Karriere & Weiterbildung: Fortschritt mit Tradition

Technikprofis beweisen sich nicht nur in Werkstatt und Kundendialog, sondern meistern in den modernen Servicezeiten auch Tablet-PC, Diagnosegerät sowie - in einer nicht allzu fernen Zukunft - Methoden der Augmented Reality. Einen ersten Ausblick gab die Texa-Datenbrille auf der Automechanika. Auch Bosch präsentierte in Frankfurt Konzepte zur "vernetzten Werkstatt" - wie man es sonst von Fahrzeugstudien kennt: visionär und pointiert. Die Verantwortlichen starteten nicht selten in der Werkstatt. Nach Lehre, Spezialisierung und Meisterbrief führte ihr Weg gegebenenfalls an einen Lehrstuhl mit dem Schwerpunkt Fahrzeugservice, bevor sie sich in die Dienste der Werkstattausrüster stellten. An den Hochschulen Esslingen, Zwickau und der Ostfalia können Fahrzeugtechnik-Studenten die Vertiefungsrichtung Kfz-Service wählen. Nach dem Studium gehen die Fachkräfte der Branche übrigens nicht zwangsläufig verloren: Zwar kommen einige in der Industrie unter und engagieren sich neben Entwicklung oder Produktion in Weiterbildung, Außendienst, erstellen Einbau-Anleitungen oder Wartungskonzepte. Doch nachdem Service-Ingenieure OEM-Luft schnupperten, kommt so mancher als Führungskraft ins Kfz-Gewerbe zurück. Vertiefungsrichtung in Esslingen In Baden-Württemberg gibt es für Kfz-Profis seit 1997 die Möglichkeit, das eigene Profil an der Hochschule Esslingen zu schärfen. Der Studiengang Fahrzeugtechnik lässt sich gemäß den Vertiefungsrichtungen Antrieb, Karosserie, Fahrwerk/Regelsysteme oder Service ausrichten. Auf dem Lehrplan stehen in den ersten drei Semestern naturwissenschaftliche und fahrzeugtechnische Grundlagen sowie BWL für Ingenieure. Vor dem vierten Semester können sich Studierende für den Schwerpunkt Service entscheiden. Die Module Servicetechnik, Serviceprozesse und Servicemanagement machen den Angaben zufolge zusammen mit den Projektarbeiten, möglichen Wahlfächern und der Bachelorarbeit rund ein Drittel des Studiums aus. Pro Semester nehmen rund 15 Studierende ein Studium der von der Autoindustrie initiierten und seither gesponserten Fachrichtung "Fahrzeugtechnik Service" (FASE) auf. Bewerber müssen sich jeweils bis zum 15. Januar für das nachfolgende Sommersemester bzw. bis zum 15. Juli für das Wintersemester anmelden. Mit dem Kfz-Meisterbrief ist das Ende der Karriereleiter bzw. der Fortbildungsoptionen also noch lange nicht erreicht. Vielmehr wirkt das Zeugnis als Türöffner: Seit dem Stralsunder Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) aus dem Jahre 2009 stehen die Hochschul-Pforten auch für Absolventen beruflicher Aufstiegsfortbildungen (Meister, Techniker, Fachwirte und Inhaber gleich gestellter Abschlüsse) ohne Abitur bzw. Fachabitur offen. Die Nachfrage hält sich jedoch in Grenzen: Die OECD veröffentlichte vor fünf Jahren die Studie "Bildung auf einen Blick 2010". Danach nahmen weniger als ein Prozent der beruflich Qualifizierten ein Studium an einer deutschen Universität auf, bei Fachhochschulen lag die Quote mit 1,8 Prozent nur geringfügig höher. Ein Grund sind sicher die hohen Anforderungen im Fach Mathematik für ingenieurwissenschaftliche Fächer. Studium am Traditionsstandort Auch in Zwickau werden die Serviceprofis von morgen ausgebildet. Am Lehrstuhl Kraftfahrzeugtechnik der Westsächsischen Hochschule gibt es für die Studenten im Hauptstudium fünf Vertiefungsrichtungen: Neben Energiemanagement, Karosseriebau, Verbrennungsmotoren und allgemeiner Kfz-Technik steht der Schwerpunkt Kfz-Service zur Auswahl. Die Stadt verfügt über eine lange Tradition als Bildungsstandort: Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine Ingenieurschule gegründet. Die Fachhochschule gibt es seit 25 Jahren. Angehende Kfz-Fachleute dürften zudem die große automobile Tradition der Stadt schätzen. Heute produziert der Volkswagen-Konzern vor den Toren der Stadt, früher rollten Horch, Audi und zu DDR-Zeiten der Trabant vom Band. Nicht zuletzt sprechen eine gute Betreuungssituation der Studenten, vergleichsweise geringe Lebenshaltungskosten und modern eingerichtete Hochschulgebäude für ein Studium an der Mulde. Nach dem viersemestrigen Grundlagenstudium wählen die Studenten ihren Studienschwerpunkt. Im Semester 5 bis 8 erarbeiten sie sich die Fachkompetenz in diesem Segment. Durch die Projektarbeit (5. Semester) und die Diplomarbeit (8. Semester) geht der Fachkräftenachwuchs auf Tuchfühlung mit der Wirtschaft, da diese Arbeiten zumeist in Kooperation mit Unternehmen durchgeführt werden. Im Grundlagenstudium vermittelt und verlangt die Hochschule Grundwissen u. a. in Mathematik, Informatik, Physik, Elektrotechnik sowie Thermodynamik und Konstruktionslehre. Ergänzend werden die Wahlfächer BWL und Technisches Englisch angeboten. In der Vertiefung Service lernen die Studenten die Bereiche Kfz-Service- und Recyclingorganisation kennen. Im 7. Semester kommen die Themen Kfz-Schadensbewertung, Karosserie-Instandsetzung sowie Diagnosetechniken dazu. Powered by Volkswagen An der Ostfalia existiert seit Juli 2008 der Studiengang "Servicetechnik und -prozesse". Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wolfsburg arbeitet eng mit der nahe gelegenen Volkswagen AG zusammen. Zum Wintersemester 2009/2010 starteten der neue Bachelorstudiengang "Servicetechnik und Prozesse" (sieben Semester) und der kostenpflichtige Masterstudiengang "Automotive Service Technology and Processes" (drei Semester zusätzlich). Schwerpunkte beim "Bachelor of Engineering" umfassen Fahrzeugelektronik, Diagnosetechnik und ähnliche, insbesondere technische Grundlagen. Der Titel des Masterstudiengangs deutet es schon an: "Master of Engineering" wird in Wolfsburg nur, wer die englische Sprache beherrscht. Zugangsberechtigt sind die Besten aus dem Bachelor-Jahrgang. Die Abschlussnote muss 2,5 oder besser sein. Anmeldeschluss ist der 15. Juli, Studienstart ist Anfang September jeden Jahres. Mehr zum Thema: www.autoservicemeister.de/weiterbildung-karriere Kurzfassung Talentierten Servicekräften steht die Tür zur Hochschule offen. Lesen Sie im Rahmen unserer Serie, welche Anforderungen die Fachrichtung Kfz-Service an drei Standorten stellt. Bereichernd für die Branche sind Absolventen, die nach der Fortbildung in die Betriebe zurückkehren.

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