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50 Jahre Subaru-Boxermotoren: Alles in Balance

28.07.2016 09:33 Uhr
50 Jahre Subaru Boxermotor
Der Boxermotor ist besonders flach gebaut.
© Foto: Subaru

Der Boxermotor ermöglicht doch manche technische Delikatesse, wie den symmetrisch ausgelegten Allradantrieb von Subaru. Aus welcher Vergangenheit die Flachmotoren in die Zukunft fahren, erklärt Subaru zum 50. Jubiläum seiner Boxer.

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Von Wolfram Nickel/SP-X

Ihm verdankt Subaru alles. Der Boxermotor hat die japanische Marke erst zum erfolgreichsten Allradhersteller gemacht und dann in den Club der automobilen Produktionsmillionäre befördert. Eine Erfolgsstory, die fast niemand für möglich hielt als Subaru vor 50 Jahren sein erstes Frontantriebsmodell mit Vierzylinder in Boxerbauweise vorstellte. Schien doch diese Form der Motorenkonstruktion damals bereits ebenso überlebt wie der VW Käfer als ihr bekanntester Vertreter und nur noch ein Fall für technikverliebte Marken wie Lancia oder Porsche, die Produktionskostennachteile in der Fertigung des flach bauenden Aggregats in Kauf nahmen. Entsprechend überrascht reagierte die Fachwelt als ausgerechnet der Kleinstwagenspezialist Subaru 1966 sein erstes größeres Modell, den Typ 1000, mit neu entwickeltem Boxer-Benziner einführte.

Eine wegweisende Entscheidung für Subaru, denn die Käufer begeisterten sich sofort für die Laufruhe und Drehfreudigkeit des Antriebs. Möglich macht dies die vollkommen symmetrische Bauform des Motors mit sich paarweise gegenüberliegenden Kolben, die sich wie die Arme eines Boxers horizontal bewegen und so die im Motor entstehenden Massenkräfte perfekt ausbalancieren. Ein harmonisches Konstruktionsprinzip, das Ausgleichswellen entbehrlich macht und durch eine flache Bauform beeindruckt. Und so die Basis legte für den von Subaru 1972 eingeführten symmetrisch ausgelegten Allradantrieb. Entsprechend wichtig nimmt der bis heute weltgrößte Allrad-Pkw-Hersteller das Gold-Jubiläum seiner Boxermotoren, die längst alle Modelle antreiben, vom kompakten Impreza bis zu den SUV Forester und Outback. Auch Diesel gibt es seit 2007 als Boxer, die Boxer-Zukunft soll jedoch bei Benzindirekteinspritzern und Hybriden liegen, dies auch als Plug-ins.

Tatsächlich verkauft Subaru den kompakten XV in Nordamerika bereits seit 2013 als Crosstrek Hybrid. Für Europa wird die Kombination aus Verbrenner und Elektromotor seit 2015 durch Concepts angekündigt, zuletzt durch die Studie Viziv Future mit kleinvolumigem Turbo-Direkteinspritzer-Triebwerk in Hybridauslegung. Den nächsten Schritt in Richtung Hybridisierung bildet die gerade vorgestellte "Subaru Global Platform" mit der fünften Impreza-Generation als erstem Serienmodell. Eine Plattform, die wie der modulare Querbaukasten von VW alle Segmente abdeckt und sich für Hybride, Plug-ins und Elektroautos eignet. Konkret sieht Subarus Zeitplan für die nächsten drei Jahre Boxermotoren mit Zylinderabschaltung vor, Benzinhybride und auch Plug-ins. Ungewiss bleibt nur die Zukunft des weltweit einzigen Boxer-Dieselmotors.

Carl Benz war Boxerpionier

So groß die Zukunftsperspektiven der Boxer-Benziner sind, so weit reicht auch ihre Geschichte zurück. Als erster in Serie gebracht hat den Boxer Carl Benz, der Urvater des Patentautomobils, als er ab 1897 sein Modell Dos-à-Dos mit sogenanntem Contra-Motor anbot. Zum Multimillionenerfolg wurde der Boxer dann in VW Käfer und Citroen 2 CV, während er bei Porsche zum Kultkraftwerk des Sportwagenbaus avancierte. Als Subaru 1966 in den Boxring einstieg, dachten die Japaner sofort an die Paarung des Boxers mit Allradantrieb, der mit dem Leone Kombi sechs Jahre später in Großserie ging.

Denn dank der horizontalen Anordnung der Ein- und Auslasskanäle baut der Boxer flach zugunsten eines tiefen Fahrzeugschwerpunktes und dieser wiederum ermöglicht zusammen mit symmetrisch ausgelegtem 4x4-Antrieb souveräne Handlingeigenschaften. Symmetrischer Allrad bedeutet dabei, dass alle Antriebskomponenten vom Boxer über Getriebe und Differential in einer Linie ausgerichtet sind. Bis heute eine Subaru-Besonderheit, aber auch weil bis auf Porsche alle anderen Allrad-Pkw-Anbieter vom Boxer Abstand genommen. Dies wegen höherer Herstellungskosten der Boxer, die aus mehr Teilen bestehen als konventionelle Aggregate. Außerdem eignen sie sich nicht zum raumsparenden Quereinbau.

Probleme, die Subaru nie kümmerten. Die Japaner besetzten mit Allradmodellen eine Nische und fanden sofort weltweit Fans. Außerhalb Japans wurden die USA wichtigster Markt, dort zog der Lifestyle-Pickup Brat unter Präsident Ronald Reagan sogar als erstes japanisches Auto in den Fuhrpark eines amerikanischen Staatsoberhaupts. In Deutschland startete der Vertrieb 1981, hierzulande ist es nicht nur die 4x4-Technik, sondern auch die Zuverlässigkeit der langlebigen Boxer, denen Subaru eine ungewöhnlich markentreue Kundschaft verdankt. Dennoch konnten sich die Japaner in Deutschland nie aus der Rolle des kleinen Nischenanbieters befreien. Dabei setzte Subaru schon 1985 auf die Strahlkraft der Frankfurter IAA, um im futuristisch wirkenden Sportcoupé Subaru XT den ersten eigenen Turbo-Boxer zu enthüllen und kurz danach ins Sechszylinder-Segment einzudringen. Eine gehobene Klasse, zu der ab 1991 auch der Gran Turismo SVX und ab 2003 die Baureihen Legacy (meistgebauter Allrad-Boxer-Pkw aller Zeiten) und Outback zählten. Tatsächlich waren es abgesehen vom 1997 eingeführten SUV-Bestseller Forester in Deutschland oft die wenig massentauglichen Karosseriedesigns, die den Erfolg der Boxermodelle begrenzten.        

Daran änderten sogar Emotionsträger wie die Vierzylinder-Turbo-Boxer im kompakten Subaru Impreza WRX STI wenig, die mit sechs Rallye-WM-Titeln in den Jahren 1995 bis 2003 scheinbar Ruhm für die Ewigkeit ernteten. Auch Knausermotoren, wie der erwähnte Diesel und der neue, nur als Benzin-Direkteinspritzer bestellbare Kombi Levorg vermochten keinen echten deutschen Höhenflug der Subaru-Modelle auszulösen. Bleibt also abzuwarten, was die ersten Boxer-Hybridmodelle der ingenieurgetriebenen Marke bewirken. 

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