Gebrauchtwagen: Die E-Garantie kommt

Elektroautos sind ein riesiges Trendthema, sie laufen mehr oder weniger umweltfreundlich und machen Spaß. Und doch: Kaum jemand fährt eines. Der Graben zwischen Anspruch und Realität scheint groß. Und tatsächlich erfüllen sich die optimistischen Hoffnungen, die seit Jahren auf die Elektromobilität gerichtet sind, bislang nicht. Dass das Thema aber langsam Fahrt gewinnt, lässt sich andererseits auch nicht mehr leugnen. Zwar haben wir es sowohl im Neu- wie auch im Gebrauchtwagenmarkt noch mit geringen Stückzahlen zu tun, die Entwicklung aber verläuft rasant. So weist das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) unter den zum Stichtag 1. Januar 2018 gemeldeten 46,5 Millionen Pkw in Deutschland (plus 1,5 Prozent zum Vorjahr) zwar lediglich 53.861 reine Stromer aus. Dies jedoch bedeutet einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um satte 58,3 Prozent. Hybridautos haben einen Anteil von 236.710 Fahrzeugen, das ist immerhin ein Plus von 43,1 Prozent. Der Plug-in Hybridfahrzeugbestand wuchs sogar um 111,8 Prozent auf 44.419. Zum Vergleich: Benzin- (plus 1,6 Prozent) und Dieselfahrzeuge (plus 0,9 Prozent) legen deutlich schwächere Entwicklungen hin. Diese Dynamik bei alternativen Antrieben lässt sich auch im GW-Markt ablesen. Von den 7,3 Millionen Besitzumschreibungen in 2017 entfielen zwar nur 5.860 auf reine E-Autos, das aber waren plus 45,8 Prozent. Der Dieselanteil hingegen sank um 2,7 Prozent auf 32,8 Prozent. Dass die Elektrifizierung der deutschen Flotte auch künftig langsam, aber nachhaltig voranschreitet, zeigt die aktuelle Studie "Finanzierung und Absicherung neuer Mobilitätskonzepte" des Center of Automotive Management (CAM) im Auftrag von BNP Paribas Cardif. Der Prognose zufolge werden die Neuzulassungen von E-Autos in Deutschland bis zum Jahr 2020 zunächst nur moderat ansteigen. Im Jahr 2025 rechnen die Marktbeobachter im optimistischen Szenario mit rund 25 Prozent jährlich neu zugelassenen Elektro-Pkw in Deutschland. Bereits 2017 hat sich der Marktanteil von neuen Stromern von 0,8 auf 1,6 Prozent verdoppelt. Kundenbindung Mit einem zunehmenden Bestand an E-Autos wird das Thema auch für immer mehr Händler und Werkstätten sowie für die Garantieanbieter relevant. Auch Axel Berger, Vorstandsvorsitzender der CG Car-Garantie Versicherungs-AG, rechnet damit, dass der Anteil von Elektrofahrzeugen am deutschen Markt weiter kontinuierlich steigen wird. Gerade vor dem Hintergrund reduzierter Wartungs- und Reparaturkosten im Autohaus benötige der Handel ein sicheres Instrument der Kundenbindung, so der Experte. Ein E-Fahrzeug mit einer Garantie auszustatten sei hierfür eine gute Lösung. AUTOHAUS sprach mit Axel Berger über die Chancen einer E-Garantie und die Erfahrungen, die der Garantiespezialist bereits mit eigenen Produkten gemacht hat: AH: Herr Berger, eine Garantie dient der Absicherung des Kunden vor unerwarteten Reparaturkosten. Kann sie einen Elektromotor - eine Technologie, der noch viel Skepsis entgegenschlägt - attraktiver machen und so helfen, den Absatz anzukurbeln? A. Berger: Für viele potenzielle Käufer ist die Hemmschwelle ein Elektroauto zu erwerben aufgrund von mangelnden Erfahrungen noch sehr hoch. Eine Garantie, die gleichzeitig eine Qualitätsaussage ist und vor Reparaturkosten schützt, kann diese Schwelle sicherlich heruntersetzen. Sie ist daher nicht nur eine gute Maßnahme, sondern sollte auch entsprechend vermarktet werden, um mehr Fahrzeugkäufer zu generieren. AH: Stromer gelten als weniger wartungsintensiv mit höherer Lebensdauer als konventionell angetriebene Wagen. Was bedeutet das für die GW-Garantie? A. Berger: Sollten die von Ihnen