Von Mario Hommen/SP-X
Seit nunmehr 50 Jahren pilgern Anfang Dezember hunderttausende Autobegeisterte in die Messehallen in Essen, um sich an PS-Protz und Motorsport zu laben. Auch 2017 locken noch bis zum 10. Dezember gut 500 Aussteller mit ihren neuesten Umbau- und Felgen-Kreationen die Freunde schneller Mobile in die Ruhrmetropole. Alles so wie immer, möchte man meinen. Doch auf der Tuningmesse deutet sich in mehrfacher Hinsicht auch ein Wandel an.
Im Vergleich zu früheren Jahren scheint in Essen das klassische Tuning auf dem Rückzug zu sein. Die Messe ist mittlerweile eine multithematische Leistungsshow, was sich unter anderem in den verschiedenen Sonderausstellungen widerspiegelt. So finden sich in den Hallen neben zukunftsweisenden Designstudien und durchgeknallten Umbauten auch in größerer Zahl Elektroautos. Richtig gelesen: Die E-Mobilität ist mittlerweile in der Tuningszene angekommen. Angesichts von über 20 elektrisch angetriebenen Exponaten könnte man den Eindruck gewinnen, die Motor Show würde dem Status der Stadt Essen als Grüne Hauptstadt Europas Tribut zollen. Wer vom Linksspur-Stürmer auf Stromer umsatteln will, kann sich auf der Tuningmesse jedenfalls einen ersten Marktüberblick verschaffen.
Mit Tuning-Safe-Auto
Die großen Namen der Tuning-Branche sind in Essen dennoch weiterhin präsent. Brabus, Abt, Prior Design, G-Power oder Techart haben selbstredend etliche neue Kraft-Pakete im Gepäck. Doch wirken die Stände, anders als die protzigen Autos, bescheidener als noch vor einigen Jahren. Bei den Fahrzeugen sind den Wünschen der Kunden weiterhin keine Grenzen gesetzt. 400, 600 oder 800 PS – alles ist machbar und letztlich nur eine Frage des Budgets. Und wie zu jeder Essen Motor Show gibt es auch dieses Jahr als Aushängeschild ein Tuning-Safe-Auto. Dieses Mal präsentiert sich ein VW Golf VII als Streifenwagen-Umbau, dem Leistungsspezialist-Oettinger 400 PS spendiert hat. Damit soll der Blaulicht-Bolide in 3,6 Sekunden auf 100 km/h sprinten und bis zu 290 km/h schnell werden.
Apropos VW: Lockten vor Jahren auch große Automarken mit weitläufigen Ständen und echten Premieren das Publikum nach Essen, hat die Industrie in diesem Jahr ihr Engagement spürbar zurückgefahren. Opel oder Volkswagen fehlen ganz. Lediglich Peugeot, Skoda und Ford zeigen einige ihrer neueren und stärkeren Modelle. Irgendwie bezeichnend, dass lediglich Lada mit dem Vesta SW und Vesta Cross SW auch zwei Deutschlandpremieren dabei hat. Recht großzügig dimensioniert ist immerhin der Mercedes-Stand, auf dem die Schwaben vor allem mit der Sondershow „50 Jahre AMG“ die Muskeln spielen lassen.
Große Auswahl spannender Anlageprodukte
Faszinierende Autos finden sich in Essen jedenfalls reichlich. Vor allem für Classic-Freunde lohnt sich ein Besuch der Halle 1, in der sich in großer Zahl exotisches, sündhaft teures und aufwendig restauriertes Garagengold tummelt. Die Tuningmesse ist mittlerweile auch Techno Classica en miniature. Wer mit dem Gedanken spielt, sein Geld in Oldtimer zu parken, findet auf der Motor Show eine große Auswahl spannender Anlageobjekte.
Sehenswert und facetttenreich ist die Tuning-Show vor allem mit ihren vielen Privatumbauten. Die Bandbreite der über 150 Schaustücke reicht von moderat modifizierten Alltagsautos über Hochleistungs-Boliden bis zu mit Liebe veredelten Showcars. Zu sehen, was manch bastelwütiger und oft auch künstlerisch veranlagter Technik-Freak auf extrabreite Räder gestellt hat, lohnt bereits den Besuch in Essen. Wer sich hier von der Kreativität inspirieren lässt, kann gleich noch vor Ort bei einem der zahlreichen Händler entsprechende Federsätze oder Auspuffanlage erstehen.
Geöffnet ist die Essen Motor Show wochentags von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende schon ab 9 Uhr. Das Tagesticket für Erwachsene kostet 16 Euro, Kinder/Jugendliche von 8 bis 16 Jahre zahlen 13 Euro. Für noch Jüngere ist der Eintritt frei. Die Eintrittskarten gelten zudem als Fahrkarten für Busse und Bahnen des Verkehrsverbunds VRR.