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Servicepreise: ATU greift Vertragswerkstätten an

15.03.2013 16:47 Uhr
Servicepreise: ATU greift Vertragswerkstätten an
ATU eröffnet jetzt eine neue Dimension des Preiskampfes im Autoservice.
© Foto: Screenshot

Mit "Tiefstpreis-Garantie" und großem Online-Preisvergleich trommelt der Fast-Fitter seit Jahresbeginn für seine günstigen Angebote. Die Weidener nehmen explizit Markenbetriebe ins Visier.

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Im Autoservice wird mit immer härteren Bandagen um Kunden gekämpft: Die hoch verschuldete Werkstattkette ATU sorgt jetzt für eine neue Eskalationsstufe. Seit Jahresbeginn locken die Weidener mit einer "Tiefstpreis-Garantie" für Ersatzteile inklusive Einbau. Unterfüttert wird die Kampagne mit einem großen Preisvergleich im Internet. Dabei werden verschiedene ATU-Angebote denen von regionalen Vertragshändlern gegenüber gestellt – unter namentlicher Nennung der Autohäuser.

Die Tiefstpreis-Garantie läuft unbefristet, wie ein ATU-Sprecher auf Anfrage erklärte. Sie gilt für alle Ersatzteile aus dem Sortiment und bis 14 Tage nach Kaufdatum. Findet der Kunde bei Anbietern innerhalb eines Umkreises von 30 Kilometern einer ATU-Filiale eine günstigere Offerte und legt diese in schriftlicher Form vor, zahlt die Werkstattkette die Differenz.

Bei seinem Online-Preisvergleich konzentriert sich ATU auf Bremsbeläge und Stoßdämpfer. Aufgelistet werden hauptsächlich Fahrzeuge deutscher Marken. Der Sprecher wollte sich nicht näher dazu äußern, warum nur zwei Leistungsbausteine dargestellt werden, betonte aber: "Unser Ziel ist Transparenz. Wir wollen mit der Aktion unsere Preisvorteile gegenüber dem Wettbewerb deutlich machen." Die Angebote der Händler habe das Unternehmen selbst recherchiert.

Aus rechtlicher Sicht können die Markenwerkstätten den ATU-Vergleich wohl kaum beanstanden. "Nachdem die den Vergleichspreis anbietenden Vertragshändler explizit benannt werden, wird man nicht ohne weiteres von einem Wettbewerbsverstoß ausgehen können", erklärte Rechtsanwalt Walter Sattler von der Münchner Kanzlei G. Haug & Partner. "Es lässt sich nur dann ein Angriffspunkt begründen, wenn es sich z. B. bei den von einem Vertragshändler angebotenen Bremsbelägen um Originalteile handelt, und der ATU-Preis für – qualitativ mindere – Ersatzteile anderer Hersteller gilt."

Auch die Tiefstpreis-Garantie ist nach Einschätzung des Juristen "wettbewerbsrechtlich nicht angreifbar, weil die Voraussetzungen unter denen die Differenz für einen günstigeren Preis bezahlt wird, näher erläutert werden". Die Werbung sei nur dann unlauter, wenn die Behauptung nicht der Wahrheit entspreche. Sattler: "Grundsätzlich gilt, dass derartige Superlative bzw. Alleinstellungsmerkmale irreführend sind, wenn etwa ein Konkurrenzunternehmen nachweisen kann, dass es für dieselbe Leistung, also ein Ersatzteil inklusive Montage, einen niedrigeren Preis verlangt."

Bonität herabgestuft

ATU ist seit Jahren auf Schlingerkurs. Nachdem sich 2010 und 2011 Sanierungserfolge abgezeichnet hatten (wir berichteten), ging es im vergangenen Jahr laut der Ratingagentur Moody's wieder bergab. Demzufolge sank der Umsatz 2012 wegen eines schleppenden Geschäfts mit Winterreifen um 1,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Die schwache Performance mache es in den nächsten Monaten schwierig, die Refinanzierung sicherzustellen, teilte Moody's in dieser Woche mit. Das Unternehmen stufte deshalb die ATU-Bonität auf "höchst spekulativ" herab.