getroffenen Prognosen eintreffen, würde dies auch in der Kalkulation berücksichtigt werden und dazu führen, dass die Garantieprämien günstiger würden. Allerdings können wir bei unseren Fahrzeugen, die zurzeit in der Haftung sind, eine solche Tendenz nicht in diesem Maße positiv bestätigen. Hier benötigt es aber für eine verlässliche Beurteilung repräsentativere Bestände. Generell basieren unsere Kalkulationen auf konkreten Auswertungen unseres Fahrzeugbestandes und werden für jede Marke, Fahrzeugtyp und PS individuell vorgenommen. Absicherung von Akkus AH: Welche Rolle spielt die Batterie - eines der teuersten Bauteile? A. Berger: Hierbei muss man eine Gesamtbetrachtung vornehmen und es wird somit entscheidend sein, wie sich die Restwerte zukünftig entwickeln werden, wenn mehr Fahrzeuge auf dem Markt sind. Allerdings sind wir gerade dabei, auch für dieses sensible Bauteil einen langfristigen Garantieschutz aufzubauen. Aufgrund der fehlenden Langzeiterfahrungen ist das jedoch ein sehr komplexes Thema. AH: Können Sie sich auch eine separate Absicherung von Akkus vorstellen? A. Berger: Das können wir uns sehr gut vorstellen. Aber hierfür müssen noch einige Dinge generell geklärt werden, z. B. wie lautet die offizielle Definition, ab wann ein Akku als defekt gilt - bei 50, 60 Prozent verbleibender Ladekapazität oder bereits bei 70 Prozent? Für die Entwicklung eines neuen Produktes ist dies entscheidend. Pilotmarkt Österreich AH: Bieten Sie bereits ein konkretes Garantie-Produkt für E-Autos? A. Berger: Ja, wir sind bereits mit einigen Produkten am Markt. Zum Beispiel realisieren wir in Österreich mit Mercedes-Benz das Wertpaket für den E-Smart. Dieses Wertpaket verlängert quasi die Werksgarantie um weitere zwei Jahre und umfasst alle elektrischen Komponenten und die Batterie. AH: Seit wann gibt es die Garantie? A. Berger: Die E-Garantie haben wir bereits vor drei Jahren eingeführt. Da es sich hierbei um eine Neuwagenanschluss garantie handelt, kommen diese Fahrzeuge nun in die Haftung, so dass wir hier auf die Entwicklung der Schäden sehr gespannt sind. AH: Gibt es spezielle Voraussetzungen, die Autohändler dafür erfüllen müssen? A. Berger: Aufgrund fehlender Langzeiterfahrungen bewerten wir für uns die E-Garantie als Pilotmarkt, so dass wir uns jede Anfrage individuell anschauen und bewerten. Wartungsarbeiten wichtig AH: Für Werkstätten bedeutet Garantie vor allem Kundenbindung. Kommen E-Autos in den gleichen Zeitabständen zur Inspektion wie herkömmliche Autos? A. Berger: Zwar unterscheiden sich die Wartungsarbeiten bei E-Autos von herkömmlichen Pkws, allerdings kann man auf Wartungsarbeiten generell nicht verzichten. Die herkömmliche Inspektion ist hier auch sehr wichtig, um zu garantieren, dass sich alle Funktionen in einem einwandfreien Zustand befinden. Ebenso werden diese durchgeführt, um die Herstellergarantie sowie den Verkaufswert eines Fahrzeuges aufrechtzuerhalten. Generell sind die Zeitabstände etwas länger als bei Fahrzeugen mit einem Verbrennungsmotor. AH: Elektroautos - zumal auf dem GW-Markt - sind noch ein Nischenphänomen. Welche Marktentwicklung erwarten Sie? A. Berger: Ob sich die Erwartungen der Hersteller hier in dem Maße erfüllen, wie prognostiziert, wird sich zeigen. Sicher ist jedoch, dass mit einer weiterentwickelten Technik der Anteil dieser Fahrzeuge am Markt kontinuierlich steigt. Kurzfassung GW-Garantien können helfen, die Elektroautos als Technologie für Kundenvertrauens würdiger zu machen. Gerade vor dem Hintergrund reduzierter Wartungs- und Reparaturkosten im Autohaus können sie dem Handel zudem als ein sicheres Instrument der Kundenbindung dienen.

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