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PSA-Chef Tavares: Opel muss sich selbst sanieren

23.02.2017 13:20 Uhr
Carlos Tavares
Carlos Tavares: Opel soll im Falle einer Übernahme ein deutsches Unternehmen bleiben.
© Foto: Peugeot

Die geplante Übernahme von Opel durch den französischen Autobauer PSA ist noch nicht in trockenen Tüchern. Die Regierungen wollen schnell Klarheit für die Beschäftigten. Der PSA-Chef macht klar, dass Opel für ihn ein Sanierungsfall ist.

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PSA-Chef Carlos Tavares erwartet von Opel im Fall einer Übernahme einen Plan zur Sanierung der deutschen Traditionsmarke. Dieser Plan müsse von Opel selbst kommen, sagte der Chef des französischen Autokonzerns am Donnerstag in Paris. Die bisherige General-Motors-Tochter Opel sei in einer vergleichbaren Lage wie PSA vor vier Jahren, als der Konzern mit den Marken Peugeot und Citroën rote Zahlen schrieb und umgebaut wurde - damals sprang auch der französische Staat ein.

Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Michel Sapin erwartet einen recht zügigen Abschluss der Übernahme-Verhandlungen: "Das wird nicht in den nächsten Tagen sein, aber auch nicht in drei Monaten." Es dürfe aber auch nichts überstürzt werden, die Gewerkschaften müssten ausreichend informiert werden. Mehrere Medien hatten berichtet, dass die Verträge spätestens bis zum Genfer Autosalon unterschrieben werden sollen, der am 6. März beginnt.

Sapin und Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) forderten nach einem Treffen in Paris, dass die Beschäftigten nun schnell Klarheit über die Zukunftsperspektive der Unternehmen bekommen sollten. Opel solle zudem eine eigenständige Marke mit eigenem Management bleiben. "Wichtig ist schon, dass Opel Opel bleibt", sagte Zypries.

Tavares versicherte bei Vorlage der PSA-Jahreszahlen, Opel als deutsches Unternehmen zu erhalten. "Das ist in unserem Interesse", sagte er. Es gebe Kunden, die um französische Marken einen Bogen machten, deshalb sei eine deutsche Marke für PSA wichtig. Die Franzosen wollen mit dem Zukauf zu einem "europäischen Auto-Champion" und damit zur Nummer Zwei hinter Volkswagen aufsteigen.

Satter Gewinnzuwachs bei PSA

Der neue Verbund könnte laut Tavares auf mittlere Sicht eine Kapazität von über fünf Millionen Auto erreichen - die Ertragskraft solle der von PSA "sehr nahe" kommen. Im vergangenen Jahr verbuchte der französische Autobauer einen satten Gewinnzuwachs. Mit 1,73 Milliarden Euro verdoppelte sich der unter dem Strich verbleibende Gewinn nahezu. Der Umsatz schrumpfte wegen Schwankungen von Wechselkursen um 1,2 Prozent auf 54 Milliarden Euro.

"Der Deal ist nicht abgeschlossen", sagte Tavares. Er bekräftigte, dass alle bestehenden Abmachungen mit den Opel-Beschäftigten eingehalten werden sollten. "Bei PSA halten wir Vereinbarungen ein." Er schloss nicht aus, dass in Zukunft Opel-Autos auch außerhalb Westeuropas verkauft werden könnten. "Das ist eine Möglichkeit."

Zypries will sich für die deutschen Opel-Standorte mit mehr als 19.000 Beschäftigten einsetzen. Sie sieht strategische Vorteile in dem Zusammenschluss: "Opel baut einfach sehr gute Autos. In der Partnerschaft mit PSA wird ein starkes europäisches Unternehmen entstehen", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. In einer gemeinsamen Erklärung mit Sapin forderte sie, das gemeinsame Unternehmen brauche eine "tragfähige Zukunftsstrategie mit einer langfristigen Perspektive für alle Produktionsstandorte, Entwicklungszentren und die Beschäftigung". Das Wort der französischen Regierung hat bei PSA Gewicht, der Staat hält 14 Prozent an dem Unternehmen.

Tavares hatte bereits Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) telefonisch eine Job- und Standortgarantie sowie die Eigenständigkeit von Opel im PSA-Verbund zugesagt. Die Franzosen hatten vergangene Woche das Interesse an einer Übernahme Opels von General Motors verkündet.

Frankreich unterstützt den Deal

Sapin, ein Vertrauter von Staatspräsident Francois Hollande, und Industriestaatssekretär Christophe Sirugue trafen sich laut einer Mitteilung mit Tavares und unterstützten dabei den geplanten Deal. Sie forderten Tavares aber auf, mit allen Beteiligten zu sprechen, vor allem mit den Gewerkschaften und den Regierungen der betroffenen Staaten.

