Der Verkauf der ostdeutschen Daimler-Niederlassungen steht offenbar kurz vor dem Abschluss. Wie die "Stuttgarter Zeitung" (Mittwoch) mit Verweis auf mehrere Quellen berichtet, übernimmt das chinesische Unternehmen Lei Shing Hong (LSH) die Betriebe in Magdeburg, Leipzig, Schwerin, Dresden und Rostock mit jeweils mehreren Standorten und insgesamt rund 1.500 Mitarbeitern. Die Berliner Niederlassung wäre nicht betroffen. Daimler wollte den Deal vorerst nicht bestätigen. Es gebe derzeit Gespräche mit Interessenten, die ein ernsthaftes Interesse an der Übernahme bekundet hätten, teilte eine Sprecherin jedoch mit.
Daimler ordnet derzeit seinen konzerneigenen Vertrieb in Deutschland neu (wir berichteten). 63 der insgesamt 158 Niederlassungsstandorte bekommen neue Eigentümer. LSH hatte bereits im Dezember das Autohaus in Erfurt mit zwei weiteren Standorten übernommen. Der Verband der Mercedes-Benz-Vertreter wollte die Veränderungen im Vertriebsnetz nicht kommentieren und teilte damals mit, man betrachte die Verkäufe als normale Vorgänge.
Zuletzt hatte der Verkauf der Niederlassungen an Fahrt gewonnen. So kaufte die Torpedo Garage mit Sitz in Kaiserslautern unlängst das Handelshaus im Saarland mit sechs Standorten, für die Region Südbaden wurden die Vertragsunterzeichnungen mit der Kestenholz-Gruppe abgeschlossen. Die Handelsgruppe Beresa übernimmt die konzerneigenen Autohäuser in Ostwestfalen-Lippe mit den Standorten Bielefeld, Gütersloh und Detmold. Die Niederlassung Ravensburg geht an die Riess GmbH. Rosier Oldenburg hat sich die Standorte in Emden und Aurich gesichert. Bereits unter Dach und Fach ist der Verkauf in Wiesbaden an die KBM Motorfahrzeuge GmbH.
LSH aus Hongkong hatte bereits im Dezember gegenüber AUTOHAUS weitere Zukäufe in Deutschland angekündigt: "Man kann davon ausgehen, dass LSH an weiteren Standorten interessiert ist", sagte Wolfram Geisler, Geschäftsführer der Stern Auto GmbH. Die Gesellschaft fungiert als deutsche Holding von LSH, die die hiesigen Handelsbetriebe bündeln soll. Geisler betonte, dass es sich bei LSH nicht um einen Finanzinvestor handele, sondern um ein traditionsreiches Handelshaus, das eine 40-jährige Zusammenarbeit mit Daimler in Asien verbinde.
Der Mischkonzern LSH ist in mehreren ostasiatischen Märkten im Automobilvertrieb aktiv. In China unterhält LSH rund 120 Mercedes-Autohäuser und deckt ca. 40 Prozent des Absatzes der deutschen Premiummarke ab. Weltweit vertreibt das Unternehmen über 100.000 Fahrzeuge jährlich und erwirtschaftet etwa neun Milliarden Euro Umsatz, 85 Prozent davon im Automobilvertrieb.
"Zukunftstarifvertrag"
Die ostdeutschen Daimler-Niederlassungen sind in einer eigenen Gesellschaft gebündelt. Laut "Stuttgarter Zeitung" wurde in der vergangenen Woche bereits mit Betriebsrat und IG Metall ein "Zukunftstarifvertrag" abgeschlossen, mit dem die Arbeitsplätze abgesichert werden sollen. Der Vertrag sehe unter anderem vor, dass die Niederlassungen bis Ende 2017 in ihrem wesentlichen Bestand erhalten blieben und die betriebliche Alterssicherung für die nächsten Jahre abgesichert sei, hieß es. Zudem erhalten die Beschäftigten laut Bericht beim Verkauf von Daimler einen Bonus von 5.000 Euro und vom neuen Arbeitgeber einen "Begrüßungsbonus" von 3.000 Euro. Allerdings gebe es keine Garantie, dass der Käufer die Tarifbindung übernehme und Mitglied des Arbeitgeberverbands werde. (se)
Annotator
klaus dieter
DerTraurige
Dr. Z.
Chinesische Spionageabwehr
Ni Hao LSH
Michael Kühn