Schadensteuerung: Größter Personalumbruch in der Geschichte von Innovation Group

Am 26. September informierte die Innovation Group AG (IG) in Stuttgart, dass sich das Unternehmen "im Schadenmanagement neu aufstellt" und der frühere Vorstandsvorsitzende Matthew Whittall ab 1. Oktober 2016 auf seinen alten Posten zurückkehren wird (wir berichteten).

Zu diesem Zeitpunkt war die Redaktion von AUTOHAUS bereits einige Tage aus Werkstattkreisen darüber informiert, dass der zweiköpfige Vorstand, bestehend aus Jürgen Schmidt (Vorsitzender) und Steffen Struwe, und auch die mit Prokura ausgestattete Leiterin des Kundenservice, Ulrike Thumm, gekündigt hätten. Auf diese Informationen wurde in der Presseerklärung nicht eingegangen. Inzwischen ist AUTOHAUS bekannt, dass auch Michele Tancredi, Leiter Technik im Ressort Werkstattmanagement von Steffen Struwe, gekündigt und zusammen mit Ulrike Thumm das Unternehmen sogar bereits verlassen hat.

Bart de Groof bestätigt zwei von vier Abgängen
Die Kündigungen von Ulrike Thumm und Michele Tancredi wurden auf explizite Nachfrage von AUTOHAUS-Schadenmanger nun auch offiziell von Bart de Groof, CEO Central Europe, bestätigt. De Groof ist für das Geschäft in Deutschland, Österreich, Schweiz und Benelux verantwortlich. Zu den beiden Vorständen Schmidt und Struwe könne er allerdings "derzeit keine offizielle Erklärung abgeben".

Jürgen Schmidt und Steffen Struwe waren am Wochenende weiterhin auf der IG-Internetseite gelistet – ebenso wie Ross Milton, Stefan Schmadtke, Thomas Georg, Jörg Hänsel und Marco Weitner, die das Führungsteam der Innovation Group Deutschland darstellen. Es dürfte nurmehr eine Frage der Zeit – und wohl auch entsprechender arbeitsrechtlicher Verhandlungsergebnisse – sein, bis Schmidt und Struwe auf dem IG-Portal nicht mehr gelistet sind. Der Redaktion von AUTOHAUS liegen gesicherte und absolut verlässliche Informationen aus unterschiedlichen Kreisen über deren Kündigungen vor – auch wenn diese weder von Bart de Groof, noch vom neuen Vorstandschef Matthew Whittall – vermutlich gerade wegen einer noch nicht erfolgten Auflösungsvereinbarung – bislang bestätigt wurden. Das sieht bei Ulrike Thumm und Michele Tancredi anders aus: Gibt man auf der Webseite der Innovation Group deren Namen in die Suchmaske ein, so erhält man als Antwort "keine Treffer".

Gerüchteküche in der Branche auf dem Siedepunkt
Seit gut eineinhalb Wochen bahnen sich aufgrund der 4-fach-Kündigung im Führungsstab der IG auch Gerüchte unterschiedlichster Art den Weg durch die K&L Werkstätten, welche sich auf gelenkte Instandsetzungsaufträge spezialisiert haben. Die AXA (größter Auftraggeber der Innovation Group) wird hier ebenso als potentiell neuer Arbeitgeber ins Spiel gebracht wie die Allianz, das SPN-Netzwerk, ControlExpert, Damage Management System (DMS) und sogar die HUK-COBURG. Die gesamte "Breite" der im Markt derzeit diskutierten "Möglichkeiten" ist enorm vielfältig, teilweise aber auch als abstrus zu bezeichnen und soll deshalb an dieser Stelle nicht en detail ausgeleuchtet werden.

Mitarbeiter seit der "Motorcare"-Anfangszeit 1997
Sicher scheint zu sein, dass die Kündigungen in Stuttgart relativ kurzfristig erfolgten. In jedem Fall verliert das Unternehmen mit Jürgen Schmidt einen Mitarbeiter, der von Anfang an ab dem Startjahr 1997 mit dabei war, als IG noch unter dem Namen "Motorcare" firmierte. Vor seinem Wechsel zu Motorcare war Schmidt insgesamt 16 Jahre bei der Allianz Versicherungs AG in Stuttgart tätig, davon die letzten fünf Jahre als Ausbildungsleiter für die Kfz-Versicherungssparte. Auch Steffen Struwe und Ulrike Thumm gelten als eine der ersten Mitarbeiter, die bei der früheren Motorcare die Schadensteuerung in Deutschland vorantrieben. Struwe war ursprünglich zuständig für den Aufbau des IG-Werkstattnetzes. Michele Tancredi dagegen trat erst später ins Unternehmen ein.

Claim Bees – Ursache oder Folge des Umbruchs?
Inwieweit die Rückkehr von Matthew Whittall und das gleichzeitige, jetzt vollumfängliche Einbringen seiner eigenen Firma Claim Bees (als künftigem Teil der IG, die schon bisher an Claim Bees mit beteiligt war) Ursache oder Folge der Kündigungen von Schmidt, Struwe, Thumm und Tancredi war, lässt sich derzeit nicht verbindlich eruieren. Auch Matthew Whittall selbst und Bart de Groof wollten sich dazu nicht näher äußern. De Groof konstatierte jedoch, dass man sich "überlegt" habe, "wie wir dafür sorgen können, dass sich Innovation Group weiter als ein guter und innovativer Partner für Versicherer und Flotten aufstellen kann". Claim Bees sei dafür ein "hervorragendes Instrument. Und Matthew Whittall hat mit seiner eigenen Firma bewiesen, dass er in kurzer Zeit etwas aufbauen kann, was die Versicherer auch wollen".

Neuer Wettbewerb? – "Unser Geschäft ist nicht einfach aufzubauen"
Claim Bees zu kaufen ohne Matthew Whittal, hätte keinen Sinn ergeben, so de Groof im Gespräch mit unserer Redaktion weiter. Auf die Frage, ob er denn wisse, wohin die ausscheidenden Mitarbeiter des Führungszirkels gehen werden, antwortete der Zentraleuropa-Chef: "Ich weiß es wirklich nicht." Er wünsche ihnen aber "alles Gute für die Zukunft". Das Unternehmen respektiere deren Entscheidung und danke ihnen auch für die langjährige Zusammenarbeit, denn "sie haben viel für Innovation Group getan" und IG auch zu dem gemacht, was es heute sei.

Auf die Frage, ob er mit einem neuen Wettbewerb aus dem Markt heraus rechne, antwortete de Groof wörtlich: "Das würde mich wundern, weil unser Geschäft nicht ganz so einfach aufzubauen ist."

Dank an alle Mitarbeiter in Stuttgart
Trotz der für ihn fraglos nicht einfachen Situation gab es seitens de Groof abschließend noch ein sehr deutliches Bekenntnis: "Ich bin sehr stolz auf alle Mitarbeiter, die das Herz und die Seele unseres Unternehmens sind. Innovation Group Deutschland bleibt auch in Zukunft so, wie uns unsere Kunden kennen. Daran ändert sich nichts. Es waren schon immer die Mitarbeiter, die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Und das wird so bleiben."   (wkp)