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Mercedes-Benz Österreich: Skandal in Kärnten

13.02.2015 13:10 Uhr
Teissl-Gruppe
Nicht mehr am Netz: Mit der Teissl-Gruppe wurde der älteste Mercedes-Benz Vertreter Österreichs Ende 2014 fristlos gekündigt.
© Foto: Teissl

Eine Revision von Mercedes wurde Anlass zur fristlosen Kündigung der traditionsreichen Teissl-Gruppe mit fünf Standorten in Villach, Klagenfurt und Lienz.

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Mercedes-Benz Österreich hat in den vergangenen Monaten eine Revision in allen Händlerbetrieben vorgenommen. Sie wurde Anlass zur fristlosen Kündigung der traditionsreichen Teissl-Gruppe mit fünf Standorten in Villach, Klagenfurt und Lienz im Oktober 2014. Der Vorwurf: Durch jahrelang falsch abgerechnete Verkaufshilfen sei dem Importeur ein Schaden von rund 1,4 Millionen Euro entstanden. "Da der Compliance-Verstoß so erheblich war, dass die Vertrauensbasis zerstört wurde, haben wir die erforderlichen Konsequenzen gezogen", begründete Unternehmenssprecher Bernhard Bauer die Entscheidung.

Dem hält Helmut Teissl entgegen, dass es angesichts gewaltiger Rückstellungen von 600 Millionen Euro für drohende Strafen wegen Preisabsprachen in China und England einen eigenartigen Beigeschmack habe, dass Mercedes-Benz so viel Wert auf die Einhaltung von Regeln lege. In seinem Fall hätte auch eine Abmahnung ausgesprochen werden können. Denn nach seinen Angaben hat er die Unregelmäßigkeiten selbst entdeckt, beim Importeur angezeigt und den Schaden beglichen. Nach österreichischen Recht war damit der Tatbestand der "Tätigen Reue und Wiedergutmachung" erfüllt und Teissl konnte strafrechtlich nicht mehr belangt werden. 

Teissl: "Eine Vertriebsnetzbereinigung mittels fristloser Kündigung aller Verträge mit dem Ziel der raschen Unternehmensliquidierung hat ein modernes Bild einer Franchise-Landschaft entworfen, das mit unserem Bild des freien Unternehmertums nichts mehr zu tun hat." Seine fünf Standorte stehen nun zum Verkauf. (AH)

Einen ausführlichen Bericht über diesen "Skandal in Kärnten" lesen Sie in AUTOHAUS 4/2015, das am 16. Februar erscheint!

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KOMMENTARE


Alfons Wigger

13.02.2015 - 18:07 Uhr

Wer sich durch jahrelang falsch abgerechnete Verkaufshilfen oder sonstige Betrügereien Marktvorteile verschafft, hat auch die Konsequenzen dafür zu tragen. Viele ordentliche Händlerkollegen haben unter solchen Machenschaften zu leiden und verlieren im Zweifel den Kampf um den Kunden. Und da ist es nicht damit getan, den Betrug beim Hersteller / Importeur anzuzeigen und den Schaden zu begleichen. Bei einem Schaden von rund 1,4 Millionen Euro sprechen wir nicht über „Peanuts“. Hier ist die Vertrauensbasis nachhaltig zerstört. Die fristlose Kündigung ist die einzig mögliche Konsequenz.


Hubert kainz

13.02.2015 - 18:47 Uhr

So geht man mit seinen Kindern nicht um!Ein Hersteller sollte ähnlich wie eine Mutter alle Ihre Kinder lieben.Wenn nun ein Kind einen Fehler begangen hat, diesen erkennt und versucht es wieder gut zu machen , dann sind solche Strafen total überzogen und bringen gar nichts. Das Ansehen der " Mutter " wird nachhaltig geschädigt, die anderen - braven Kinder fürchten sich schon vor der nächsten Kontrolle und der nächsten Strafe und werden sich tunlichst nichts mehr zu tun trauen. Einen Händlervertrag zu erfüllen ist keine leichte Sache. Die Abrechnungen von Aktionen,Bonis JAZ, Jam,on TopAktionen , KUZU, ect. erfordert viel Wissen und exzelente Mitarbeiter.Audits, Standards Erfüllung im Autohaus lassen die Deckungsbeiträge in den Keller fallen. Ich wünsche Herrn Teissl alles Gute . Ich bin froh kein Mercedes - Händler zu sein.


