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Abgas-Affäre: Fiat sorgt für Eklat

20.05.2016 09:45 Uhr
Die Bundesregierung wirft Fiat bei der Aufarbeitung der Dieselkrise "unkooperatives Verhalten" vor.

Angesichts erhöhter Abgaswerte hatte Verkehrsminister Dobrindt nach Opel auch Vertreter des italienisch-amerikanischen Konzerns Fiat Chrysler einbestellt. Doch Dobrindt wartete vergeblich.

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Bei der Aufarbeitung der Abgas-Affäre hat der Autokonzern Fiat Chrysler die Bundesregierung brüskiert. Der Hersteller ließ am Donnerstag einen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) angesetzten Besprechungs-Termin platzen, wie das Ministerium in Berlin mitteilte. Fiat habe in einem Anwaltsschreiben mitgeteilt, alleine italienische Behörden seien für die Frage zuständig, ob Fiat-Fahrzeuge die europarechtlichen Abgas-Vorschriften einhalten.

"Dieses unkooperative Verhalten von Fiat ist völlig unverständlich", kritisierte Dobrindt. "Hier stehen konkrete Vorwürfe im Raum. Es wäre angemessen, wenn Fiat gegenüber der Untersuchungskommission dazu Stellung nehmen würde." Die infolge des VW-Abgasskandals eingesetzte Untersuchungskommission habe Zweifel, ob bei Fiat die Typgenehmigungsvorschriften eingehalten worden seien. Auch bei Fiat soll es Berichten zufolge Unregelmäßigkeiten bei Abgaswerten von Dieselfahrzeugen geben. Es soll Hinweise auf gesetzeswidrige Abschaltvorrichtungen bei der Abgasreinigung geben.

Das Kraftfahrt-Bundesamt will nun Unterlagen mit Messergebnissen zu Fiat-Modellen an die italienische Typgenehmigungsbehörde übersenden, wie der Verkehrsminister ankündigte. Er forderte außerdem, es müsse auf europäischer Ebene zu Änderungen der entsprechenden Regelungen kommen. "Es darf nicht sein, dass ein EU-Gesetz so formuliert ist, dass sich Hersteller von unterentwickelten Motoren hinter dem Argument Motorschutzgründe verstecken können."

Dieselfahrzeugen massiv unter Druck

Weite Teile der Autobranche stehen derzeit wegen erhöhter Abgaswerte von Dieselfahrzeugen massiv unter Druck. Auslöser war der Abgasskandal bei VW. Volkswagen hatte mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Daraufhin hatte Dobrindt Nachmessungen auch bei Modellen anderer Hersteller angeordnet.

Erst am Mittwoch hatte sich Dobrindt angesichts von Manipulationsvorwürfen mit Vertretern von Opel getroffen. Er kündigte danach erneute Untersuchungen der Modelle Zafira und Astra an. Die Deutsche Umwelthilfe hatte nach eigenen Angaben ermittelt, dass diese Modelle die Abgas-Reinigung in unerlaubtem Maße herunterregeln. Dobrindt hatte erklärt, dass es bei der rechtlichen Bewertung der Abschalteinrichtungen Unterschiede gebe und Zweifel geäußert, ob Opel regelkonform gehandelt habe. Opel betont, das Unternehmen habe keine illegale Software eingesetzt.

Die Deutsche Umwelthilfe will nun gegen Opel vor Gericht ziehen. Die Umweltschutzorganisation werde kommende Woche vor dem Landgericht Darmstadt Klage wegen Verbrauchertäuschung einreichen, sagte Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch der Deutschen Presse-Agentur. (dpa)

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KOMMENTARE


Neugieriger

19.05.2016 - 22:23 Uhr

Na, jetzt sind wir aber mal gespannt, ob die deutsche Regierung mit den beiden US-Konzernen, Fiat / Chrysler und GM (Opel) genauso rigoros umspringt, wie die US-Behörden mit VW...


W. Schultze

20.05.2016 - 08:27 Uhr

hatte denn Fiat nicht seinen rechtlichen Sitz aus steuerlichen Gründen in die Niederlande verlegt ?? Warum sollten nun ausgerechnet italienische Behörden für die Zulassung zuständig sein ?? Hier scheint mal hartes Durchgreifen von staatlich deutscher Seite angebracht


K. Wempe

20.05.2016 - 11:23 Uhr

@ Neugieriger: Die US Behörden sind nicht "rigoros" mit VW umgesprungen. Erstens sind die Unregelmäßigkeiten in Folge von Untersuchungen einer Nichtregierungsorganisation aufgedeckt worden (ähnlich wie in D). Und da die US Abgasgesetzgebung schärfer gefasst sind und die EPA mehr Kompetenz zu haben schien und entgegen den europäischen und deutschen Behörden SOFORT das getan hat was eigentlich getan werden musste sehe ich hier keine Benachteiligung von irgendwem. Aber sie sind ja nicht der Fachmann, sondern nur ein Neugieriger.Außerdem finde ich es, gelinde gesagt, geil dass FIAT den Profilneurotiker und Schlafwandler Dobrindt hat abblitzen lassen. Denn ich gehe mal davon aus dass die FIAT Fahrzeuge in Italien typgeprüft wurden, also ist wahrscheinlich auch eine italienische Behörde zuständig, oder?


