Automechanika: Von Mängelriesen und kleinen Helfern

Der grüne Neuling, den Hans-Jürgen Mäurer am Messestand in der Hand hielt, hat einen klaren Auftrag. "Uns geht es darum, dass das Fahrzeug sicher ist", so der Leiter Prüfentwicklung bei Dekra. Deshalb soll dieser HU-Adapter ab Sommer 2015 die Ingenieure unterstützen, sobald sie anlässlich der HU elektronische Systeme prüfen. Und diese Prüfung "in Zukunft effizient ergänzen", sagte Dr. Gerd Neumann, Mitglied der Geschäftsführung der Dekra Automobil GmbH und zuständig für das Prüfwesen. "Zusätzlich zur konventionellen Prüfung können wir mit diesem System die Fahrzeugkommunikationsschnittstelle nutzen, um bestimmte elektronische Systeme auf ihren Zustand zu überprüfen." Der HU-Adapter gleicht also ab, ob ESP & Co. noch - wie ab Werk gewünscht - arbeiten. Anders als bei der Werkstattdiagnose soll er nur Mängel ausschließen oder feststellen, teilte Dekra mit. Derzeit testen ihn die Stuttgarter an verschiedenen Niederlassungen. Ferner informierte die Überwachungsorganisation über neue Vorgaben bei der Bremsenprüfung und darüber, dass rund jeder vierte Drehmomentschlüssel in Werkstätten außerhalb der Toleranz liege. So das Ergebnis einer Dekra-Stichprobe bei 4.500 Stück. Der Expertentipp: die Werkzeuge mindestens jährlich kalibrieren. GTÜ: Stabile Entwicklung Wie sich die HU im ersten Halbjahr 2014 entwickelten, stand auf der Agenda der GTÜ-Pressekonferenz. Die Einschätzung: Der Prüfmarkt befindet sich derzeit in einer Konsolidierungsphase. Und die Ursachen dafür? Ein deutlicher Rückgang bei den Pkw-Zulassungen und rückläufige Besitzumschreibungen. Für das zweite Halbjahr gehen GTÜ-Geschäftsführer Rainer de Biasi und seine Organisation von einer Stabilisierung am Markt aus - und von vier Millionen GTÜ-HU 2014. Im ersten Halbjahr hätten die Prüfingenieure 2,1 Millionen Fahrzeuge bei der HU unter die Lupe genommen, was den Stuttgartern eigenen Angaben zufolge einen Marktanteil von 15,1 Prozent bescherte. "Stabil auf hohem Niveau" - darüber konnte sich de Biasi freuen. Neben einem aktuellen Billigreifen-Test und der Vorstellung des GTÜ-Gebrauchtwagenreports 2015 ging es in Frankfurt auch um die Mängelentwicklung. So zeigten die ersten sechs Monate dieses Jahres hier einen leichten Rückgang. Oder konkret: Über 60 Prozent der untersuchten Pkw absolvierten die periodische HU ohne erkennbare technische Mängel. Die Sachverständigen führten das etwa auf ein gestiegenes Wartungsbewusstsein der Halter und die damit einhergehende höhere Wartungshäufigkeit zurück. "Auch die stetig verbesserte Produktqualität der Autos leistet ihren Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit", sagte der Technische Leiter Rainer Süßbier. Doch von Entwarnung keine Spur: Knapp jedes vierte Auto in Deutschland (23 Prozent) sei mit erheblichen Mängeln im Alltagsverkehr unterwegs, so die GTÜ. Vor allem in puncto Bremsen, der Elektrik und der Beleuchtung. KÜS: Abblendlicht als Sorgenkind Dabei ist Beleuchtung ein gutes Stichwort. Laut der KÜS starten viele Pkw-Lenker "blind in die dunkle Jahreszeit". Das belegen aktuelle HU-Zahlen, die die Überwachungsorganisation auf der Automechanika präsentierte. Jeder vierte Mangel geht demnach auf das Konto der Fahrzeugbeleuchtung. Vor allem das Abblendlicht sei hier das große Sorgenkind, im 1. Halbjahr 2014 seien 21 Prozent der Abblendlichter mangelhaft gewesen. In mehr als der Hälfte der Fälle waren sie der KÜS zufolge falsch eingestellt - nämlich meist zu hoch (29 Prozent). Eine Gefahr für den Gegenverkehr. Auf eine neue Scheinwerfer-Richtlinie zur HU machte die KÜS ebenfalls auf der Messe aufmerksam. So werden an die Aufstellflächen für das Scheinwerfer-Einstell-Prüfgerät und das zu überprüfende Fahrzeug in Zukunft besondere Anforderungen gestellt. Auch der Prüfort für den Check der Lichtanlage habe gewisse Mindestanforderungen zu erfüllen, hieß es in Frankfurt. Rahmenbedingungen für Mindestabmessungen, Unebenheiten der Aufstellflächen und Neigung seien beispielsweise genau definiert. Die neue Richtlinie tritt am 1. Januar 2015 in Kraft. Sie gilt ab diesem Zeitpunkt für neue Systeme. Für bereits vorhandene Systeme sind die Anforderungen spätestens ab dem 1. Januar 2017 einzuhalten. Mit den neuen Anforderungen werde man der Entwicklung in der modernen Beleuchtungstechnik gerecht. "Prüforganisationen und Werkstätten des Kfz-Gewerbes sind gefragt, um eine Verbesserung der im Straßenverkehr befindlichen Beleuchtungsanlagen zu erreichen", erklärte KÜS-Bundesgeschäftsführer Peter Schuler.

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