Mit seinen rund 13.000 Mitarbeitern betreibt der Fast-Fitter europaweit knapp 650 Werkstätten, davon rund 600 Betriebe in Deutschland. Das Unternehmen gehört seit 2004 dem US-Finanzinvestor KKR. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hofft die Beteiligungsgesellschaft, noch in diesem Jahr einen Käufer für ATU zu finden und so um eine weitere Kapitalspritze herumzukommen. Bereits Anfang 2008 musste KKR mehr als 100 Millionen Euro zuschießen. (rp)

Einen Kommentar von Prof. Hannes Brachat zur ATU-Attacke lesen Sie im heutigen "HB ohne Filter"

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KOMMENTARE


Gerd Michels

15.03.2013 - 17:49 Uhr

Wenn man die Bonität von ATU betrachtet, hat die Aussage "die Aktion läuft bis auf weiteres" einen ironischen Charakter. Mal sehen, wann den Herren von ATU bei diesem ruinösen Wettbewerb die Luft ausgeht. Den Schaden haben dann die ATU-Mitarbeiter die dann auf der Strasse stehen.


Frank Fehling

17.03.2013 - 12:40 Uhr

Wer bei ATU sein Fahrzeug zur Reparatur bringt ist selbst schuld.Ich kenne sehr viele Fahrzeugbesitzer die ihr Fahrzeug dort reparieren lassen haben und nach 6 bis 12 Monaten waren die Neuteile von ATU schon wieder defekt bzw. mit Mangel behaftet.Beispiel beim Opel Vectra B war der Ansaugkrümmer nach gut sechs Monaten durch einen Haarriss defekt.Ich habe für den Fahrzeugbesitzer bei ATU in Stadthagen angerufen und bat um ein Termin für die Instandsetzung des defekten Ansaugkrümmer.Am Telefon wurde mir dann folgendes mitgeteilt: Termin kein Problem,aber das Fahrzeug muss hier bei ATU bleiben,um das dann ausgebaute Teil (Ansaugkrümmer)nach Weiden in der Oberpfalz zur Überprüfung zu versenden.Sollte dort ein Defekt vorgefunden werden,dann wird man ein Neuteil einbauen.Wie lange es dauert konnte man mir nicht sagen. Für mich persönlich hat die Werkstattkette ATU die Note ungenügend zu erhalten.Billig nicht gleich gut.Qualität hat nunmal seinen Preis.Einige bestimmte Teile von ATU finden überhaupt keine Anwendungung bei ganz betimmten Fahrzeugtypen.Oft genung wurden wir von ATU angerufen und man bat uns für das Fahrzeug,welches sich bei ATU in der Werksatt befand, zwecks Reparatur ein Orginalteil zu bestellen.


Manfred

18.03.2013 - 08:56 Uhr

Das Verhalten von ATU ist leicht zu erklären, aber für den Verbraucher ein deutliches Signal... "Tiefstpreis-Garantie" (Geiz ist Geil) wurde schon vor langer Zeit verpöhnt, teilweise untersagt. Wie verhält sich übermorgen der US-Finanzinvestor KKR ? Schwierige, spannende Zeiten für ATU und die Mitarbeiter.


Thommy K

18.03.2013 - 11:33 Uhr

Und wenn du nicht mehr weiter weisst, probierst du´s mit nem Sonderpreis ...


Detlef Rüdel

18.03.2013 - 12:43 Uhr

Wer der Meinung ist, noch immer zu ATU fahren zu müssen, nur um einige Euro zu sparen, der tut mir wirklich leid. Vertragswerkstätten, sind und bleiben die besseren Servicepartner. Hier steht nicht nur geschultes Personal zur Verfügung, sondern auch Ersatzteile, welche den hohen Grad der Hersteller/Importeure auch erfüllen. Qualität, muss in unserer Gesellschaft auch vernünftig bezahlt werden. Daher sollte sich jeder Verbraucher selbst einmal fragen, welchen Qualitätsanspruch er für sich in Anspruch nehmen will. Darüber hinaus, kann ich jedem Kunden nur raten, immer die Fachwerkstatt (Vertragswerkstatt) auszusuchen. Mit Sicherheit muss die nicht immer automatisch auch teurer sein, aber eins ist mit Sicherheit Fakt...Hier wird Kundenzufriedenheit noch gelebt.


