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Allianz-Sicherheitsstudie: Ablenkung gefährlicher als Alkohol

29.11.2016 15:40 Uhr
Allianz-Sicherheitsstudie: Ablenkung gefährlicher als Alkohol
Vor genau fünf Jahren stieß Allianz-Schadenvorstand Mathias Scheuber (2.v.l.) die Diskussion um die Ablenkungsgefahren am Steuer an. Bei der aktuellen Studie wissenschaftlich wieder mit dabei waren die Autoren Dr. Jörg Kubitzki (l.), Prof. Dr. Wolfgang Fastenmeier (2.v.r.) sowie AZT-Geschäftsführer Dr. Christoph Lauterwasser (r.).
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Moderne Technik überfordert die Fahrer, jeder zweite Autofahrer begeht Handyverstöße und 74 Prozent der Befragten fühlen sich durch Technik abgelenkt. So lautet das Ergebnis einer neuen Sicherheitsstudie, die das Allianz Zentrum für Technik gemeinsam mit den Instituten Mensch-Verkehr-Umwelt (MVU) und Makam Research erstellt hat.

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Basis für die neue Sicherheitsstudie, die Allianz-Schadenvorstand Mathias Scheuber und Dr. Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrum für Technik am heutigen Dienstag in Insmaning der Presse vorgestellt haben, war eine Repräsentativerhebung unter 1.600 Autofahrern in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Zusammengetragen und erstellt wurde die Studie von AZT-Unfallforscher Dr. Jörg Kubitzki und Prof. Dr. Wolfgang Fastenmeier von der Psychologischen Hochschule Berlin. Das wissenschaftliche Werk trägt offiziell den Titel "Ablenkung durch moderne Informations- und Kommunikationstechniken und soziale Interaktion bei Autofahrern".

Entscheidend bei dem Gesamtthema, das Scheuber federführend für die gesamte Versicherungswirtschaft bereits im Jahr 2011 erstmals in die öffentliche Diskussion eingebracht hatte und die aktuelle Pressekonferenz nun mit "Ablenkung 2.0" überschrieben hat, war der Aspekt, dass bisher stets die verminderte Verkehrstüchtigkeit durch Alkohol als wichtigste Unfallursache galt. "Heute aber wissen wir", so der Allianz-Schadenvorstand, "dass die Ablenkung durch Smartphone und Navi als noch deutlich gefährlicher angesehen werden muss".

60 Prozent aller Unfallfahrer nutzten beim Crash ihr Handy

Die neue Verkehrssicherheitsstudie aus dem Allianz Zentrum für Technik (AZT) zeige auch, dass sich die Gefahr eines Unfalls deutlich erhöhe, wenn Fahrer ihre Aufmerksamkeit vom Straßenverkehr auf technische Geräte lenken. Für viele der heutigen Informations-, Kommunikations- und Unterhaltungsfunktionen im Auto belegt die Untersuchung erstmals den statistischen Zusammenhang mit höheren Unfallraten. So berichten 60 Prozent der Fahrer, die in den zurückliegenden drei Jahren Unfälle hatten, dass sie ihr Mobiltelefon beim Fahren händisch genutzt hatten. Bei Fahrern ohne Unfallerlebnis waren es nur 37 Prozent. "Dieses Ergebnis überrascht uns nicht", sagt Mathias Scheuber, Schaden-Vorstand bei der Allianz Versicherungs-AG. "Je vielfältiger die Technik und je komplexer deren Bedienung, desto höher ist die Ablenkung vom Straßenverkehr."

Scheuber fordert gesellschaftliche Ächtung des Smartphones am Steuer

Nach Expertenmeinung ist jeder zehnte Unfall mit Getöteten im Straßenverkehr auf Ablenkung zurückzuführen. Im vergangenen Jahr starben fast 3.500 Verkehrsteilnehmer auf deutschen Straßen, 256 davon, weil einer der Unfallbeteiligten alkoholisiert war. Deutlich mehr Personen (etwa 350) kamen durch Ablenkungsunfälle ums Leben. Früher galt Alkohol am Steuer als Kavaliersdelikt. "Es war nicht verwerflich, nach mehreren Gläsern Wein Auto zu fahren", sagt Scheuber. "Das ist gesellschaftlich heute nicht mehr akzeptiert, und zu dieser gleichen Haltung müssen wir auch bei der Smartphone-Nutzung am Steuer kommen. Es gibt kein Gewohnheitsrecht auf Ablenkung. Unsere Studie zeigt: Smartphones gefährden Menschenleben."

Die Hälfte der Fahrzeuglenker begeht Handyverstöße

Laut der neuen repräsentativen Allianz-Umfrage begeht rund jeder zweite Fahrer Handyverstöße (46 Prozent); etwa drei Viertel der Befragten sind regelmäßig durch die Benutzung verbauter Technik im Fahrzeug abgelenkt (74 Prozent). 39 Prozent bedienen das Navi bei der Fahrt. 58 Prozent suchen oder bedienen die Radiofunktion über das Bordmenü.15 Prozent aller Fahrer tippen, und knapp jeder Vierte (24 Prozent) liest Textnachrichten mit dem Smartphone. Bei den Befragten bis 24 Jahren ist dies deutlich höher. So tippen 23 Prozent und lesen 27 Prozent während der Fahrt. 29 Prozent bestätigen, am Handy zu überprüfen, wer sich gemeldet hat. Auffällig: 52 Prozent werden beim Fahren durch telefonierende Mitfahrer abgelenkt.

Allianz begrüßt "Handy-Paragraphen"

Zur sorgfältigen Bestimmung des Unfallrisikos und zur besseren Umsetzung von Maßnahmen fordert das AZT seit Längerem, Ablenkung als Unfallursache in die amtliche Unfallstatistik aufzunehmen und die Straßenverkehrsordnung dem heutigen Stand der Kommunikationstechniken anzupassen. Die Allianz begrüßt darum, dass die Bundesregierung den sogenannten Handy-Paragrafen auf mobile Geräte wie z. B. das Tablet ausweiten will. Die Unfallexperten der Allianz empfehlen außerdem, besonders ablenkungsträchtige Anwendungen, beispielsweise das Ansehen von Filmen durch den Fahrer während der Fahrt, bei der Neufassung des Gesetzes zu berücksichtigen.

Die Allianz hat die wichtigsten Punkte in einem entsprechenden Forderungskatalog zusammengetragen. Er beinhaltet folgende drei Hauptkriterien:

1. Sicherheitskritische, fahrfremde Funktionalitäten wie beispielsweise die Zieleinstellung des Navis oder der Internetaufruf über das Bordmenü müssen für den Fahrer während der Fahrt deaktiviert sein.

2. Die Bedienergonomie mobiler und verbauter Geräte und Anwendungen unterschiedlicher Fahrzeugfabrikate müssen harmonisiert und vereinfacht werden.

3. Notbrems-Assistenzsysteme müssen in alle neuen Autos eingebaut werden. Untersuchungen im AZT haben ergeben, dass bei flächendeckender Ausrüstung mehr als ein Drittel der Auffahrunfälle vermieden oder deren Folgen reduziert würden. (wkp)

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