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Signalisationsstreit: DEVK kündigt ersten Partnerbetrieben mit HUK-Branding

13.01.2017 14:50 Uhr
Signalisationsstreit: DEVK kündigt ersten Partnerbetrieben mit HUK-Branding
"Mussten jetzt ein klares Zeichen setzen, dass unsere Betriebe nicht zu den gelben Socken auch noch ein gelbes Hemd anhaben können": Peter Boecker, Leiter Abteilung Kraftfahrtschaden der DEVK.
© Foto: Ralph Olma

Der Versicherer mit dem bundesweit größten Werkstattnetz, die Kölner DEVK, hat aktuell die Zusammenarbeit mit den K&L-Betrieben beendet, die von der HUK-Coburg unter dem Label "Die Partnerwerkstatt" geführt werden. Der "Signalisationsstreit" geht damit in die nächste, deutlich verschärfte Runde.

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Unter anderem die Allianz und die Innovation Group diskutieren seit mehreren Monaten öffentlich darüber, wie sie künftig mit Betrieben umgehen, die sich durch ein Branding als "Die Partnerwerkstatt" eindeutig zur HUK-Coburg bekennen. Die Kölner DEVK hat jetzt nicht länger gefackelt und den Partnern, die auf der Internetseite www.diepartnerwerkstatt.de bzw. bei www.huk-autoservice.de gelistet sind, die Zusammenarbeit bei der eigenen Unfallschadeninstandsetzung aufgekündigt. Betroffen sind derzeit im ersten Step rund 20 Betriebe, wie Peter Boecker, Leiter Abteilung Kraftfahrtschaden der DEVK, auf Nachfrage von AUTOHAUS-Schaden§manager mitteilte.

Ab sofort keine Aufträge mehr in allzu "gelbe" K&L Betriebe 

In einem rund halbstündigen Telefonat mit unserer Redaktion ging Boecker, der auch die Kündigungsschreiben unterzeichnet hatte, auf die konkreten Beweggründe ein, welche ihn zusammen mit Schadenchef Rüdiger Burg und Bernd Zens als zuständigem Vorstand zu dieser Maßnahme veranlasst hatten: "Wir haben aktuell genau diejenigen Betriebe aus unserem eigenen Werkstattnetz herausgenommen, die die HUK unter dem Label ,Die Partnerwerkstatt' führt und die im Markt als Betriebe mit einer noch engeren Verzahnung zur HUK als bisher auftreten." Konkret betreffe das auch ein grundsätzliches Rollenverständnis, nämlich: Wie gehen die Marktteilnehmer miteinander um?

"Mussten ein Zeichen setzen" 

Die DEVK erwarte nun nicht, so Boecker, "dass die HUK-Coburg aufgrund der ausgesprochenen Kündigungen ihr Geschäftsmodell ändern" werde. Für den Kölner Versicherer, der im deutschen Kraftfahrtgeschäft einen Anteil von rund vier Prozent hält, gleichzeitig aber mit rund 4.500 eigenen Partnerbetrieben das mit Abstand größte Werkstättennetz betreibt, sei die Aktion vielmehr ein "Zeichen" gewesen, das man ganz bewusst im Markt setzen wollte. "Die Betriebe müssen jetzt für sich selbst entscheiden, ob sie sich immer stärker von einem großen Partner abhängig machen wollen oder nicht."

"Irgendwann kommt ein Punkt, da kippt das" 

Und sie müssten zudem "überlegen, wie sinnhaft es für alle Beteiligten ist, wenn sie noch stärker die Waage der Zusammenarbeit verschieben. Das Ungleichgewicht besteht ja heute bereits darin, dass die HUK-Coburg ein großes Volumen hoch professionell managet und daraus Vorteile für sich generiert, die ein anderer, kleinerer Marktteilnehmer wie wir nicht bekommt". Das sei bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar und akzeptiere die DEVK auch, weil sie sich in puncto ,Marktmacht' durchaus richtig einwerten könne. Peter Boecker wörtlich: "Bis zu einem gewissen Punkt muss ich das akzeptieren, so ist das im Wirtschaftsleben. Aber irgendwo kommt trotzdem ein Punkt, da kippt das."

Zum schlechteren Stundenlohn auch höhere Nachteile? 

Sein Unternehmen wolle ferner "nicht sehenden Auges" verfolgen, wie möglicherweise "bei immer mehr von unseren Partnerbetrieben, wo wir heute schon einen schlechteren Stundenlohn bekommen als die HUK, die Nachteile noch größer werden" – nicht zuletzt auch deshalb, weil sich etliche Werkstätten jetzt zusätzlich mit Service und Wartung eng an den oberfränkischen Versicherer anbinden. Ob das am Ende ,Die Partnerwerkstatt' oder ,Die HUK-Partnerwerkstatt' heiße, sei eher nebensächlich. Und auch wenn die HUK beteuere, dass "wir als DEVK ja weiterhin auch unsere eigenen Aufträge in diese so gebrandeten Betriebe einsteuern könnten, dann ist das trotzdem für mich nichts anderes, als dass ich dann mit einem Betrieb arbeite, der bisher schon gelbe Socken anhatte und sich jetzt noch ein gelbes Hemd überstreift".

