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Dieselfahrzeuge: Vorerst keine blaue Plakette

10.08.2016 12:10 Uhr
Umweltzone Schild Feinstaub Plakette
Das Bundesumweltministerium verzichtet vorerst auf die umstrittenen Pläne für eine Kennzeichnung umweltfreundlicher Dieselfahrzeuge.
© Foto: stockpix4u / Fotolia

Das Umweltministerium hat die umstrittenen Kennzeichnungspläne für saubere Dieselautos "erst einmal auf Eis gelegt". Eine Arbeitsgruppe soll bis zum Herbst Alternativvorschläge ausarbeiten.

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Das Bundesumweltministerium verzichtet vorerst auf die umstrittenen Pläne für eine Kennzeichnung umweltfreundlicher Dieselfahrzeuge. "Wir haben die blaue Plakette für niedrige Stickoxidemissionen jetzt erst einmal auf Eis gelegt", sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Eine Arbeitsgruppe der Verkehrsministerkonferenz werde bis zum Herbst Alternativvorschläge ausarbeiten. Diese warte man erst einmal ab. "Wir sind offen für Alternativen", betonte Flasbarth.

Die blaue Plakette sollten nach den bisherigen Vorstellungen von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) moderne Dieselfahrzeuge mit einem geringen Schadstoffausstoß bekommen. Auf diese Weise sollte es den Kommunen ermöglicht werden, in besonders belasteten Gebieten lokale Fahrverbote für Fahrzeuge ohne die Plakette zu erlassen.

Das Vorhaben stößt im CSU-geführten Bundesverkehrsministerium auf Widerstand. Ressortchef Alexander Dobrindt vertritt die Auffassung, es sei wirkungsvoller, bei Fahrzeugen anzusetzen, die sich ständig im Stadtverkehr befinden, etwa Taxen, Busse oder Behördenfahrzeuge.

Ungeachtet des Zugehens auf die Kritiker blieb Staatssekretär Flasbarth nun dabei, dass es notwendig sei, Abgase zu reduzieren. Es gehe "nicht um eine Marotte von Umweltschützern", sondern um die Gesundheit der Menschen in den Innenstädten. "Mindestens 400.000 Menschen in Deutschland sind davon direkt betroffen, weil sie an viel befahrenen Straßen wohnen." In etwa 80 deutschen Städten würden derzeit die Grenzwerte für Stickstoffdioxid überschritten.

Kfz-Gewerbe begrüßt Stopp 

Als "Sieg der Vernunft" wertet der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) die Entscheidung des Bundesumweltministeriums. Eine blaue Plakette hätte dazu geführt, die Mobilität von über 13 Millionen Fahrern mit Diesel-Pkw einzuschränken. Dazu zählten auch fast sechs Millionen Diesel, die nach Euro-5-Norm zugelassen worden seien, sagte ein ZDK-Sprecher in Bonn.  

Es sei noch nicht lange her, dass die Politik die Verbraucher zum Kauf von sparsamen Dieselfahrzeugen aufgerufen habe, um den CO2-Ausstoß insbesondere in den Städten wirksam zu bekämpfen. Wer etwa als Berufspendler auf die Sparsamkeit und Langlebigkeit des Dieselantriebs setze und die höheren Kosten durch eine entsprechend lange Nutzung amortisieren wolle, hätte mit Wertverlust beim Verkauf seines Fahrzeugs rechnen müssen. "Der ZDK fordert daher eine Politik mit Augenmaß, die neben berechtigten Umweltanliegen auch die Mobilitätsbedürfnisse sowie auf Treu und Glauben getroffene Investitionsentscheidungen der Steuerzahler berücksichtigt", so der Verbandssprecher.

Umweltschützer erbost

Umweltschützer reagierten dagegen verärgert auf das vorläufige Aus für die blaue Plakette. "Es ist enttäuschend, dass das Umweltministerium dem Druck der Autolobby nachgeben will", sagte BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Nur mit der Plakette, die die Umweltminister der Länder im April erbeten hatten, könnten Städte Fahrzeuge mit hohem Stickoxidausstoß aus stark belasteten Gebieten fern halten.

"Die Autokonzerne setzen sich in Sachen Luftreinhaltung einmal mehr durch", sagte der Präsident der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, der Deutschen Presse-Agentur. Diesel-Fahrzeuge aus den Innenstädten auszusperren, würde dazu führen, dass die Konzerne nachrüsten. "Der Abgasskandal wäre eine hervorragende Chance für die Bundesregierung gewesen, sich von der Industrie zu emanzipieren", sagte Greenpeace-Verkehrsexperte Andree Böhling. Diese Möglichkeit werde aber verschlafen. (dpa/se)

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KOMMENTARE


B.Obachter

10.08.2016 - 09:55 Uhr

Geht doch. (Fast) alle berechtigten Kommentare hier im Forum wurden vielleicht :-) ernst genommen.- Steuerermäßigung auf Dieselkraftstoff (sinnvoll) reduzieren- KFZ-Steuer auf Dieselfahrzeuge nach Schadstoffklassen (moderat) anpassenUnd schon werden die betroffenen Fahrzeuge umweltschonender bewegt. Es liegt doch schlussendlich sehr am Fahrstil des Einzelnen.


