Frauen in Führungspositionen. Besonders in unserer Branche muss man sie geradezu mit der Lupe suchen: An der Spitze der insgesamt 38 hierzulande vertretenen Automobilmarken gibt es genau zwei: Dr. Annette Winkler bei Smart und Imelda Labbé bei Skoda. Viele kennen Labbé noch aus ihrer Zeit bei Opel. Seit 1986 war sie bei allen Marken, die GM in Europa anbietet, tätig, also auch bei Saab und Chevrolet. Die studierte Betriebswirtschaftlerin hatte zunächst verschiedene Positionen in den Bereichen Sales, Marketing, Aftersales und Qualitätssicherung inne. Mitte 2010 wurde sie Verkaufschefin für Deutschland. Seit Jahresbeginn 2013 fungierte Labbé als Executive Director Financial Services und verantwortete die Integration des Autofinanzierers Ally in das Opel-Tagesgeschäft. Seit September 2013 steht sie nun an der Spitze der Skoda Auto Deutschland GmbH. Der Bruder als Motivator Eine tolle Karriere im Automobilbereich, aber wie kommt Frau dazu? Imelda Labbé: "Mein Bruder hat in mir ganz früh die Begeisterung für die Branche geweckt", erläutert die 47-Jährige, die ihr gesamtes Berufsleben bisher in der PS-Welt verbracht hat. Gefallen habe ihr dabei besonders die Internationalität und die Emotionalität für das Produkt. "Begeistert haben mich auch die Möglichkeiten, die ein Automobilhersteller im Marketingbereich hat." Über alle diese Themen habe sie die Industrie kennen und lieben gelernt und sich frühzeitig breit qualifiziert - also über Marketing hinaus in Service und Qualität und dann auch im Vertrieb. Hinzu kam, dass es Männer und Frauen gab, die sie unterstützt haben. "Leute, die an mich geglaubt haben, Potenzial gesehen haben und mir geholfen haben, was Ausbildung und Coaching im Job betrifft. Und die auch den Mut hatten, mir Positionen anzuvertrauen, die mit einem gewissen Risiko verbunden waren. Das ist ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor." So bekam sie zum Beispiel die Chance, noch bevor sie ihren 30. Geburtstag feierte, den Aftersales-Bereich von Opel in Belgien zu leiten. "Die Erfahrung, dass ich diese Aufgabe erfolgreich gemeistert habe, hat mich darin bestärkt, den Weg weiter zu gehen", blickt sie zurück. "Executive MBA" in Stanford Der Durchbruch kam für die aus Bad Bergzabern an der südlichen Weinstraße stammende Managerin aber mit dem Master of Science im Management (MsC), für den sie im Jahr 2000 in Stanford studieren konnte. General Motors hatte damals eine Kooperation mit der renommierten kalifornischen Universität. Führungskräfte mit Berufserfahrung konnten dort nach nur einem Jahr Studienzeit den sogenannten "Executive MBA" machen. "Das hatte einen massiven Einfluss auf mich", sagt Labbé. "Dort lernte ich Unternehmer kennen, die ohne Kapital mit einer guten Idee innerhalb von wenigen Jahren zum Multimillionär wurden. Ich habe dort gelernt, was ein Geschäftsmodell ist und wie man Geschäftsmodelle bewertet. Wie man mit Mut zum Risiko und Unternehmertum etwas bewegen kann. Vor allem aber habe ich viele Menschen aus völlig unterschiedlichen Industriezweigen kennengelernt. Die Möglichkeit, nach 15 Jahren Berufspraxis nochmals auszusteigen und die Welt mit anderen Augen anzuschauen, hat mich sehr bereichert." An der Branche oder den Unternehmen liege es jedenfalls nicht, wenn nicht mehr Frauen in den Führungsetagen der Hersteller und Importeure zu finden sind, meint die Mutter einer fünfjährigen Tochter. Vielmehr sieht sie die Ansatzpunkte im externen Umfeld: Welche Beschäftigungsbedingungen gibt es für Frauen? Wie können Frauen Beruf und Familie unter einen Hut bringen? Das spiele für sie eine viel größere Rolle als die konkrete Situation im Unternehmen. Die Unternehmen, die sie bisher kennengelernt habe, seien vollkommen entspannt gewesen und hätten keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern gemacht: "Ich habe noch nie erlebt, dass jemand sagt, ich stelle diese Frau nicht ein, weil sie eine Frau ist, oder ich will auf dieser Position keine Frau haben." Beim Einsatz für die Arbeit trotz Familie sieht sie keinen Unterschied zu ihren männlichen Kollegen. "Mein Kind geht in den Kindergarten und ich habe zu Hause eine Betreuung außerhalb der Kindergartenzeiten", erläutert sie. Alle anderen in der Familie anfallenden Arbeiten teile sie sich mit ihrem Mann. Klingt einfach und ist dennoch symptomatisch für das heute immer noch unterschiedliche Rollenverständnis: Einem Mann würde die Frage nach der Kinderbetreuung nicht gestellt. Kurzfassung Man kennt sie in der Branche, vor allem aus ihrer langen Zeit bei GM und Opel. Seit einem Jahr nun steht Imelda Labbé an der Spitze der Skoda Auto Deutschland GmbH. Wie ist sie überhaupt in die Autobranche gekommen, welche Stationen und Meilensteine gab es auf dem Weg in die Führungspositionen?

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