Macht der zusätzliche Service für den K&L Betrieb Sinn? 

Er sei sich darüberhinaus "auch gar nicht sicher, ob es eine unternehmerisch gute Entscheidung ist in die nächsten Jahre, wenn man sich auf das Servicethema stürzt und investiert, weil dieses Segment nach meinem Dafürhalten noch schwieriger werden wird, als es der Karosseriebau heute schon ist. Sie kennen ja die gesamten technischen Themen, die da drohen, auf einen zuzurollen", so der DEVK-Kraftschadenchef. Das Risiko habe die HUK "ganz geschickt abgewälzt". Aber wie schließlich die Betriebe mit der Gesamtthematik umgehen, müssten sie selbst für sich entscheiden und grundlegende eigene betriebswirtschaftliche Berechnungen vornehmen – nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt, "wie sicher ist mir die HUK als Hauptauftraggeber"? Boecker weiter: "Keinem Kaufmann muss ich sagen, dass es nicht richtig ist, sich zu stark nur an einen Auftraggeber zu binden."

"Tut mir um die Betriebe und die Menschen wirklich leid" 

Die aktuell bislang gekündigten Partnerbetriebe, welche AUTOHAUS namentlich bekannt sind, gehören zur "Créme de la Créme" der freien K&L-Fachbetriebe in ganz Deutschland. Es sind die Betriebe, die jeder Versicherer, jede Leasinggesellschaft und auch jeder Schadensteuerer gerne in seinem Netz hat und die sich aufgrund ihrer langjährigen Markterfahrung und ihres Renommées auch keinen langwierigen Bewerbungsarien unterwerfen müssen, um als Partnerbetrieb aufgenommen zu werden.

Das sieht auch Peter Boecker nicht anders: "Es tut mir wirklich um die Betriebe und die Menschen dort, mit denen man stets gut zusammengearbeitet hat, leid. Es tut mir auch um die DEVK leid, weil ich weiß, dass gerade diese Betriebe professionelle Unternehmen sind und wahrscheinlich ihre Kunden nie enttäuscht haben." Da auch die HUK die "Treppe von oben" kehre, seien eben genau diese Betriebe dazu angehalten worden, weiter in den HUK-Autoservice zu investieren und sich als "Die Partnerwerkstatt" im Markt zu zeigen. Die meisten Unternehmer, mit denen er auch telefonisch gesprochen habe, hätten das von der DEVK gesetzte Signal "genauso verstanden, wie wir es sehen", so Boecker. Der eine oder andere Inhaber soll spontan sogar gesagt haben, dass er den aus Coburg angebotenen Vertrag nun doch nicht unterzeichnen wolle.

Es gibt eine Chance auf Rückkehr!

Auf die Frage unserer Redaktion, ob es denn für die jetzt aufgekündigten Betriebe bei der DEVK noch eine Chance auf Rückkehr gebe, sagte Boecker: "Selbstverständlich." Wenn ein Unternehmen aus dem Konzept "Die Partnerwerkstatt" austrete und weiterhin "ganz normal sein Karosseriethema macht, würden wir ihn auch sofort wieder aufnehmen. Das wäre für uns ein klares Gebot der Fairneß."

Dass er "keinesfalls ein Kriegsbeil ausgraben" wolle, machte der DEVK-Kraftschadenmann nicht zuletzt an einer Vision fest: "Es kann im hoffentlich nicht langen, sondern mittelfristigen Rennen durchaus Lösungen geben, wo man sagt: Ja, das ist verträglich für alle. Die HUK wird sicher nicht wegen einiger Kündigungen der DEVK ihre Politik ändern, aber vielleicht ist es für die Betriebe sogar ein Glücksfall, dass die DEVK nun diesen Schritt geht. Möglicherweise ist auch ein Glücksfall für eine nachhaltige Renditesicherung im gesamten Werkstattbereich. Denn wenn sich alle nurmehr auf einen großen Auftraggeber stürtzen – das kann ja auch die Innovation Group sein –, dann hängt jeder schnell am Fliegenfänger. Und Hand aufs Herz: Möchten Sie das? Ein allzu hoher Bindungsgrad an nur einen Auftraggeber kann für einen Betrieb nach meiner Auffassung auch ungesunde Aspekte nach sich ziehen."

Plädoyer für faire Preise

Fast im Stile eines Verbandspolitikers plädierte Boecker schließlich an alle Marktteilnehmer, "zu einem offenen, regionalen Umgang mit einer vernünftigen Verteilung zu fairen Preisen zurückzukommen. Und faire Preise kriegen Sie nur dann, wenn Sie viele Kunden haben, mit denen Sie sich qualifiziert auseinandersetzen können. Dann bekommen Sie letztlich auch einen Mittelwert, mit dem Sie vernünftig leben können."

Peter Boecker abschließend: "Unsere Maßnahmen gehen nicht gegen die Betriebe, sondern wir agieren im Interesse der Betriebe – so skurril sich das jetzt auch anhören mag."   (wkp)

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