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Verkehrspolitiker: Schwarz-Gelb will Blitzerwarner zulassen

19.09.2012 08:05 Uhr
Verkehrspolitiker: Schwarz-Gelb will Blitzerwarner zulassen
Navigationssysteme oder Handy-Apps sollen künftig verraten dürfen, wo Autofahrer mit Blitzern rechnen müssen.
© Foto: Ronny Hartmann/dapd

In anderen Ländern gibt es sie schon lange: Geräte, die Autofahrern anzeigen, wo sich Radar-Blitzer verstecken. Nun könnte Schwarz-Gelb das Verbot in Deutschland kippen. Die Polizei ist wenig begeistert.

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Verkehrspolitiker von Union und FDP wollen bisher verbotene Warngeräte erlauben, die auf Radarfallen aufmerksam machen. Navigationssysteme oder Handy-Apps sollen künftig verraten dürfen, wo Autofahrer mit Blitzern rechnen müssen, berichtete die "Saarbrücker Zeitung". Dafür soll der Bundestag die Straßenverkehrsordnung so ändern, das besonders an Gefahrenpunkten, wo zur Unfallvermeidung Radaranlagen installiert werden, Hinweise durch "Navis" möglich werden. Bislang ist das in Deutschland verboten und kann mit 75 Euro Bußgeld und vier Punkten in der Flensburg-Kartei geahndet werden.

Union und FDP wollen einen entsprechenden Antrag in den Bundestag einbringen. Bisher liegt nur eine Grobfassung vor. Die Grünen und die Chefs der großen Polizeigewerkschaften kritisierten die Pläne scharf. Dies könne zur Verkehrssicherheit beitragen, weil rechtzeitig die Geschwindigkeit gedrosselt werden würde, lautet die Argumentation.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will ein Aufweichen des Warnverbots davon abhängig machen, ob dies tatsächlich mehr Verkehrssicherheit bringen würde. "Wenn man das Warnen vor Geschwindigkeitsmessung vollkommen freigibt, ist das im Grunde genommen eine Erleichterung für solche, die bewusst Regeln übertreten wollen, die nicht erwischt werden wollen", sagte er in Berlin. Wenn aus dem Bundestag eine solche Initiative kommen sollte, werde das Bundesverkehrsministerium sich damit konkret beschäftigen.

Der FDP-Verkehrspolitiker Oliver Luksic sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Die verbotene Benutzung von Navigationsprogrammen mit Radarwarnern ist oft schon Praxis und wird auch selten geahndet." Daher solle erlauben werden, was technisch möglich und sinnvoll ist, damit die Fahrer auch wirklich angepasst fahren. "Was über Radio gesagt wird, soll auch über Handy oder Navi zu erfahren sein." Der CDU-Verkehrsexperte Thomas Jarzombek sagte der "Saarbrücker Zeitung": "Wir wollen zwischen Verkehrssicherheit und Abzocke eine Grenze ziehen." Sogenannte Starenkästen - Boxen mit Blitzautomaten - seien oft an Unfallschwerpunkten installiert. "Da ist es sinnvoll, wenn möglichst viele Menschen, auch Ortsunkundige, auf diese Gefahrenstelle hingewiesen werden."

Kritik von Polizei und Grünen

Der Vorsitzende der Deutschen Polizei-Gewerkschaft, Rainer Wendt, hält ein Aufweichen des Verbots von Radarfallen-Warnern für eine fatale Idee. "Dieser Vorschlag konterkariert nun wirklich alle Bemühungen von Polizei und Kommunen, die Geschwindigkeit im Straßenverkehr flächendeckend abzusenken, um die Zahl der Unfalltoten und Schwerverletzten im Verkehr abzusenken", sagte Wendt der dpa.

Auch bei der Gewerkschaft der Polizei sorgt der Plan für Kritik. Es werde immer Unfallschwerpunkte geben, an denen geblitzt werden müsse, "und die sollten aus meiner Sicht auch nicht angekündigt werden", sagte der Vorsitzende Bernhard Witthaut im ZDF. Außerdem seien Radarkontrollen bei Anwohnern sowieso bekannt, wenn sie oft auf der gleichen Strecke unterwegs seien.

Auch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) warnte vor Änderungen: "Unangekündigte Geschwindigkeitsüberwachung ist notwendig, weil etliche Autofahrer Tempolimits gezielt missachten", sagte Hermann der dpa. "Wer Warngeräte zulassen will, macht sich zum Komplizen der Regelverletzer." Das sei keine verantwortungsvolle Verkehrspolitik.