Achill

10.08.2016 - 17:42 Uhr

Und wenn die Umweltschützer noch so erbost sind wer muss denn die Zeche Zahlen nicht die Industrie der Verbraucher und Autofahrer wird geschädigt. Der Weg mit der blauen Plakette ist vollkommen falsch aber einfach für ein gutes Gewissen der Umweltschützer aber der Hebel muss anders angesetzt werden und nicht beim Verbraucher.


Andreas Becker

10.08.2016 - 17:56 Uhr

Als Automobilverkäufer , Dieselfahrer und Bewohner einer kleinen Seitenstraße des Stadtzentrums bin ich in allen Belangen mit dem Thema behaftet. Dieselfahrzeuge werden derzeit nicht mehr gekauft und stehen sich als Gebrauchtwagen die Räder eckig. Als Dieselfahrer ( überzeugt ) soll ich nicht mehr in die Städte dürfen. Muß dann wohl künftig mehr im Internet kaufen und die Geschäfte meiden. Als Anwohner in der Innenstadt stelle ich jeden Tag fest, das Zulieferer ihre Dieselfahrzeuge während des Be- und Entladens die Fahrzeuge laufen lassen. Räumen wir doch erst mal wie geschrieben, bei den Behörden auf, die stellenweise mit ihren alten Transportern oder Pickups die Luft verpessten. Vom Wertverlust meines eigenen Fahrzeugs mal ganz zu schweigen werden wir als Automobilverkäufer auf Provisionsbasis durch Langsteher auch noch bei unseren Einkünften beschnitten. Da hat wohl noch keiner dran gedacht und wenn die Kasse nicht stimmt, können wir eh nicht mehr in die Städte fahren ! Oder kommt irgend jemand für den verlorenen Verdienst und meinen Wertverlust auf ?


hwb

10.08.2016 - 18:48 Uhr

Vor ca. 200 Jahren sind wir Menschen zu Fuß oder mit Ochsenkarren, der auch schon CO² Emissionen hatte, durch das Dorf und auf das Feld gefahren. Damals waren weniger Menschen unterwegs und wenn jemand älter als dreißig Jahre war, wurde er fast zwngsläufig zum Dorfältesten. Es gab Krankheiten, keine ärztliche Versorgung, eingeschränktes Nahrungsmittelangebot, kurze Lebenserwartung. Umweltschützer, die Deutsche Umwelthilfe und den BUND gab es noch nicht, der damaligen Welt hat nichts gefehlt. Mein Opa hat mir beigebracht, man kann nur Vorbild sein, wenn man seine Überzeugung auch selbst vorlebt. Diese angeblichen Umweltschützer sollten auch mal darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist, anderen Menschen, die sich in dieser deutlich besseren Welt, so wie sie ist, wohl fühlen und gar keine wie auch immer gearteten Verbote und Vorschriften haben wollen. Das gilt um so mehr, wenn diese "Umweltschützer" mit ihren "Fahrzeugen" mit Nutzung von Smartphones und Sozialen Netzwerken zu Veranstaltungen fahren, wo sie sich wieder mal in Szene setzen können. Hier wird die Weiterentwicklung und neueste Technologie akzeptiert und genutzt, wenn man anderen Vorschriften machen will. Tolle Gesellschaft, in der wir leben.


Lothar Hoppe

11.08.2016 - 11:44 Uhr

"Es ist enttäuschend, dass das Umweltministerium dem Druck der Autolobby nachgeben will", Wer sagt denn, dass es nur der Wunsch der Autolobby ist, die blaue Plakette auf Eis zu legen. Es ist ebenso mein Wunsch als Verbraucher. Was nützt eine neue Plakette, die als Basis die gleichen unzureichenden bis falschen Emissionswerte nimmt wie bisher. Hier sollten zuerst neue Messverfahren standarisiert werden, die den tatsächlichen Emissionen und Verbräuchen gerecht werden, dann erst kann man über neue Grenzwerte nachdenken. Den Rest wird dann der Markt regeln.


Michael H.

12.08.2016 - 09:47 Uhr

Es ist immer wieder erstaunlich, wie kurzsichtig und offensichtlich lobbygesteuert in Deutschland Politik gemacht wird. Dabei steht nicht das Wohl der Befölkerung im Vordergrund, sonder zumeist die finanziellen Interessen der Konzerne.Die Unruhen in Neu Dehli und die Diskussionen in New York zeigen diese Problematik recht anschaulich.In Tokyo fahren seit jahrzenhnte alle Taxis beispielsweise mit Gas. Der nächste Schritt sollte sein, dass diese elektrisch fahren.Ich befürchte, dass hier eine klare Ansage der Politik nicht zuerwarten ist und die Politikverdrossenheit zunehmen wird.


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