Volkswagen Pkw: "ID.3 wird ein echtes Schnäppchen"

AH: Herr Santel, wie bewerten Sie die aktuelle Marktsituation für Volkswagen nach den deutlichen Rückgängen in den beiden Vormonaten? H. Santel: Es geht wieder vorwärts, wenn auch langsam. Ganz klar: Wir laufen immer noch unter unseren Erwartungen. Das liegt aber nicht nur an der Zurückhaltung der Käufer, die sich langsam löst, sondern auch am Corona-bedingten Produktionsstopp. Den müssen wir erst einmal aufholen. Von Januar bis Mai sind in den deutschen Werken der Automobilbranche so wenige Autos vom Band gelaufen wie seit 45 Jahren nicht. Wir haben viele offene Bestellungen und geduldig wartende Kunden. Wir freuen uns sehr, dass keiner abgesprungen ist - trotz langer Wartezeiten. Das ist tolles Feedback für unsere Marke. Unser Gebrauchtwagengeschäft läuft sehr gut. Auch mit dem Servicegeschäft sind wir überaus zufrieden. AH: Wie lauten Ihre Erwartungen für das zweite Halbjahr insgesamt? H. Santel: Prognosen sind nach wie vor schwierig zu treffen, aber ich erwarte einen deutlichen Aufwärtstrend. Zum einen, weil wir jetzt mit dem ID.3 in den Markt kommen. Unsere Frühbucher können seit zwei Wochen bereits bestellen, für alle anderen Kunden öffnen wir die Systeme am 20. Juli. Mit dem Konjunkturpaket, das jetzt in Kraft tritt, wird Elektromobilität so günstig wie nie. Mit 9.000 Euro Förderung wird der ID.3 ein echtes Schnäppchen. Zum anderen, weil wir gemeinsam mit dem Handel unser eigenes "Konjunkturprogramm" gestartet haben. Seit dem 22. Juni schenken wir Kunden bei Bestellung eines Neufahrzeugs 16 Prozent Mehrwertsteuer. Das Interesse an individueller Mobilität ist da - gerade aufgrund der Corona-Pandemie wissen die Menschen die Hygiene und den Abstand zu schätzen, die das eigene Auto bietet. Jetzt beginnt die Urlaubssaison, und viele wählen ein Urlaubsziel, das mit dem Auto erreichbar ist. AH: Wie stellt sich die Situation des Handels dar? H. Santel: Der Lockdown hat dafür gesorgt, dass sich Händler sehr schnell auf die Online-Welt eingestellt haben. Von der Auftragsannahme bis zur Fahrzeugpräsentation: Kunden mussten nicht mehr in den Showroom kommen, um sich beraten zu lassen oder ein Auto anzuschauen. Wir stellen fest, dass dieser Trend anhält. Doch bis wir einen Autokauf wirklich komplett end-to-end online abbilden können, müssen wir den Menschen wieder Lust machen, ins Autohaus zu kommen. Bis vor Kurzem haben die Kunden ja vor allem auf das Regierungspaket gewartet. Mit unserer 16-Prozent-Aktion haben sie jetzt einen noch größeren Anreiz, wieder ins Autohaus zu kommen. Attraktive Angebote sind der wichtigste Impulsgeber für den Besuch im Autohaus. Und Sie kennen das ja: Appetit kommt beim Essen. Ich bin davon überzeugt, dass die tollen neuen Modelle, die beim Händler stehen, wieder Lust auf den Autokauf machen. Wir haben Sommer. Das neue T-Roc Cabrio wartet nur darauf, ausgefahren zu werden. Aktion von Hersteller und Handel AH: Ab sofort gibt es bis zum 30. September 16 Prozent Rabatt auf alle Fahrzeuge mit Ausnahme E-Up! und ID.3. Wie ist die Resonanz bei Handel und Kunde? H. Santel: Wir sind davon überzeugt, dass diese Maßnahme der richtige Schritt war. Wir bekommen sehr viele Anfragen von Kunden, die zeigen, dass sie genau darauf gewartet haben. Für uns ist es wichtig zu betonen, dass dies eine Aktion von Hersteller und Handel ist. Es gibt eine klare Kommunikationsbotschaft und basiert auf echter Partnerschaft. Dazu gehört aber auch, dass es keine verpflichtende Teilnahme für den Handel gibt. Jeder Händler bestimmt selbst, ob er mitmacht. Händler profitieren bei dieser Aktion von der Planbarkeit in den Erträgen: Das Angebot für den Kunden ist attraktiv sowie bereits endverhandelt. Die Situation beim Handel dürfte sich also entspannen. Zusammen mit dem Garantiebonus für den Handel im dritten Quartal bieten wir große Transparenz und Planbarkeit im Nettoertrag. AH: Sie sind zunächst mit dem Rundumsorglos-Paket gestartet. Warum gab es den Nachlass nicht unmittelbar nach dem Lockdown? H. Santel: Es war sinnvoll, die Beratungen der Regierung über ein Konjunkturpaket abzuwarten, um ein passendes, ergänzendes Angebot zu definieren. Wir orientieren uns an den Kundenwünschen. Unser Angebot schließt jetzt passgenau eine Lücke. Elektromobilität wird so hoch gefördert wie nie zuvor. Das freut uns sehr, da wir uns der Vision verschrieben haben, in Zukunft emissionsfreie Mobilität für alle zu ermöglichen. Doch nicht für alle Kunden ist ein Elektroauto jetzt schon die richtige Wahl. Deshalb sind auch VW-Modelle mit Plug-in Hybrid Technologie wie auch unsere Fahrzeuge mit modernen Benzin- oder Diesel-Motoren wichtig auf dem Weg