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eCall-Alternative: GDV-Unfallmeldestecker startet am 4. April

19.03.2016 16:19 Uhr
eCall-Alternative: GDV-Unfallmeldestecker startet am 4. April
Für den Unfallmeldedienst braucht man vor allem eine 12-Volt-Steckdose im Auto, um dort den Unfallmeldestecker zu versorgen, und ein Smartphone. Über eine App erfolgt dann die entsprechende Unfallmeldung mit der aktuellen Position des Fahrzeuges an die GDV-Notrufzentrale in Hamburg.
© Foto: GDV e.V.

Es ist das Projekt, das der GDV eineinhalb Jahre wie ein Staatsgeheimnis zu hüten versuchte. Und erst jetzt gab es eine offizielle Verlautbarung aus Berlin: Der Unfallmeldedienst startet am 4. April als "automatisches Notruf-System". Das Gute daran: Die eCall-Alternative der Versicherer bringt Hilfe auch für Bestands- und Altfahrzeuge.

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In Zusammenhang mit dem ab 2018 europaweit in allen Neuwagen gesetzlich vorgeschriebenen automatischen Notruf eCall treibt die deutschen Versicherer seit langem die Sorge um, dass sie dann den Zugang zu ihren Kunden verlieren könnten und die Automobilhersteller permanent alle Fahrzeugdaten direkt abgreifen und auch mit den Insassen in direkter Kommunikation stehen könnten (wir berichteten fortlaufend).

Der Kampf um den Direktkontakt zum Kunden
Zwar wurde inzwischen die Wahlfreiheit des Kunden geregelt, wonach er sich frei entscheiden kann, wer mit ihm im Falle eines Unfalls oder einer Panne als Erster zu ihm den Kontakt aufnimmt. So ganz aber wollen die Versicherer nicht darauf vertrauen, dass sie die Hersteller in zwei Jahren mit eCall und den sonstigen Telematikmöglichkeiten nicht doch irgendwie von ihren Versicherungskunden mehr und mehr fernhalten könnten.

Ein System für Fahrzeuge jeden Alters
Aus all den Überlegungen resultierte nun ein automatisches Notruf-System der Versicherer, das in nahezu allen Autos eingesetzt werden kann – in Neuwagen ebenso wie in Gebrauchtwagen. Das "Unfallmeldedienst" genannte System erkennt eine Kollision und meldet den Unfall automatisch an die GDV-Notrufzentrale in Hamburg, wo auch bisher schon NOTFON D und andere Dienste auflaufen. Am Unfallmeldedienst beteiligen sich nach Aussage des GDV "zahlreiche" Kfz-Versicherer, der Start erfolgt am 4. April 2016.

"Recht auf Rettung für alle"
"Dank des Unfallmeldedienstes werden die Rettungskräfte in vielen Fällen deutlich schneller am Unfallort sein als bisher. So helfen wir, Leben zu retten und Verletzte so schnell wie möglich zu versorgen – denn in einem Notfall kommt es auf jede Minute an", sagte Peter Slawik, Vorsitzender des Fachausschusses Kraftfahrtversicherung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), bei der Vorstellung des Unfallmeldedienstes in Berlin.

Den Sinn und tatsächlichen Nutzen des Unfallmeldedienstes am treffendsten beschrieben hatte vor knapp einem Jahr übrigens Klaus-Jürgen Heitmann, Autovorstand der HUK-COBURG und verantwortlich für den zuständigen GDV-Lenkungsausschuss: Im Rahmen der Bilanzpressekonferenz des oberfränkischen Versicherers sagte er auf Nachfrage von AUTOHAUS, dass mit diesem System "alle Autofahrer ein Recht auf Rettung" bekämen.

Sensoren erkennen den Unfall und seine Schwere
Kernstück des Notruf-Systems ist ein sogenannter Unfallmeldestecker für die 12-Volt-Buchse ("Zigarettenanzünder") im Auto. Beschleunigungssensoren im Stecker erkennen eine Kollision und die Stärke des Aufpralls. Registriert der Stecker einen Unfall, sendet er diese Information an eine Unfallmelde-App auf dem Smartphone des Autofahrers. Die App meldet den Unfall, die aktuelle Position des Fahrers und die letzte Fahrtrichtung an eine Notrufzentrale. Gleichzeitig wird eine Sprechverbindung zwischen der Notrufzentrale und dem Autofahrer am Unfallort hergestellt. Im Fall eines schweren Unfalls leitet die Notrufzentrale sofort Rettungsmaßnahmen ein.

Technisch betrieben wird der Unfallmeldedienst von der in Hamburg am Glockengießerwall 2 ansässigen GDV Dienstleistungs-GmbH & Co. KG (GDV DL), Anbieter des neuen Dienstes sind die teilnehmenden Kfz-Versicherer. Interessierte Versicherungskunden können den Stecker und die App direkt bei ihrer Versicherung erhalten. Zur Markteinführung stehen den teilnehmenden Kfz-Versicherern rund eine halbe Million bisher produzierter Unfallmeldestecker zur Verfügung.

Schnelle Hilfe auch bei Blechschäden und Pannen
Der Unfallmeldedienst hilft den Autofahrern laut GDV nicht nur bei einem schweren Unfall, sondern auch bei Blech- und Bagatellschäden oder Pannen. Registriert der Unfallmeldestecker nur einen leichten Aufprall oder löst der Autofahrer einen manuellen Pannenruf aus, nimmt der jeweilige Kfz-Versicherer den Unfall auf und organisiert Hilfe.

Technologie kommt von Bosch und IBM
Für den Unfallmeldedienst hat die Versicherungswirtschaft eng mit den Technologie-Unternehmen Bosch und IBM zusammengearbeitet. Bosch entwickelte den Unfallmeldestecker, IBM programmierte die Unfallmelde-App und schuf die notwendige IT- und Kommunikationsinfrastruktur. Das Ergebnis ist eine unkomplizierte und robuste Lösung, die sich zudem durch größtmögliche Datensparsamkeit auszeichnet. Verläuft die Fahrt störungsfrei, werden keine Daten an die Notrufzentrale übertragen. Das Smartphone sendet Daten nur nach einem Unfall oder einem manuellen Hilferuf – und auch dann übermittelt es nur wenige Informationen. Rückschlüsse auf die Fahrweise zu ziehen, ist mit dem Unfallmeldedienst ebenso unmöglich, wie Bewegungsprofile zu erstellen.

Die Unfallmelde-App gibt es für Android-Smartphones (ab Version 2.3.4) und für iPhones (ab Modell 5 und iOS 8). Die Datenübertragung zwischen Unfallmeldestecker und Smartphone funktioniert über eine Bluetooth-Verbindung. Über eine USB-Buchse kann der Unfallmeldestecker das Smartphone während der Fahrt auch aufladen.

Kfz-Assekuranz hat Erfahrung mit Notrufen
Die Notrufzentrale der Autoversicherer verfügt über jahrelange Erfahrung mit Pannen- und Notrufen. Bereits seit 1999 betreut das von der GDV DL betriebene Service-Center die Notrufsäulen an deutschen Autobahnen und hilft jedes Jahr über 100.000 Anrufern.    (wkp)

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