Opel: Umparken im Netz

Markante Opel-Händlerbetriebe wie Dello in Hamburg, Georg von Opel in Frankfurt und auch Deutschlands ältester Opel-Händler, Staiger in Stuttgart dominierten die Handelslandschaft des Rüsselsheimer Herstellers zu Zeiten, als er noch Marktanteile weit im zweistelligen Bereich hatte. Der einzige aus dieser Riege, der derzeit noch selbständig tätig ist, ist Dello. Staiger wurde gerade von der Augsburger AVAG-Gruppe übernommen. Georg von Opel ist insolvent. Aber auch bei Dello kann man längst nicht mehr nur Fahrzeuge mit dem Blitz kaufen. Sechs andere Fabrikate sind derzeit im Portfolio. Und das muss auch so sein: Opel liegt per Ende September 2014 bei 7,3 Prozent Marktanteil hierzulande. Immerhin mit steigender Tendenz: 6,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Kunden-Rückgewinnung ist schwer Die Marketingkampagne "Umparken im Kopf" greift - aber eben nur sehr langsam. Der Aufschwung kommt im Handel noch nicht an: "Unsere früheren Kunden sitzen mittlerweile in Fahrzeugen anderer Marken. Die Rückgewinnung ist schwierig und dauert", fasst ein Händler seine Erfahrungen zusammen. Die durchschnittliche Haltedauer von Fahrzeugen im Privatmarkt liegt nun mal derzeit bei acht Jahren. Inzwischen geht es mit der Konzentration im Opel-Händlernetz weiter. Allein von 2013 auf 2014 verlor die Marke in Deutschland fast 40 A-Händler-Betriebsstätten: Die Zahl ging von 883 auf 845 zurück. Und keiner weiß genau, wie viele Eigentümer tatsächlich dahinter stehen. Eigentümer wechseln Man muss sich nur die Liste der 20 größten Opel-Händler anschauen, die AUTOHAUS nach Angaben des Herstellers jedes Jahr veröffentlicht. Dort stehen zwar 20 Firmennamen, darunter sind aber sieben - AAC Augsburg, Haas Augsburg, Haeberlen Kempten, Kropf Nürnberg, Staiger Stuttgart und Wickenhäuser Eching -, die zur AVAG-Gruppe gehören. Unzählige frühere Familienbetriebe teilen dieses Schicksal: Ihr Name steht noch auf dem Papier und am Autohaus. Unabhängige Unternehmen sind sie aber schon lange nicht mehr: zu wenig Verkäufe, zu geringe Rendite, kein Nachfolger. Es gibt viele Gründe. Auch der traditionsreiche Ruhrgebiets-Opel-Partner van Eupen gehört seit 2004 zu den Fahrzeugwerken Lueg (große Gruppe!). Aber das ist nicht das Einzige, was den Vorgang symptomatisch macht: Die neuen Eigentümer haben die Anzahl der Standorte von acht auf vier halbiert und Volvo in den Unternehmensbereich aufgenommen. Diversifizierung Ausnahmslos alle großen Opel-Autohäuser und Händlergruppen führen inzwischen andere Fabrikate - Kia, Honda, Skoda, Fiat, Peugeot, Citroen usw. - die Auswahl ist groß. Anders war der Einbruch des Blitzes nicht zu verschmerzen. Die meisten nutzten um 2002 herum die Möglichkeiten der neuen GVO zum Mehrmarkenvertrieb, um ihre Investitionen zu amortisieren. Heute genießen sie Bestandsschutz oder haben eine Organisationsform gefunden, die ihnen die Weiterführung sichert. Viele Opel-Betriebe konnten die GVO-Möglichkeiten aber nicht nutzen und haben nicht überlebt. Schließlich ist auch die Übernahme einer Zweitmarke eine Herausforderung. Und wer jahrzehntelang den Blitz auf der Stirn hatte, tut sich nicht leicht, plötzlich französische, japanische oder koreanische Fahrzeuge zu verkaufen. Abgesehen davon, dass viele zu lange gewartet haben und, als es wirklich nicht mehr anders ging, nicht mehr genug Geld hatten, um die nötigen Investitionen zu stemmen. Große Investitionen stehen im Raum Auch bei Staiger kommt einiges auf die Übernehmer zu. Der Hauptbetrieb in Stuttgart muss nach 2016 umziehen, weil das heutige Gelände verkauft wurde und dort Wohnungen