Sapin sagte nach einem Treffen mit seinen Amtskollegen Wolfgang Schäuble (CDU) und Mateusz Morawiecki aus Polen, es gebe einen Dialog mit den Spitzen der Autobauer, damit alle Verpflichtungen im Bereich der Beschäftigung bestätigt würden. Er forderte "transparente Kontakte" zwischen den Verantwortlichen von PSA und Opel. Der Sozialist kritisierte, er sei nicht früh genug von dem Konzern über das Kaufvorhaben informiert worden. (dpa)

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KOMMENTARE


Teilefuzzi

23.02.2017 - 11:02 Uhr

Die Politik ist wach geworden. Jeder redet mit jedem. Haben eigentlich Gewerkschaften und Opel Betriebsrat mal Kontakt zu ihren französischen Kollegen aufgenommen. Da könnte man erfahren, welche sozialen Standarts im PSA Konzern gelten. Die sind garnicht so schlecht. Übrigens: Die Konzernsprache bei PSA ist Englisch.


Annotator

23.02.2017 - 16:15 Uhr

Wenn Opel so oder so hart sanieren muß, dann braucht man doch nicht PSA dazu. Es genügt einfach ein gutes Management und Weltmarköffnung.


Franz Karl

23.02.2017 - 19:16 Uhr

GM hat die Geduld verloren. Opel gehört - noch - GM. GM will Geld sehen. Dafür braucht man einen Käufer der zahlen kann. PSA dürfte finanziell in den letzten Jahren gut gewirtschaftet haben, wenn die Ergebnisse stimmen, die bekanntgegeben wurden. Dazu kommen Synergieeffekte, die schon bisher Opel und PSA verbunden haben. Eine logische Entscheidung von GM. Absolut nachvollziehbar. Eine andere Sache ist die emotionale Komponente. Amerika war weit weg. Opel ist in Europa als selbständige Marke aufgetreten. Gerade in den letzten Jahren hatte man den Eindruck, das dies GM fördert - Ausbau Entwicklungszentrum. Übertragung von globalen technischen Entwicklungen ect. Wenn der Deal mt PSA zustande kommt, könnte es heissen: Wenn ich eine deutsche Marke kaufen möchte, kommt Opel nicht mehr in Frage. Das könnte ein gravierendes Problem werden. Und wenn Opel sich selbst aus dem Sumpf ziehen muss, wer soll das machen ? Ich dachte, Herr Neumann sei ein guter Manager. Und jetzt ? Es bleibt spannend ...


autofan

24.02.2017 - 13:32 Uhr

Ich kann mich dem Kommentar von Annotator nur anschließen. Opel hat dermaßen hoch motivierte und engagierte Mitarbeiter, die würden das stemmen. Wenn bei Peugeot der französische Staat helfen kann, bei VW der Staat eh schon mit drin steckt ( jaja ich weiß nur NRW), dann könnte man mit staatlichen Bürgschaften doch aushelfen.Opel saniert sich damit selbst, kann und wird sich dem Weltmarkt endlich alleine und wirklich öffnen können und endlich auch Gewinne einfahren. Und die Patente , welche Opel entwickelt und an GM KOSTENLOS abgegeben muss,blieben bei Opel und müssten nicht wie bisher von der "lieben" Mama GM zurückgekauft werden. Man stelle sich die Milliarden vor, die damit als Plus und damit Opel mit in die Gewinnzone führen würde. Bitte liebe Opel Mitarbeiter: arbeitet darauf hin !!!!!!!!!!!!!!!


Rudi

24.02.2017 - 16:31 Uhr

@Autofan: Nicht NRW hat Anteile an VW, sondern Niedersachsen. Also kein Staat, sondern ein Bundesland. Der Staat, der dort Anteile hat, ist Katar - aber nicht Deutschland!


Armin Günther

24.02.2017 - 16:33 Uhr

@ Auto FanDas NRW bei VW mit drin steckt ist ja eine ganz frische Info bisher was es Niedersachsen. Muss Opel seine Technologie kostenlos an GM transferieren ? ich denke nein auch hier werden Gelder fließen. Die Mutter GM hat aber auch lange Jahre immer Geld in die Marke geschossen und trotz einer Erfolgsmeldung nach der anderen schreibt Opel nach wie vor rote Zahlen. Man muss aber auch zu recht sagen das Entwicklungen wie Russland oder der geplante EU Austritt Opel zusetzen und das ohne Eigenverschulden.


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