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"Reform des Vertrauens": ADAC trennt Pannenhilfe und Kommerz

08.12.2014 08:30 Uhr
"Reform des Vertrauens": ADAC trennt Pannenhilfe und Kommerz
Zurück zu den Wurzeln: ADAC-Zentrale in München
© Foto: ADAC e. V.

Der ADAC will nach monatelanger Krise neu durchstarten. Mit einem großen Umbau will der Autoclub seine Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Alles Kommerzielle wird nun ausgegliedert.

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Strikte Trennung von Pannenhilfe und kommerziellen Aktivitäten: Der krisengeschüttelte ADAC will zu seinen Wurzeln als Mitgliedergemeinschaft zurückkehren und sich künftig in erster Linie um Serviceleistungen für Kraftfahrer kümmern. Die wirtschaftlichen Tätigkeiten und das Firmengeflecht des Autoclubs sollen in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert werden, damit der ADAC seinen steuermindernden Status als eingetragener Verein behalten kann. Eine außerordentliche Hauptversammlung billigte am Samstag in München einstimmig ein entsprechendes Reformprogramm, das nun schrittweise umgesetzt werden soll.

"Der ADAC ist eine Mitgliederorganisation und möchte auch künftig ein Verein bleiben", sagte August Markl, der bei der Versammlung mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt wurde. Er hatte das Amt zuvor kommissarisch inne, nachdem der langjährige ADAC-Präsident Peter Meyer im Zuge der Krise im Februar abgetreten war. Für einen raschen Weg aus der Krise war die außerordentliche Hauptversammlung einberufen worden, es war die erste seit 1948. Mit dem Programm "Reform für Vertrauen" wolle der ADAC auch "sein früheres Ansehen zurückzugewinnen", sagte Markl.

Mitglieder im Vordergrund

Der Gewinn solle nicht mehr im Vordergrund stehen, sondern die Mitgliederorientierung, sagte Mahbod Asgari von der ADAC-Geschäftsführung. So will der Autoclub auch seine Rabatte beim Batteriekauf künftig bei der Pannenhilfe voll an liegengebliebene Autofahrer weitergeben.

Nach Bekanntwerden der Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel" und anderen Enthüllungen wie der zweckwidrigen Nutzung von Rettungshubschraubern war der ADAC in eine tiefe Vertrauenskrise gestürzt. Viel Kritik gab es auch am konzernähnlichen Wirtschaftsgebaren von Europas größtem Autoclub mit knapp 19 Millionen Mitgliedern. Das Amtsgericht München prüft zurzeit, ob der ADAC noch ein Verein oder in Wirklichkeit ein Wirtschaftsunternehmen ist. Es will seine Entscheidung auch von den Reformen abhängig machen.

Drei-Säulen-Modell

Das Reformprogramm soll den Autoclub nach einem Drei-Säulen-Modell umbauen. Dieses sieht neben dem Verein - dem ADAC e.V. - und der separaten Beteiligungsgesellschaft in Form einer nicht börsennotierten Aktiengesellschaft als dritte Säule eine gemeinnützige ADAC-Stiftung vor. Sie soll als Stiftungskapital Anteile in Höhe von 25,1 Prozent an der Aktiengesellschaft und damit eine Sperrminorität in deren Aufsichtsrat erhalten. 74,9 Prozent an der Aktiengesellschaft soll der Verein selbst halten.

Zur Sicherung seiner Wettbewerbsfähigkeit sei der ADAC auch künftig auf wirtschaftliche Aktivitäten angewiesen, betonte Markl. "Aber er muss sie stärker vom Verein und seinen Aktivitäten trennen." Die Dauer des Reformprozesses lasse sich nicht absehen, weil die Neugestaltung der rechtlichen Strukturen viel Zeit verlange.

Die geplante Stiftung werde sich um Themen wie Förderung der Unfallverhütung, Unfallhilfe, Rettung aus Lebensgefahr und die entsprechende Forschung dazu kümmern, sagte Kurt Heinen, ADAC-Vizepräsident für Tourismus. "ADAC e.V. und ADAC-Stiftung werden sich gegenseitig befruchten und antreiben", sagte Rupert Graf Strachwitz, Mitglied des Beirats, den der Autoclub zur Krisenbewältigung ins Leben gerufen hatte.

Einheitliche Compliance-Richtlinie

Der Autoclub will seine Mitglieder künftig auch besser informieren und stärker einbinden. Als Verhaltenskodex für den gesamten ADAC ist zudem eine einheitliche sogenannte Compliance-Richtlinie vorgesehen. Die Reform werde den ADAC tiefgreifend verändern, unterstrich Markl. Wenn man einen Vergleich mit einem Marathonlauf wähle, dann "liegen die ersten Kilometer hinter uns, die Kondition stimmt und weitere wichtige Kilometer sind zu absolvieren". (dpa)

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KOMMENTARE


Jörg Herrmann

08.12.2014 - 09:34 Uhr

Für dieses große Konglomerat aus geballter Wirtschaftsmacht wahrscheinlich der Schritt in die richtige Richtung? Wie wichtig eine funktionierende Pannenhilfe ist, weiß man schließlich erst, wenn man selbst einmal am Rande der Autobahn mit vorbeidonnernden Fahrzeugen gestanden ist und innerhalb kürzester Zeit, bei mir waren es exakt 77 Minuten, "gerettet" wurde. Der ADAC wird Steuern nachzahlen müssen! Das heißt, die Geschäfte um Verlag, Versicherungen, Reisen und als Auftragnehmer für die Autoindustrie bei z.B. Werkstättentests und Kundenbefragungen liefen und laufen hervorragend?


Einkäufer

09.12.2014 - 12:14 Uhr

Das spannende wird sein, wie genau sich der ADAC aufstellen wird. Wo zum Beispiel wird die kommerzielle Abteilung des ADAC seinen Sitz haben und Steuern zahlen? In Deutschland, in den Niederlanden oder bei Herrn Junker zuhause in Luxemburg? Der ADAC will seine Glaubwürdigkeit zurück? Dann sollte der ADAC endlich Steuern zahlen, damit weiter die Infrastruktur gebaut und erhalten werden kann, die ein wirtschaftliches Arbeiten in Deutschland überhaupt möglich machen. Und am besten rückwirkend für die letzten 5 Jahre, in denen der Vereinsstatus massiv zum wirtschaftlichen Vorteil missbraucht wurde!


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