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BVdP Netzwerkstatt: "Star Wars" oder doch (noch) Raumschiff Enterprise?

04.03.2016 15:30 Uhr
BVdP Netzwerkstatt: "Star Wars" oder doch (noch) Raumschiff Enterprise?
Wohin steuert die Schadenwelt beim Thema Digitalisierung? Dazu erklärten sich bei der diesjährigen Netzwerkstatt des BVdP deren Vorstandsvorsitzender Reinhard Beyer sowie Repräsentanten von Audatex AUTOonline, ControlExpert, DAT, HUK-COBURG, Innovation Group den rund 350 Veranstaltungsteilnehmern.
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Die Digitalisierung der Schadenwelt kann auch Werkstätten Chancen bieten, doch der Weg dahin ist noch weit. Von durchgängigen Strukturprozessen einiger weniger Versicherer und Schadensteuerer abgesehen, hat sich im realen Schadenmanagement für K&L Betriebe in den letzten Jahren wenig geändert. Ergebnisse der BVdP-Netzwerkstatt 2016.

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Trotz der Absage von HUK-COBURG-Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann, der ursprünglich als Top-Referent der Versicherungswirtschaft mit einem Nachmittagsvortrag eingeplant war, konnte sich Reinhard Beyer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Partnerwerkstätten, kurz BVdP, vergangene Woche über einen mangelnden Besuch der 4. Netzwerkstatt nicht beklagen. Im Gegenteil: Erneut rund 350 Teilnehmer aus den BVdP-Mitgliedsbetrieben sowie Versicherungen, Schadensteuerungsunternehmen und Lieferanten bzw. Dienstleistern hatten den Weg zur Veranstaltung gefunden, die erstmals nicht in Offenbach, sondern im Hotel "La Strada" in Kassel ausgerichtet wurde.

"Digitalisierung" ist weder Utopie, noch Hexenwerk

Etwas kühn dagegen mutete das Veranstaltungsmotto der traditionellen Podiumsdiskussion an: "Digitalisierung – zwischen Steinzeit und Star Wars". Jens Nietzschmann, Vorsitzender der DAT-Geschäftsführung und einer der Diskutanten in der angesetzten Expertenrunde, holte deshalb die Ansprüche schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, indem er meinte, "wir befinden uns doch bestenfalls bei Raumschiff Enterprise und weniger im Krieg der Sterne oder einer fernen Zukunft". So sahen es letztlich auch etliche langjährige Marktinsider: Vieles, über das in Kassel diskutiert wurde, fand sich thematisch auch bereits auf Veranstaltungen wie dem früheren UCS-Schadengipfel in Davos wieder – vor gut 10 Jahren!

HUK-Geck reklamiert Benchmark-Anspruch

Dass heute auch viel Neues in klassischen Instandsetzungsbetrieben möglich wäre, wurde dabei nicht in Abrede gestellt. Und dass Versicherer und Schadensteuerer, deren Kerngeschäft eine schnelle Abwicklung gezielt gelenkter Unfallschäden ist, heute mit den Betrieben im "Alltagsgeschäft" auch weiter als der übrige Markt sind, wurde ebenso offenkundig. Nicht ganz ohne Stolz nahm in diesem Zusammenhang Thomas Geck, Leiter Schaden-Prozessmanagement der HUK-COBURG, für sein Unternehmen in Anspruch, "Benchmark in der Branche" zu sein. Dies nimmt insofern nicht wunder, als der oberfränkische Versicherer in den letzten mehr als zehn Jahren von sich aus sehr gezielt alle Strukturen und Ablauf-Prozedere mit seinen Partnerbetrieben selbst geschaffen und ein nicht unerhebliches Investment in IT und eigene Strukturen gesteckt hatte.

"Neue Standards kosten Geld – und das muss einer bezahlen"

Dass allerdings solche Konzepte mit teils hohem finanziellen Aufwand dahinter nicht für jeden Versicherer oder externe IT-Dienstleister sinnvoll und wirtschaftlich sind: Auch das wurde in der Podiumsdiskussion deutlich. "Wenn für eine bestimmte Gruppe im Markt neue Standards geschaffen werden müssen, kostet das Geld, und das muss dann auch jemand bezahlen", brachte es wiederum Jens Nietzschmann sehr sachlich und nüchtern auf den Punkt.

Reinhard Beyer geht in die Offensive

Und wenn spezifische Prozesse beispielsweise für eine größere Gruppe wie die BVdP-Betriebe geschaffen werden müssten, dann wären sie vorab auch entsprechend einzufordern. Dies veranlasste schließlich den BVdP-Vorstandschef Beyer zu der Ankündigung, dies künftig auch zu tun. Ferner wolle der Verband seine Mitgliedsbetriebe bei allen anderen Fragen der Digitalisierung aktiv unterstützen und als Berater für sämtliche Themen rund um den Einstieg in Mechanik-/Servicethemen sowie die Elektronik zur Verfügung stehen. 