Insider

14.02.2015 - 21:39 Uhr

Sehr eigenartige Ansichten des Hrn.Teissl. Zuerst den Importeur jahrelang betrügen, und dann wehleidig sein. Fakt ist, die Revision war bereits angekündigt, erst dann erfolgte die Selbstanzeige. Vielleicht auf Anraten seines Starverteidigers Dr.Soyer, der ja auch schon seinen Steuerberater Birnbacher vor Gröberem bewahrt hat. Der Importeur hat die einzige richtige Entscheidung getroffen, und die fristlose Kündigung ausgesprochen.


Detlef Rüde

16.02.2015 - 09:29 Uhr

@Insinder, juristisch richtige Definition: Nicht der Importeur hat den Händler/Vermittlervertrag gekündigt, sondern der Hersteller. DB Produziert in Deutschland, daher sprechen wir hier vom Hersteller und nicht vom Importeur. Dennoch ist die Kündigung unter diesen Umständen, der einzige Weg, da das Vertrauensverhältnis nachhaltig zerstört ist.


VKF_Desaster

16.02.2015 - 11:15 Uhr

wie und ob die Fa. Teissl sich Marktvorteile beschafft hat, vermag ich nicht zu sagen.Fakt ist allerdings: Die immer komplizierteren Verkaufsförderprogramme der Hersteller, mit ständig wechselnden Bedingungen, Voraussetzungen, Fristen, Zeitrahmen und Nachweisen schaffen eine erhebliche Unruhe und Unsicherheit im Handel. Bei jedem Neuwagengeschäft schwebt das Damoklesschwert der Revision/Rückbelasung über dem Händler. Teilweise fühlt man sich einer Willkür der entsprechenden Fachabteilungen der Hersteller/Importeure ausgesetzt. Die mittlerweile hochkomplizierten VKF-Programme und die Einhaltung deren Rahmenbedingungen überfordern das Verkaufspersonal. Und was ist für den Vertrieb schlechter und kontraproduktiver als unsichere Verkäufer ? Mit ein Erfolgsfaktor der Marke Dacia -sicher nicht der Hauptfaktor- ist die Einfachheit des Geschäftes. Viele VKF-Programme schaffen nicht den erwünschten Wettbewerbsvorteil sondern führen zu Unsicherheit und letztenendes zum Wettbewerbsnachteil...


Holger Brockmann

16.02.2015 - 13:47 Uhr

@ Detlef Rüde: Ich wäre doch eher für "Importeur". Zwar produziert MB (viel) in Deutschland, aber es handelt sich um einen österreichischen Händler. Und Österreich gehört seit ca. 70 Jahren nicht mehr zu Deutschland. Und auch die Reichszugehörigkeit war bekanntermaßen nur kurz ...


VKF-Desaster

16.02.2015 - 16:30 Uhr

@Holger Brockmann: wenn man vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ausgeht, war die Reichszugehörigkeit doch fast 1000 Jahre. Aber Sie haben Recht, das andere Reich hat nicht die versprochenen 1000 Jahre gehalten...darum sollte wohl für die Ösis "Importeur" richtig sein. Das manche hier wissen, dass die Kündigung rechtmäßig, verhältnismäßig und angebracht ist, halte ich jedoch für anmaßend...


