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VW Nutzfahrzeuge: "Karten werden neu gemischt"

22.09.2016 12:16 Uhr
Eckhard Scholz bei der Branchenmesse IAA in Hannover
© Foto: VW Volkswagen Nutzfahrzeuge AG

Größere Transporter versprechen auch größere Margen. Jahrelang hing dabei VW Nutzfahrzeuge am Tropf von Daimler, denn der Konkurrent baute den Crafter. Nun startet man den Alleingang - und macht keinen Hehl daraus, dass man damit auch den Ex-Partner angreift.

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Die leichten Nutzfahrzeuge im VW-Konzern fiebern nach Jahren der Vorarbeit ihrem Alleingang im wichtigen Segment der Großtransporter entgegen. "Jetzt werden die Karten an dieser Stelle neu gemischt", sagte der Chef der Konzerntochter VW-Nutzfahrzeuge (VWN), Eckhard Scholz, bei der Branchenmesse IAA in Hannover. Bisher ließ VWN den Großtransporter Crafter von Daimler in Auftragsfertigung bauen - das alte Modell ist fast identisch mit dem Mercedes-Sprinter.

Zum Alleingang für die Nachfolgeversion ohne den Konkurrenten zog VWN in Polen ein eigenes Werk hoch, nun steht dort der ersehnte Hochlauf an. Neben dem Kastenwagen Caddy, dem Bulli-Nachfolger Transporter und dem Pick-up Amarok erschließt sich VWN damit ein weiteres Segment in Eigenregie. "Wir kommen jetzt mit unserem vierten Standbein", sagte Scholz und hob die Großtransporter als Gewinnbringer hervor, denn es gehe dabei um "das profitabelste leichte Nutzfahrzeugsegment".

"So gut die Kooperation einerseits war, die wir hatten", sagte der Manager mit Blick auf Daimler, "sie hat uns im Grunde genommen auch ein Stück weit von den eigentlichen Marktpotenzialen abgeschnitten". Den eigenen Crafter baut VWN im westpolnischen Wrzesnia nahe Posen (Poznan). "Der Anlauf wird uns noch das komplette nächste Jahr beschäftigen", sagte Scholz. 2016, noch mit dem Crafter aus den Daimler-Werken, laufe es auf "deutlich über 50.000 Crafter" hinaus (2015: 50.400), was zu den besten Crafter-Verkaufsjahren gehöre. 2015 verkaufte Daimler 194.200 Sprinter - Rekord seit dem Start 1995.

"Etwa 100.000 Fahrzeuge"

Scholz kündigte nun an: "Wir werden diese Zahl schon im nächsten Jahr - trotz des Anlaufs - übertreffen. So 60.000, 70.000 Fahrzeuge - das werden wir dann sehen." Die Qualität sei zunächst wichtiger, "um dann im übernächsten Jahr 2018 die volle Stückzahl zu fertigen: Das sind etwa 100.000 Fahrzeuge", sagte Scholz zur Auslegung der ersten Ausbaustufe des Werkes, das erweiterbar ist.

Mit dem Ziel würde VWN den Crafter-Absatz mit der Übergangsphase 2017 binnen nur zwei Jahren praktisch verdoppeln. Als "Angriffsmodus" in Richtung Daimler wolle er das nicht umschrieben sehen. "Aber klar, wir wollen Marktanteile gewinnen." Das sei mit Blick auf die Ziele bei den Verkäufen klar, die - neben guter Konjunktur - auch Zuwächse auf Kosten der Konkurrenz voraussetzten. Scholz sagte: "Wir haben einen hochmodernen Standort, wir haben ein wettbewerbsüberlegenes Produkt - das wissen wir." Mit dem Alleingang ohne die Schwaben seien die Ausgangspositionen nun ganz andere. "Das sage ich ganz nüchtern."

Gut 800 Millionen Euro steckt der VW-Konzern in die Crafter-Fabrik. Für die Region dort scheint das ein Glücksgriff. Die Fehlzeitquote - die Zeit, die Arbeitnehmer ausfallen - sei in Wrzesnia geringer als ein Prozent. "Das ist nicht normal", sagte Scholz. Daheim in Stöcken liege die Quote bei sechs bis sieben Prozent. Die Mannschaft für den Lauf im Ein-Schicht-Betrieb sei in Wrzesnia an Bord, das Management komplett. Künftig gehe es um die Qualifizierung der zweiten und dritten Schicht für den Rund-um-die-Uhr-Lauf.

Crafter-Projekt als Nagelprobe

Für VWN ist das Crafter-Projekt eine Nagelprobe nicht nur für die Produktion. "Wir haben auch auf der Vertriebsseite ein mehrjähriges Programm auf den Weg gebracht", erläuterte Scholz die Vorbereitungen. Auch bei der Gewinnkraft erhofft sich VWN entsprechenden Schub. "Den Crafter, inklusive Fabrik, haben wir aus eigener Kraft finanziert. Das muss man immer sehen, wenn man unsere Zahlen betrachtet", sagte Scholz. Trotz der zuletzt «relativ hohen Investitionen» habe VWN bei den Erträgen "vernünftige Zahlen abgeliefert". Das gelte auch für die Umsatzrendite, die zuletzt 2015 bei unter vier Prozent lag.


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