Unternehmensnachfolge: Das Unternehmertestament

Ohne ein Testament oder eine ähnliche Verfügung von Todes wegen, etwa ein Erbvertrag, greift die gesetzliche Erbfolge. Das Gesetz ordnet die Erben in bestimmte Ordnungen ein. So sind Abkömmlinge des Erblassers gesetzliche Erben erster Ordnung und schließen gesetzliche Erben zweiter und folgender Ordnungen aus. Die gesetzlichen Erben erben den Nachlass dabei grundsätzlich zu gleichen Teilen. Es ist nicht möglich, dass im Wege der gesetzlichen Nachfolge bestimmte Nachlassgegenstände an bestimmte Erben fallen. Zugewinngemeinschaft Ein Erblasser war im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft verheiratet und hinterlässt zwei Kinder. Es existiert kein Testament, somit greift die gesetzliche Erbfolge. Folgendermaßen verteilen sich die Erbquoten (siehe Grafik): Der Ehepartner erhält die Hälfte des Erbes (ein Viertel erbrechtlich und ein Viertel pauschalierter Zugewinnausgleich), die Kinder erhalten jeweils ein Viertel. Gütertrennung Ein Erblasser lebte in Gütertrennung und hinterlässt zwei Kinder. Es gibt kein Testament, somit greift die gesetzliche Erbfolge. Dementsprechend verteilen sich die Erbquoten wie folgt (siehe Grafik): Bei dieser Konstellation erben der Ehepartner und jedes Kind ein Drittel. Gehört jetzt zum Nachlass ein Unternehmen, dann kann die Erbengemeinschaft aus Ehepartner, Kind 1 und Kind 2 das Unternehmen weiterführen. Grundsatz einer Erbengemeinschaft ist jedoch, dass diese nur durch sämtliche Mitglieder vertreten werden kann. Hieraus sieht man, wie schwerfällig und praxisuntauglich die Führung eines Unternehmens durch eine Erbengemeinschaft ist. Weiterhin haften alle Erben unbeschränkt für die Unternehmensschulden, auch wenn sie nicht als Geschäftsführer des Unternehmens die Richtung des Unternehmens beeinflussen können. Zudem darf nicht vergessen werden, dass jeder Erbe die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft verlangen kann. Ist das meiste Vermögen nun in dem Unternehmen gebündelt, so müsste dieses unter Umständen verkauft werden, um die Erbengemeinschaft auseinandersetzen zu können. Es ist zwar nachvollziehbar, dass die Beschäftigung mit dem eigenen Testament unangenehm ist, schließlich wird der Fall des eigenen Ablebens geregelt. Wie die obigen Beispiele aber zeigen, ist nur ein Testament, das die Nachfolge im Unternehmen regelt, in der Lage, den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Zudem kann ein klares und eindeutiges Testament auch einem möglichen Streit unter den Erben am ehesten vorbeugen. Vermächtnismodell Bei dem Vermächtnismodell wird das Unternehmen im Rahmen eines Vermächtnisses zum Beispiel der Tochter vermacht, während der Ehepartner Erbe wird. Grundsätzlich ist dieses Modell nicht verkehrt. Die Ehepartner können sich gegenseitig als Alleinerben einsetzen und die psychologische Barriere, dass ein Ehepartner enterbt wird, fällt weg. Auf der anderen Seite muss aber berücksichtigt werden, dass der Erbe grundsätzlich für Unternehmensschulden haftet, ohne dass er Unternehmensnachfolger geworden ist und Einfluss auf die Unternehmenspolitik nehmen kann. Alleinerbenmodell Vorzugwürdig ist daher für das Unternehmertestament in der Regel das Alleinerbenmodell. Bei diesem wird der Unternehmensnachfolger alleiniger Erbe. Hauptbeweggrund für das Alleinerbenmodell ist oftmals, dass nur derjenige für Unternehmensverbindlichkeiten haftet, der auch das Unternehmen erhält. Die übrigen Familienmitglieder bleiben damit von einer Haftung für Unternehmensschulden verschont. Soll ein Kind Unternehmensnachfolger werden, dann wird dieses Kind der Erbe, die übrigen Familienmitglieder, weitere Kinder und vor allem der Ehepartner werden dadurch enterbt. Diese Enterbung wird in der Regel dadurch ausgeglichen, dass die übrigen Familienmitglieder das Privatvermögen des Erblassers als Vermächtnis zugewendet bekommen. Das heißt, dem Erbe verbleibt nur das Autohaus (zusammen mit den Unternehmensverbindlichkeiten) und den sonstigen Nachlass muss er an die übrigen Familienmitglieder herausgeben. Entscheidet sich der Unternehmer für das Alleinerbenmodell, dann sollte er dies unbedingt mit den Familienmitgliedern besprechen und die Beweggründe ausführlich erläutern. Um die Umsetzung des Alleinerbenmodells zu gewährleisten, ist dem Erblasser zu empfehlen, einen Testamentsvollstrecker zur Erfüllung des Vermächtnisses zu bestimmen. Vorweggenommene Erbfolge Ist die Unternehmensnachfolge zu Lebzeiten noch nicht vollzogen, sollte der Unternehmensnachfolger auf Grund des Testamentes Alleinerbe werden. Umgekehrt bedeutet dies: Wurde dem Unternehmensnachfolger das Autohaus bereits zu Lebezeiten übertragen, dann ist auch das Testament anzupassen. Für das Alleinerbenmodell besteht kein Grund mehr und die Ehefrau und die übrigen Kinder können und sollten als Erben eingesetzt werden. Grundsätzlich sollten im Rahmen von Schenkungen die steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten ausgenutzt werden. Das bedeutet im Klartext, die persönlichen Freibeträge sind so häufig wie möglich zu nutzen. Kinder haben nach dem derzeit gültigen Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht zu jedem Elternteil einen Freibetrag von 400.000 Euro, Ehegatten und Lebenspartner 500.000 Euro. Dieser Freibetrag wird im Abstand von 10 Jahren neu gewährt. Durch frühzeitige Schenkungen kann die Steuer für eine spätere Erbschaft minimiert werden. Kurzfassung 1. Durch die gesetzliche Erbfolge wird in den meisten Fällen nicht das erreicht, was von dem Unternehmer gewünscht ist, daher sollte frühzeitig ein Testament aufgesetzt werden. Für den Unternehmer ist - aus haftungsrechtlichen Gründen - oftmals das sog. Alleinerbenmodell der richtige Weg.2. Die steuerrechtliche Gestaltung darf bei jeder Testamentsgestaltung nicht aus dem Auge verloren werden.3. Die Absicherung des Ehepartners, auch wenn er nicht Unternehmensnachfolger werden soll, darf niemals zu kurz kommen - kann aber vertraglich sichergestellt werden. Kommentar Das Thema Testamentserrichtung wird "gerne" auf die lange Bank geschoben. Das ist verständlich, kann aber gerade bei einem Unternehmen zu nicht gewollten Konsequenzen führen. Daher sollte jeder Unternehmer ein Testament haben, und zwar "von Anfang an". Zudem muss dieses Testament in regelmäßigen Abständen überprüft werden, ob die einmal getroffenen Entscheidungen noch den aktuellen Lebensumständen entsprechen, oder ob sich diese, z. B. durch eine veränderte Vermögenslage, durch Geburt von Kindern oder Enkelkindern, etc., verändert haben. Wie man ein privatschriftliches Testament formwirksam errichtet, werden wir Ihnen in einer der nächsten Ausgaben näher erläutern.Gerhard Duile Rechtsanwalt Steuerberater www.raw-partner.de

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