gebaut werden. AVAG-Chef Roman Still bestätigt, dass derzeit nach Grundstücken gesucht wird. Er ist noch nicht sicher, ob es weiterhin ein großes Haupthaus gibt oder mehrere kleinere Standorte im Stadtgebiet verteilt. "Wir werden in Größenordnungen investieren, die händlergerecht sind, und keine Traumschlösser bauen", betont er. Die AVAG arbeite mit kleinen Einheiten, die von der Zentrale unterstützt werden. Aber er legt großen Wert auf Exklusivität im jeweiligen Betrieb: "Getrennte Führung ist zwingend." Dass der Hersteller die Übernahme in Stuttgart bezuschusst habe, bestätigt Still. Dies sei jedoch lediglich "im Rahmen des Normalen" geschehen. Und der Wunsch zur Übernahme sei vom Alteigentümer gekommen. Auch bei der zweiten spektakulären Übernahme der letzten Monate stehen große Investitionen im Raum: Die Ruhrdeichgruppe holte Opel zum 1. August 2014 neu in ihr Portfolio. Der Mehrmarkenhändler aus dem westlichen Ruhrgebiet hat die sechs Opel-Standorte der Dinnebier-Gruppe in Nordrhein-Westfalen übernommen. Peter Gerards, Geschäftsführer der Ruhrdeichgruppe, will mit Opel als neuer strategischer Marke die regionale Präsenz seiner Gruppe erweitern. Dafür investiert er in siebenstelliger Höhe. Händlernetzentwickler spricht von "gesunder Mischung" Opel-Händlernetzentwickler Jens Nagl weist den Trend zu großen Gruppen bei Opel aber weit von sich: "Wir leben von einer gesunden Mischung aus kleinen, mittleren und großen Betrieben und sind damit sehr gut aufgestellt." Er räumt aber ein, dass bei Neubesetzungen großer Märkte in der Regel nur große Betriebe über die Investitionskraft verfügen, die eine solche Übernahme erfordert. Dass mit der AVAG und der Ruhrdeich-Gruppe zwei große Gruppen in den letzten Monaten mit Übernahmen Schlagzeilen gemacht haben, sieht Nagl aber als "zufällig in zeitlicher Nähe stattgefundene Veränderungen". Opel unterstütze und fördere seine Handelspartner, ohne dies von der jeweiligen spezifischen Größe des Betriebes abhängig zu machen, betont Nagl. So habe der Hersteller gerade ein Vermarktungsprogramm für junge Opel-Fahrzeuge entwickelt, welches jedem Opel-Partner unabhängig von seiner Größe faire Einkaufsbedingungen eröffnet. Auch das aktuelle CI-Programm helfe gerade kleineren und mittleren Betrieben. Ein weiteres Beispiel sei die Umwandlung ehemaliger Verkaufsflächen der Marke Chevrolet in einem Adam Store, die besonders gefördert werde. VDOH:SpezifischeUrsachen Auch der Verband Deutscher Opel- und Chevrolet-Händler (VDOH) sieht keine Tendenz der Adam Opel AG, den Konzentrationsprozess zu fördern oder zu beschleunigen. "Hier würde sich der Verband Deutscher Opel Händler auch sofort einschalten", sagt Heinz Gerhard Herrmann, Leiter Herstellerbeziehung & Kommunikation des VDOH. Es gebe Übernahmen, die ihre spezifischen Ursachen haben, aber keinen Trend zu großen Gruppen. Trotzdem ist es offensichtlich, dass in den Ballungszentren keine kleineren Betriebe mehr gegen die Niederlassungen der anderen Marken antreten können. Das gilt nicht nur für Opel. Auf der Bundestagung berichtete Prof. Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft (IFA): "2008 gab es 800 Gruppen mit mehr als drei Betrieben, 2014 sind es mindestens 2.500." Das ist der Branchentrend. Bei Opel deutet auch vieles darauf hin. Gesicherte Zahlen, die das belegen, gibt es aber nicht. Doris Plate Kurzfassung In den letzten Jahren gab es im Opel-Händlernetz viele, zum Teil spektakuläre Veränderungen. Weder der Hersteller noch der Händlerverband wollen aber von einem "Trend zu großen Gruppen" sprechen.

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