Nach dem ADAC hat auch die Allianz ein konsequenteres Vorgehen gegen "Tachodreher" gefordert. Der Versicherungsriese nimmt dabei die Autoindustrie in die Pflicht. "Tachomanipulationen sind derzeit leicht möglich und zu billig. Wir fordern die Automobilhersteller deshalb auf, die technischen Hürden zu erhöhen, um damit die Manipulation für die Betrüger teurer zu machen", erklärte Severin Moser, Vorstandschef der Allianz Versicherungs-AG, in München. Durch solche externen und geschützten Datenquellen könne ein einfacher Betrug sicher nachgewiesen werden.
Moser machte sich auch für den Aufbau einer zentralen Datenbank stark. Dort könnten Autokäufer neben den Wartungshistorien vom Fahrzeughersteller weitere Informationen aus anderen Quellen, beispielsweise den technischen Prüfdiensten, abfragen. Der Manager verwies auf eine entsprechende Lösung in Belgien, die bereits vor zwei Jahren umgesetzt worden war.
Nach Auffassung des ADAC würde den Herstellern ein zeitgemäßer Schutz des Kilometerstandes nur wenige Euro pro Fahrzeug kosten. Bei rund drei Millionen Neufahrzeugen, die pro Jahr in Deutschland verkauft werden, entspräche dieser Mehraufwand nur einem winzigen Bruchteil des Schadens in Höhe von geschätzten sechs Milliarden Euro, die der Volkswirtschaft jährlich durch Tachomanipulationen entstünden, teilte der Auto im April mit.
In Deutschland werden pro Jahr sechs Millionen Gebrauchtwagen gehandelt. Die Polizei glaubt, dass dabei jedes dritte Fahrzeug einen manipulierten Tachostand aufweist. Kfz-Verbände halten die Schätzung aber für zu hoch. Auch Prüfkonzerne wie die Dekra haben dazu keine belastbaren Daten. (rp)
Heinz Dietz