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VW-Mitbestimmung: Osterloh droht mit Investitionsstopp in den USA

19.02.2014 08:24 Uhr
VW-Mitbestimmung: Osterloh droht mit Investitionsstopp in den USA
Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh droht mit einem Investitionsstopp in den USA.
© Foto: David Hecker/ddp

Die Mitarbeiter im VW-Werk in Chattanooga hatten mit 712 zu 626 Stimmen gegen den Vorschlag gestimmt, sich von der Autogewerkschaft UAW vertreten zu lassen. Dem Gesamtbetriebsrat gefällt das nicht.

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Nach dem Nein zur Mitbestimmung der Mitarbeiter im VW-Werk in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee hat Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh mit Folgen gedroht. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein weiterer VW-Standort in den USA, sofern dort noch einer aufgebaut werden soll, nicht unbedingt wieder in den Süden gehen muss", sagte Osterloh der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochausgabe). Ohne eine Regelung der betrieblichen Mitbestimmung könnte die Arbeitnehmervertretung von VW dem kaum zustimmen.

Hintergrund ist eine Besonderheit bei Volkswagen: Entscheidungen für neue Fabriken oder eine Erweiterung bestehender Standorte benötigen bei den Wolfsburgern im Aufsichtsrat faktisch die Zustimmung der Arbeitnehmerseite. Daher hat Osterloh ein Druckmittel. Alle gut 100 VW-Fabriken auf der Welt haben ein Gremium für die Mitbestimmung der Arbeitnehmer - mit Ausnahme des US-Werkes in Chattanooga. Das ist dem Betriebsrat ein Dorn im Auge.

Die Mitarbeiter in Volkswagens einzigem US-Werk hatten mit 712 zu 626 Stimmen gegen den Vorschlag gestimmt, sich von der Autogewerkschaft UAW in Tarifangelegenheiten vertreten zu lassen. Dies ist ein herber Rückschlag für die UAW, die seit Jahren vergeblich versucht, in den Autofabriken im Süden der Vereinigten Staaten Fuß zu fassen.

Einspruchsfrist endet

Ein Sprecher des VW-Konzernbetriebsrates sagte am Mittwoch auf Anfrage, dass an diesem Freitag eine Frist ende, in der die UAW Einspruch gegen die Abstimmung einlegen könnte. Derweil prüfe der Betriebsrat mit Hilfe US-amerikanischer Rechtsexperten, wie ein Plan B für die Mitbestimmung gemeinsam mit den Beschäftigten und der UAW aussehen könnte. Diese Sondierung sei vermutlich eine Frage mehrerer Wochen, sagte der Sprecher. Eine Richtung zeichne sich dabei noch nicht ab. "Wie es dann weitergehen kann, hängt von den Ergebnissen und Schlussfolgerungen ab", erklärte der Sprecher

Nach amerikanischem Recht kann VW dem Zeitungsbericht zufolge ohne Gewerkschaft nur sehr schwierig eine betriebliche Interessenvertretung aufbauen. Dennoch will der Gesamtbetriebsrat von Europas größtem Automobilkonzern ausloten, doch noch Mitarbeiter-Vertretungen nach Chattanooga zu bringen. Es gehe unter anderem darum, Mitspracherecht bei Einstellungen oder Qualifizierungsmaßnahmen zu bekommen. (dpa)

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KOMMENTARE


Max Winter

19.02.2014 - 17:22 Uhr

Wo bleibt die Demokratie und das Recht auf freie Entscheidungen? Die Arbeitnehmer wollen es nicht und das zählt letztlich. Jetzt zu drohen, um auf diesem Wege die eigenen Interessen durchzusetzen, ist nicht im Sinne der Arbeitnehmer.


david

19.02.2014 - 17:48 Uhr

Die Amis haben Recht, schickt die Gewerschaft in die Wüste.Herrn Osterloh würde ich aufgrund seines Kommentares sofort entlassen.Die Gewerschaft ist der größte Feind unserer Gesellschaft.


VB

19.02.2014 - 19:05 Uhr

Das Thema "Geschwätzigkeit" steht momentan wohl nicht nur im politischen Bereich hoch im Kurs. Auch Herr Osterloh neigt immer wieder dazu, sich als Sprecher des VW-Konzerns aufzuspielen. Nachdem das Thema in den USA ja bereits seit geraumer Zeit "negatives" Aufsehen erregt, würde es mich nicht wundern, wenn ein Teil der dramatischen Absatzeinbrüche in den USA darauf zurückzuführen wären. Und dann hätte Herr Osterloh dem Konzern mit seiner Globalisierungsoffensive der deutschen Mitbestimmung einen Bärendienst erwiesen.


Derek Finke

19.02.2014 - 21:21 Uhr

Spätestens jetzt sollte auch dem Letzten klar sein, mit welch gottgleichem Selbstverständnis Herr Osterloh (und vermutlich auch der VW Betriebsrat) agiert. Doch ist er in diesem Fall ein Kaiser ohne Reich. Das muss ihm nicht gefallen, aber seine Ohnmacht sollte er besser für sich behalten.


Koch

20.02.2014 - 02:11 Uhr

Hat Herr Osterloh sich ueberlegt, dass er als Aufsichtsratmitglied dem Wohle des Unternehmens, nicht aber der Interessenslage der AN (in den USA!) verpflichtet ist?


Fahrvergnüger

20.02.2014 - 10:55 Uhr

Die Aussagen von Bernd Osterloh (und der Standpunkt der IGM) sind in der Tat nur durch das Stichwort "Machterhalt um jeden Preis" zu erklären - ganz wie in der Politik. Anscheinend will man sich bei der IGM nicht mit den Schattenseiten der UAW auseinandersetzen, die als Gewerkschaft noch mehr nahezu "mafiösen Strukturen" hat als dies aus den eigenen Reihen bekannt ist (auch wenn man das selbst natürlich nie zugeben würde).Das er sich als höchster Arbeitsnehmervertreter bei VW gegen die Interessen der Mehrheit der Arbeitnehmer im VW Werk Chattanooga stellt, disqualifiziert ihn im Prinzip für seinen Job... Ob er dafür je die Quittung bekommt, wage ich aber arg zu bezweifeln.


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