ADAC begrüßt Vorstoß

Der ADAC begrüßte hingegen den Vorstoß aus Reihen von Union und FDP. "Diese geplante Legalisierung der Blitzerwarner vor stationären Messstellen an Unfallschwerpunkten stellt eine Anpassung des Rechts an die Realität dar, da de facto bisher keine Anzeigen und Bußgelder aktenkundig sind", sagte der Leiter Verkehrsrecht, Markus Schäpe. Er forderte, zusätzlich mit Schildern darauf hinzuweisen. (dpa)

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KOMMENTARE


K.Pütter

19.09.2012 - 17:08 Uhr

Ja, die Schwarz-Gelben, am besten noch eine Mindestgeschwindigkeit von 180 km/h auf den Autobahnen, damit sie immer freie Fahrt haben.


K.Pütter

19.09.2012 - 17:10 Uhr

Und der ADAC hat auch was zu sagen, kümmert Euch lieber darum, dass was mit den Benzinpreisen passiert.


Michael Wassmer

19.09.2012 - 18:02 Uhr

Ist jetzt das Sommerloch schon vorbei ? Ist das Wechselkennzeichen schon vorbei ? Ist die neue Flensburg Punkteordnung schon vorbei ? Ist die sache mit dem Kaff-Wunschkennzeichen schon vorbei ? Ist die Angelegenheit E10 schon vorbei ? was kommt den als nächstes ?


K. Wempe

20.09.2012 - 11:31 Uhr

Da hat bestimmt die Außendienst Lobby dran gedreht. Die sind wahrscheinlich gut verzahnt mit der Hotel Lobby, was uns dann an den FDP Deal mit der reduzierten MwSt. erinnert. Und wer bezahlt den Einnahmerückgang dieser "Fototermine"? Wir alle, genau wie bei der Befreiung von Unternehmen von der EEG Umlage. In meinen mehr als 30 Jahren als Führerscheinbesitzer und geschätzten 800.000 km bin ich gerade mal 5 mal geblitzt worden. Und das mit Recht! Der Sommer ist vorbei , liebe Politiker. Kümmert Euch mal um wichtige Dinge, in einem Jahr wird gewählt!


egon sunsamu

10.10.2012 - 10:29 Uhr

Durch die Anzeige am Navi oder Smartphone wird die Fahrzeuggeschwindigkeit gesenkt und die Aufmerksamkeit des Fahrers erhöht.Beides sehr wünschenswert an einem Gefahrenschwerpunkt.Lediglich die Einnahmen der Heckenschützen und Abzockerkommunen werden geringer...Traurig, dass alles durch politisch-ideologische Verblendung der Amtsträger bestimmt wird.


Michael Martin

10.10.2012 - 14:21 Uhr

Ich glaube, langsam pfeift´s!Brauche ich wirklich die Anzeige eines Blitzgeräts auf meinem Smartphone oder meinem Navi, damit auch wirklich ALLE Verkehrsteilnehmer an den "Gefahrenschwerpunkten" ihre Geschwindigkeit reduzieren? Geht´s noch???Wenn sich alle Leute an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten würden, die übrigens mit großen rot umrandeten Schildern am Straßenrand für ALLE Verkehrteilnehmer deutlich sichtbar sind, dann braucht niemand zusätzlich sein Smartphone oder Navi im Auge behalten! So ein Schwachsinn von Schwarz/Gelb ist wirklich erbärmlich! Leute, EUCH wähle ich nicht mehr!


Michael Kühn

10.10.2012 - 23:01 Uhr

Also ich finde die Idee gar nicht so verwerflich und die verschiedenen Meinungen hierzu kann ich auch sehr gut nachvollziehen... - A b e r:Abzocke, - insbesondere an nicht gefährlichen Strassenabschnitten würde sich für "finanzschwache" Komunen + Städte weniger lohnen, der Einsatz der "Kamera-Fuzzies" muß sich ja auch kostenmäßig darstellen lassen. Und wieviel Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt es, welche tatsächlich nicht nachvollziehbar sind, aber beim "Fotoshooting" Geldeinnahmen bedeuten?- Ich kenne sehr, sehr viele. - Nehmen wir einmal den "Elzer Berg" auf der A 3 zum Beispiel, da gab es früher sehr viele Unfälle und es gibt heute kaum noch einen Autofahrer, der diese "Falle" nicht kennt. Unfälle gibt es hier heute nur noch recht selten, ergo: der Verkehrssicherheit wurde hier genüge getan und zwar ohne "Heckenschützen"......und wenn eine BAB gut ausgebaut ist, wenig Verkehr vorweist, warum sollte man seinem 6, 8 oder 12 Zylinder nicht im Schiebebetrieb einen Abhang mit 180 km/h laufen lassen? Das kostet weitaus weniger Kraftstoff, als eine Stunde Stau! Ich habe allerding größtes Mitleid mit den Kommunen/Städten, welche sich z. B. vor einem Jahr für die Anschaffung derartiger Gerätschaften entschieden haben und sich der Kostendeckung nicht mehr sicher sein können... Der "Zick-Zack Kurs" von unserer derzeitigen Regierung wird noch viele Opfer fordern...


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