Stern1

16.02.2015 - 21:18 Uhr

Die gesamte Branche kämpft seit Jahren mit reduzierten Margen und Erträgen. Dies darf aber keine Entschuldigung für Betrug sein. Die älteste MB Vertretung Östereichs hat natürlich die goldenen Jahre mitgemacht. Aber nur in der Vergangenheit zu leben, und den hohen Margen nachzutrauern ist zu wenig. Es ist MB Händler auch heute noch möglich, auf ehrliche Weise, gutes Geld zu verdienen. Aber es ist natürlich einfacher Stützungen zu erschleichen , als kundenorientiert zu arbeiten. Auch das Argument, MB begeht selbst Compliance Verstöße, zeugt nicht von Charakter. Leidtragende sind nicht nur die Kunden, sondern auch die vielen Mitarbeiter.


Helau

17.02.2015 - 10:21 Uhr

Wenn ich mir hier einige Lesermeinungen durchlese, fehlt mir ein wenig das Verständnis und ich zweifle an den Schreibern. Der Eine schwadroniert über das "Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation " (geht's noch?) und der Andere lässt seinem "Hoeness-Komplex" freien Lauf ("er hat doch so tolle Sachen für den Verein und Bayern getan"..blablablubb). Fakt ist, es wurde nicht vertragskonform abgerechnet, in dieser Größenordnung hat das für mich ein gewissen Geschmack, was die internen Prozesse in der AH-Gruppe angehen. Was ich damit meine, kann sich selbst jeder etnscheiden. Um es auf den Punkt zu bringen, jeder ist für sein Handeln verantwortlich und rumheulen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, entspricht der Rumheulmentalität der italienischen Fussballer nach einem Foul. Der einzig brauchbare Kommentar war von Stern1, dessen Meinung ich voll und ganz teile.


Stern1

17.02.2015 - 18:24 Uhr

Die Revision wurde bei allen MB Vertretungen in Österreich durchgeführt. Mit Ausnahme der Fa.Teissl wurde überall korrekt abgerechnet. Bei einer Schadenssumme von € 1,4 Millionen über 7 Jahre wurde dies anscheinend höchst professionell betrieben. Da ist es mit einer Abmahnung nicht getan, die fristlose Kündigung die einzige, richtige Konsequenz. Hr. Teissl soll froh sein, dass es keine strafrechtlichen Folgen hat. Wichtig wäre eine neue, seriöse Vertretung in Kärnten um die Betreuungsqualität wieder zu garantieren. Es wird allerdings nicht einfach sein, denn wer soll für den kleinen Markt so viel investieren. Nachdem die Großen in Österreich ( Pappas und Wiesenthal ) kein Interesse haben , sollte der Importeur bzw. das Werk das übernehmen.


Stern2

27.02.2015 - 09:56 Uhr

Wie in Österreich so auch in Deutschland wird der Hersteller um seine Verkaufshilfen gebracht. Nur hier schaut die MBVD weg!!!! Da werden Vermittlungsmeldungen beim Servicepartner generiert um diese dann als Nachlass oder Werkstattgutschrift an den Kunden weiterzureichen. Da werden KFZ-Briefe zusammenkopiert bzw. GW-Fahrzeuge auf dem Papeier Inzahlung genommen um an Inzahlungnahmeboni zu kommen. Da werden die Kunden nach Behindertenausweisen in der Familie gefragt um 15% Sonderrabatt zu generieren. Da werden Fahrzeuge auf sogenannte Grosskunden bestellt und nach einem Tag umgemeldet (dadurch teilweise Rabatte bis 25%). Wenn dann mal eine Revision gemacht wird, entschuldigt sich man diese durchzuführen aber es gab halt einen Hinweis und dann muss man halt kommen. Würde die Konzernrevision (nicht MBVD) anrücken, würde einige renomierte Händler in Deutschland treffen. Wie weit ist es im MB-Vertrieb gekommen nur um ein Fahrzeuge zu verkaufen.


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