Kurbelwellenfan

20.05.2016 - 12:10 Uhr

@W.Schultze: "Da wird es Zeit, dass die deutschen Behörden auf europäischer Ebene endlich mal hart durchgreifen"! Wovon träumen Sie? Jahrzehntelang wurden nur abgelegte Politiker nach "Europa" entsandt. Auf den Fluren in Brüssel ist die meistgesprochene Sprache Europas fast unbekannt. Die Haltung von FIAT ist unhöflich, zeigt aber genau die Wertschätzung gegenüber unserem Verkehrsminister. Weil der den deutschen Herstellern gegenüber vergleichsweise "weich" war , kann er ja gegenüber einem , wenn auch nur noch unbedeutendem, Importeur nicht aufeinmal den harten Hund spielen. Das FIAT die deutsche Regierung nicht ernst nimmt, hat man beim Auftritt Marchionnes im Bundeskanzleramt im Jahr 2009 erlebt. Da kommt der Mann im Pullover.. .Nichts von italienischer Eleganz , sondern die typische Missachtung gegenüber staatlichen Institutionen, wie sie in Italien üblich ist. Ich denke, FIAT-Händler kennen das Gebaren. Kaum noch Marktanteile - aber auf "mächtig" machen. Das Schlimme an der Sache ist, dass die deutschen Behörden (KBA, Prüfstellen u.s.w.) sich zu Außenstellen der Hersteller entwickelt haben. Der Autofahrer wird wegen jeder kleinen Überschreitung unweigerlich zur Kasse oder zu den Punkten gebeten. Weil das Drohpotential mit den Arbeitsplätzen so hoch und die Gehälter staatlich angestellter Ingeniuere so niedrig ist/sind, fühlt man sich in den Führungsetagen so sicher. Erst die Drohung der US-Amerikaner, die neben dem Verlust des Marktes auch das Risiko für Gefängnisaufenthalte beinhalten, führt zu Reaktionen. Ausbaden müssen es die auf Gedeih und Verderb mit den Herstellern verbundenen Händler. Wenn in den USA die Fiat-Leute trotz Einbestellung nicht gekommen wären, dann "gute Nacht"! Eine verschärfte und spontane Steuerprüfung wäre das Mindeste gewesen. Jeder sollte es wissen: NO(x) sind aggressive Schadstoffe. Man sollte das nicht gering schätzen. Für mich ist diese Abgaskomponente wesentlich problematischer, als das CO2 !


Erwien

20.05.2016 - 15:32 Uhr

@ Kurbelwellenfan!Gott sei Dank leben wir in einem Rechtsstaat. Was meinen Sie wäre bei diesem "Treffen" das Ergebnis gewesen. Dobrindt untersagt allen Fiat-Modellen das Fahren auf deutschen Strassen, oder untersagt den Vertrieb von Alfa Romeo in Deutschland.Alle müssen die richtige Reihenfolge einhalten und das sind nun mal erst die Gerichte.Wenn Ihnen die Polizei eine Vorladung nach Hause schickt, wären Sie schön blöd dort hinzugehen.Ihre Ausführung zu Europa sind nicht wirklich fundiert, eher Polemik.Ich halte den Präsidenten des Europa-Parlament Martin Schulz für einen sehr kompetenten, sachbezogenen und auf dem Teppich gebliebenen Politiker.Nur wie es in einer Demokratie nun mal eben so ist, hier kann nicht jeder einfach machen was er will ... und dies unterscheidet besonders Deutschland von den übrigen Bananenrepubliken auf der ganzen Welt. Auch wenn so manches dadurch ein wenig länger dauert und komplizierter ist.Selbstverständlich ist die amerikanische Reaktion auf die VW-Abgaswerte vollkommen überzogen und einzig gesamtwirtschaftlichen, amerikanischen Interessen geschuldet. Der Amerikaner als Welt-Klima-Retter oder noch besser als Umweltaktivist , das ich nicht lache. (...) Sagt Ihnen Kyoto etwas ?Bitte einmal nachschlagen!!!


Annotator

20.05.2016 - 15:49 Uhr

Ich lach mich krumm.