U. Kersten

18.03.2013 - 14:26 Uhr

Ich kann das Gejammer nicht mehr hören!Warum haben die Vertragsewerkstätten ein Problem. Weil sich sich vonihren Herstellen erhebliche finanzielle Auflagen gefallen lassen.Währen die Erträge nicht beim Hersteller sondern beim Händler gäbees auch kein Problem.Aber die andere Seite gilt es auch zu betrachten.Viele Fahrzeughalter arbeiten auch bei Zulieferern. Sie kennen den Druckden besten Preis zu bieten. Sonnst kein Auftrag - kein Job mehr. Dawerden auch nachträglich Jahresboni aufgebürdet usw. Kalkulation istnicht - das ist der Preis - kannst du oder nicht PUNKT. Wertschöpfung = Billigsteinkauf + PremiunverkaufspreisDiese Mentalität wird einfach nur weitergelebt. Also, nicht jammern setzt endlich den Konzernen Grenzen.


U. Kersten

18.03.2013 - 14:29 Uhr

Oh habe ich vergessen.Wo bleibt hier "beim Fachpublikum" die Info von Volkswagen und derSchlag in die Magengegend in China?


von_burghalter

18.03.2013 - 16:46 Uhr

Mich amüsiert, wie oft und vor allen Dingen vehement seitens der sogenannten Fachleserschaft hier die vermeintlichen Vorteile der Originalersatzteile gepriesen werden. Dabei lernt heute jeder Automobilkaufmann-Azubi in der Schule, dass die vielmals in den Werkstattketten verwendeten Identteile nicht ohne Grund genau diesen Namen tragen. Und was ist denn der wirkliche Grund dafür, dass der Liter Öl (mit Herstellerfreigabe) in der freien Werkstatt x Prozent billiger ist?Es zeugt darüber hinaus von Überheblichkeit und vermutlich auch Dummheit zu behaupten, nur in einer Werkstatt mit Herstellervertrag könne überhaupt gute Arbeit und guter Service geleistet werden.Sie konnten hier auf dieser Seite bereits mehrfach lesen, dass sich das Auto als ehemaliges Lieblingskind des Deutschen in der Rangliste der wichtigen Dinge im Leben vieler Menschen auf dem Weg nach unten befindet. Wen soll es da wundern, dass im Zeitalter eines steigenden Fahrzeugdurchschnittslalters dann immer weniger Kunden dazu bereit sind, einerseits Herstellererträge über überteuerte Originalersatzteile und andererseits auf Grund von Herstellervorgaben herausgeputzte Autohäuser über immerfort kletternde AW-Preise mitzufinanzieren?Die Frage lautet: Was ist der Kunde bereit für sein Auto auszugeben und vor allem was erwartet er dafür? Dass einige der Ketten ihre Kunden mit z.T. intransparenten und wohl zum Teil auch unseriösen Lockangeboten ködern, hat mit den hier diskutierten Sachverhalten übrigens wenig zu tun. Das will der Kunde anscheinend so. Er ist es Von Elektronik- und Möbelmärkten längst gewohnt und kann damit auch umgehen. Hören Sie doch endlich auf, Ihren Kunden diese Mündigkeit abzusprechen!Die Vertragswerkstätten sollten sich Gedanken machen, wie sie in Zukunft ihrer Kundschaft den echten Mehrwert vermitteln, der die mit Masse vorhandenen Preisaufschläge im vergleich zum nicht markengebundenen Wettbewerb rechtfertigt - anstatt wie gesagt Dritten die Schuld für ihre sinkenden Erträge in die Schuhe zu schieben.


Hendrik Hofmann

19.03.2013 - 08:22 Uhr

ATU ist doch nicht immer billiger. Deren Hauptaugenmerk liegt auf Bremsen, Auspuff und Stoßdämpfern. Da wird dem Kunden oftmals mit allen Mitteln eine Reparatur "verkauft". Von unkalkulierbaren Instandsetzungen lassen sie oft die Finger oder sind dann teuerer als jede Vetragswerkstatt. Ich vergesse nie einen Kunden, der für damals ca. 3000,- DM sein Auto bei ATU reparieren ließ und danach bei uns mit einem riesigen Mängelzettel die Hauptuntersuchung nicht bestanden hat!


Norbert Spiller

29.10.2021 - 00:00 Uhr

ATU hat auch z.B. ein sogenanntes "Lockvogelangebot", das endeutig die Kriterien unlauteren Wettbewerbs erfüllt: Ich wollte vor einigen Tagen einen Ölwechsel für 49,99 € machen lassen, wie er online angeboten wird, dies wurde aber mit allen möglichen, abwegigen Behauptungen "begründet" (SAE-Klasse passt nicht, keine Freigabe vom Fahrzeughersteller, alles unzutreffend) abgelehnt. Letztendlich erklärte man mir nach längerer Diskussion: "Wir und Sie, wir passen einfach nicht zusammen".


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