Der Verband Deutscher BMW Vertragshändler (VDB) ruft im Streit mit dem Vertrieb Deutschland über die Baustandards sowie das neue Preissystem die Konzernspitze an. Auf einer Sondersitzung am vergangenen Wochenende in Frankfurt beschlossen die teilnehmenden Mitglieder ein Schreiben an den Vorstandsvorsitzenden Norbert Reithofer. Darin fordern sie "konkrete Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit und Existenz der deutschen BMW- und Mini-Handelsorganisation zu sichern", wie der VDB am Dienstag mitteilte. Der Verband erwarte kurzfristig eine Antwort. Eine Reaktion des Herstellers lag bis Redaktionsschluss nicht vor.
Seit Monaten rumort es in der deutschen Handelsorganisation von BMW. Zahlreiche Partner sind über das Verhalten des Münchner Autobauers empört, weil sie ihre wirtschaftlichen Probleme durch die Vertriebspolitik des Konzerns nicht mehr berücksichtigt sehen. Kritikpunkte sind die Umsetzung der Bau- und Einrichtungsstandards, die der seit Oktober 2013 gültige neue Händlervertrag fordert, und die geplante Ausgestaltung der Preissysteme ab 2015. Am Freitag hatte Verbandspräsident Michael Fritze die Gespräche mit dem Hersteller für gescheitert erklärt (wir berichteten).
"Da das Neuwagen-Preissystem die Umsetzung der Standards fordert, fehlt den Händlern bei Nichterfüllung darüber hinaus noch ein Bonus von einem Prozent", erklärte der VDB heute in Fulda. Bei einer durchschnittlichen Umsatzrendite von zurzeit 0,9 Prozent sei dies eine nicht auszugleichende Ertragseinbuße. "Viele Händler fürchten deshalb finanzielle Probleme bis zum Existenzverlust. Tausende von Arbeitsplätzen stehen als Folge auf dem Spiel."
Große Sorgen macht sich der Händlerverband auch um die Wettbewerbsfähigkeit des BMW-Netzes. Bei den Hauptwettbewerbern würden schon heute bessere Umsatzrenditen erwirtschaftet. So schaffen etwa die Audi-Händler durchschnittlich 1,5 bis 1,7 Prozent. Zusätzlich würden die Konkurrenten die Investitionen in die Standards "erheblich finanziell" unterstützen.
Bei ihrer Unterschrift unter die neuen Verträge hatten die BMW-Autohäuser auf Zusagen des damaligen Vertriebschefs Roland Krüger vertraut. Dieser hatte stets die "betriebswirtschaftliche Verhältnismäßigkeit" von Investitionen betont.
"BMW missbraucht das Vertrauen"
Seit dem überraschenden Abgang von Krüger im September 2014 pocht der VDB auf eine schriftliche Bestätigung der Versprechungen. Dies verweigert der Hersteller bis heute mit der Begründung, dass die konzernweiten Regelungen keine Ausnahmen für den deutschen Markt zulassen würden. "Durch dieses Verhalten missbraucht BMW das Vertrauen seiner Händler. Dieses beruht nicht nur auf schriftlichen Verträgen, sondern auch auf mündlichen Zusagen und der jahrelangen fairen Zusammenarbeit zum Wohle beider Partner."
Nach den verbandsinternen Querelen der vergangenen Jahre schweißen die aktuellen Probleme die BMW-Händler wieder zusammen. Am Montag boykottierten Vertragspartner die Verleihung des "Service-Excellence-Awards", der Hersteller musste daraufhin die Veranstaltung verschieben. Wegen des Protests der Betriebe fällt nach Brancheninformationen auch eine Incentive-Reise der BMW Bank ins Wasser. (rp)