Aber hallo

20.05.2016 - 17:45 Uhr

Ich finde diese Nummer (mit Verlaub) einfach nur noch geil! ;-) Lach mich schlapp! Na was erwartet Hr. Dobrindt denn?! Der Kerle verkörpert eine Schlaftablette und nicht einen "gestandenen" Politiker! Lachhaft, dass unsere Bayerische CSU immer solch Typen schicken muss..


Autofahrer

20.05.2016 - 21:03 Uhr

Gut gemacht Fiat. Die lassen sich nicht zum Sündenbock machen um für das Versagen des Gesetzgebers gerade zu stehen. Wer macht denn die Gesetze und Prüfnormen? Ich kann es niemandem krumm nehmen, wenn er sich im erlaubten Rahmen der Gesetzgebung bewegt.


Karl-Heinz Scherer

21.05.2016 - 10:53 Uhr

Zu diesem Thema: So lange nicht ganz verbindliche Vorgaben und Procedere für diese technischen Anforderungen und Prüfungen geschaffen und umgesetzt werden, wird sich an diesen Unzulänglichkeiten nichts ändern! Als Verbraucher und Autofahrer lasse ich mich nur durch qualifizierte Maßnahmen aller Beteiligten überzeugen! Bis dahin ist starke Skepsis gegenüber den "Absichtsbekundungen" angezeigt. Mal gespannt, wann der `'Tag X' Wahrheit wird.


Industrie Veteran

21.05.2016 - 12:53 Uhr

Als ob es in Deutschland und in Europa nicht größere Probleme gäbe. Diese Abgas Geschichte entwickelt sich zur Komödie wobei Politiker der Kaspar sind! Wenn der Diesel nicht mehr den Umweltvorschriften entspricht, bzw. entsprechen kann dann muss man in abschaffen. So einfach ist das!


Andreas

22.05.2016 - 16:56 Uhr

Mal jenseits aller sachlichen oder unsachlichen Kritik an Dobrindt, deutschen Politikern im allgemeinen, dem europäischen Parlament, den USA und vor allem natürlich der DUH: Es würde ALLEN Herstellern gut zu Gesicht stehen, wenn sie kooperativ, aufgeschlossen, transparent und verantwortungsbewusst handelten, anstatt gesetzliche Regelungen bis zum Anschlag und darüber hinaus zu dehnen, Lobbyismus ausschließlich zum eigenen Vorteil zu betreiben und sich im Zweifel auf die eigene Macht und Größe (Unantastbarkeit aufgrund Systemrelevanz) zu verlassen. Das Verhalten der Fiat-Manager ist einfach schlechter Stil und gehört sich nicht. Wir sollten endlich begreifen, dass nicht Frechheit und verbales "Draufhauen" ohne dem Gegenüber zuzuhören uns helfen, sondern gegenseitiger Respekt und Wertschätzung, Verständnis auch für die Sicht des anderen. Nur so können Themen voran gebracht und Probleme gelöst werden. Das hat übrigens schon Willi Brand angemahnt, als er mit seiner Regierung aufbrach, um in Deutschland mehr Demokratie zu wagen. Schade, dass wir uns davon offenbar meilenweit entfernt haben.


AV

23.05.2016 - 11:41 Uhr

Die DUH als eine "Nichtregierungsorganisation " zu bezeichnen ist witzig.Es ist ein Abmahnverein!!! Eine Ansammlung von Anwälten die im normalen leben nichts hinbekommen haben und sich unter dem Deckmantel "Umwelthilfe"die Taschen füllen will. Die sind nicht weit entfernt von den Abmahnanwältendie auf Grund von illegal besuchten Pornowebsites Rechnungen verschicken..


wallibelli

23.05.2016 - 12:39 Uhr

Wenn der Gesetzgeber eine Abschaltvorrichtung zum Schutz der Technik im realen Fahrbetrieb zulässt, wundere er sich bitte nicht, dass außerhalb des geforderten NEFZ -Rollenprüstandstests Abgastechnik nicht mehr funktioniert bzw. abgeschaltet wird. Jeder Hersteller kann sich auf diesen "Gummiparagrafen" berufen. Was D-Land betrifft, besteht Fiat hierzulande sowieso nur aus 500 und Ducato. Den Ducato-Käufer interessieren Emissioen die Bohne und auf ein paar irritierte 500 Fahrer kommt es Fiat in D-Land auch nicht an. Der 500 ist ein Selbstläufer, überall wo es ihn gibt. Im übrigen ist die gesamte Industrie auf die Politik sauer, weil die nun dem öffentlichen Druck nachgibt, den gemeinsamen "schmutzigen Deal" von 2012 -wir liefern euch die Zertifikate (bis 2020 95g / CO2 Durchschnittsabsatz lt. Typ-Prüfungen nach NEFZ), ansonsten haltet ihr euch raus- aufzukündigen.


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