In diesem Zusammenhang stand in Kassel auch das in der Schadenwelt derzeit breit diskutierte Thema HUK-Autoservice. Dass es in den großzügig angesetzten Zeitphasen des "Netzwerkens" unter den Teilnehmern vielfach um dieses neue Konzept ging, verstand sich deshalb von selbst.

Innovation Group "soomt" sich möglicherweise auch zum Autoservice

Für den BVdP als Interessenvertreter vor allem der auf Schadensteuerung spezialisierten Reparaturbetriebe interessant waren in der Diskussionsrunde denn auch die Ausführiungen von Steffen Struwe, Vorstandsmitglied der Innovation Group mit Sitz in Stuttgart. Als Online-Abwicklungsportal zur Schadenregulierung hat die Innovation Group das "SOOM"-Konzept entwickelt und mit einigen Versicherern derzeit im Pilotbetrieb laufen. Noch für das laufende Jahr ist der breite Markt-Rollout avisiert. 

Struwe, der seit zwei Jahren bereits intensiv die Entwicklungen der BOYA-Gruppe beobachtet, die in Hannover und Hildesheim neben ihrem klassischen K&L Geschäft als weltweiter Bosch-CarService-Leuchtturmbetrieb längst auch ins Servicegeschäft aktiv eingestiegen ist, ließ auf der BVdP-Netzwerkstatt erkennen, dass die Innovation Group möglicherweise der HUK-COBURG folgen und sich ebenfalls für mechanische und elektronische Arbeiten bei ihren Partnern öffnen werde. Im Moment sehe man sich die Entwicklungen des in Deutschland größeren Schadensteuerers aus Coburg deshalb "sehr genau" an.

Alles easy beim Claim oder Easy-Claim?

Nicht fehlen durfte schließlich der Langenfelder Prozessdienstleister ControlExpert. Gründer und Geschäftsführer Gerhard Witte wurde per Videobotschaft zugeschaltet, in der er verschiedene Prozesse und Marktentwicklungen erklärte. Vor Ort stand Prokurist und Vertriebschef Jörg Breuer sowohl in der Diskussionsrunde den Fragen von Moderator Christian Simmert, als auch danach den Netzwerkstatt-Teilnehmern Rede und Antwort. Im Fokus stand dabei der aktuelle Testlauf der App Easy-Claim für die fiktive Abrechnung. Des weiteren ging es um aktuelle Fragen zum Post-Master und das vor kurzem dazu gestartete Bezahlmodell.

Audatex AUTOonline möchte auch bei Werkstätten den Durchbruch

Für das Unternehmen Audatex AUTOonline in die Bütt ging dessen Leiter Sales & Customer Service, Erik Jahn. Aufbauend auf der bei Audatex schon vor gut zehn Jahren damals marktführend entwickelten Kommunikationsplattform AudaNet entwickle sich Audatex AUTOonline mehr und mehr zu einem ganzheitlichen "digitalen Unternehmen". An den beiden Standorten Minden und Neuss arbeite man derzeit mit Hochdruck daran, dass nun wirklich alle irgendwie am Schaden beteiligten Parteien eine gemeinsame elektronische Schadenakte nutzen könnten. Datensicherheit stehe im zentralen Fokus, die aktive An- und Einbindung der Werkstätten sei eine weitere Aktions-Speerspitze.

Paintinger: "Jeder Betrieb sollte eine Transformation genau prüfen"

Mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden zeigte sich BVdP-Geschäftsführer Robert Paintinger. Er brachte die Botschaften aus seiner Sicht nochmals auf den Punkt: Die Digitalisierung der Schadenwelt kann Werkstätten viel bringen, der Weg zu einer wirklich geschlossenen digitalen Schadenbearbeitung sei aber noch weit. Auch der HUK-Autoservice könne Partnerwerkstätten neue, strategische Chancen eröffnen. Paintinger rät den Betrieben allerdings, genau zu prüfen, ob die Transformation zum Full-Service-Anbieter von ihnen im jeweiligen Einzelfall auch gestemmt werden kann.

Was der BVdP-Geschäftsführer zu den weiteren Marktentwicklungen gegenüber AUTOHAUS aktuell geäußert hat, erfahren Sie in der neuen Ausgabe von AUTOHAUS-SchadenBusiness, die am kommenden Montag erscheint. (wkp)               

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