zur emissionsfreien Mobilität. Sie liegen beim CO2-Verbrauch deutlich niedriger als Altfahrzeuge. So wird der CO2-Ausstoß nachhaltig über alle Motorisierungsvarianten hinweg reduziert. Für jeden Kundenwunsch haben wir jetzt das richtige Angebot. AH: Was erwarten Sie sich von der Aktion? H. Santel: Wir erwarten eine deutliche Belebung des Handels. Der Handel hat ein hochwertiges Produkt zu einem absolut attraktiven Preis zur Verfügung und kann jetzt auch preissensiblere Kunden ansprechen. Kunden ziehen sogar Kaufentscheidungen vor, wenn das Angebot stimmt, damit bieten sich neue Volumenchancen für den Handel. Die Kombination aus Konjunkturpaket und unserer Aktion ermöglicht dem Handel, eine breitere und neue Klientel anzusprechen. Vom Einstieg in die E-Mobilität mit Modellen wie dem E-Up! über hocheffiziente und umweltfreundliche Hybrid und PHEV bis zur absolut alltagstauglichen ID-Familie bietet Volkswagen dem Handel ein nie da gewesenes Angebot für jedes individuelle Kundenbedürfnis. Attraktiver und günstiger kann es kaum werden. AH: In welcher Form werden sich die 16 Prozent Neuwagenrabatt auf die Restwerte und den Bestandswert der jungen Gebrauchten auswirken? H. Santel: Vorsteuerabzugsberechtigte Fahrzeuge werden tendenziell um die MwSt.-Reduzierung günstiger. Das sind insbesondere Jahreswagen und Rückläufer aus Leasingverträgen. Differenzbesteuerte geben hier wenig Spielraum, allerdings werden die tendenziell günstigeren vorsteuerabzugsberechtigten Fahrzeuge hier leichten Druck auf die Angebotspreise ausüben. ID.3 kommt im September AH: Ab wann ist der ID.3 voll lieferfähig? H. Santel: Unsere Frühbucher können ja bereits seit dem 17. Juni bestellen. Die "First Movers" erhalten ihren ID.3 dann im September. Der reguläre Verkauf für das Serienmodell startet jetzt am 20. Juli. Wie schon bei der "1st Edition" geben wir unseren Kunden auch jetzt wieder die Möglichkeit, ihren ID.3 noch dieses Jahr in Empfang zu nehmen, verbunden mit dem ersten kostenlosen Software-Update für nur zwei noch ausstehende Funktionen ab dem ersten Quartal nächsten Jahres. AH: Können jetzt alle IT-Anforderungen erfüllt werden? H. Santel: Der ID.3 ist ein voll einsatzfähiges Fahrzeug. Lediglich zwei von 256 Software-Funktionen werden etwas später geliefert. Das kostenlose Software-Update umfasst die zwei ausstehenden Digitalfunktionen AppConnect und den Fernbereich des AR-Headup-Displays. Bei einer Auslieferung im ersten Quartal 2021 verfügen alle Modelle bereits über sämtliche Funktionen. AH: Wie viele Fahrzeuge werden Sie Ihrem Handel 2020 noch zur Verfügung stellen? H. Santel: Wir planen rund 15.000 ID.3 in Deutschland auszuliefern. Aktuell sehen wir ein großes Interesse an unserer "First Mover"-Aktion, in der sich rund 75 Prozent der vorregistrierten Käufer für eine frühzeitige Auslieferung und damit Teilnahme am "First Mover Club" entscheiden. Diese bekommen ihr Fahrzeug sogar schon im September. AH: Welche Rolle wird die Elektroautoförderung der Bundesregierung bei der Vermarktung spielen? H. Santel: Eine große. Elektromobilität wird dank der hohen Förderung zum ersten Mal für ein breites Publikum erschwinglich. Wenn der Preis für einen ID.3 durchschnittlich um die 40.000 Euro liegt, sparen Kunden mit der Kaufprämie 9.000 Euro. Ein Drittel davon, also 3.000 Euro, zahlen wir übrigens als Hersteller dazu. Auch Hybridmodelle profitieren von einer üppigen Förderung. Wir erwarten dadurch eine deutlich erhöhte Nachfrage. Das Konjunkturpaket der Bundesregierung enthält viele Maßnahmen, um die Menschen in der Krise zu unterstützen und die Verbraucherstimmung positiv zu beeinflussen. Mit unserer 16-Prozent-Aktion leisten wir einen zusätzlichen Beitrag, um das Konsumklima nachhaltig zu verbessern und Kunden wieder Vertrauen zu geben. Agenturmodell AH: Hersteller und Handel haben sich beim ID.3 für ein Agentursystem entschieden. Das bedeutet für den Vertreiber eine feste Provision ohne Risiko. Wird das Vertriebssystem diese Bedingungen erfüllen? H. Santel: Im Agenturmodell agieren die Händler als Vermittler von Verkäufen an Privat- und kleine Gewerbekunden. Sie kümmern sich um die Akquisition, Beratung, Durchführung von Probefahrten, Abwicklung des Geschäfts sowie die Auslieferung in Abstimmung mit Volkswagen. Der vom Kunden am Anfang des Verkaufsprozesses genannte Wunschhändler erhält Provision und Bonus analog zum stationären Geschäft, auch wenn das Fahrzeug online bei Volkswagen gekauft wird. Somit können sich Händler auf eine planbare Vergütung verlassen, unabhängig davon, ob der Kunde sein Fahrzeug online oder im Autohaus kauft. AH: Rechnen Sie jetzt mit stabileren Transaktionspreisen? H. Santel: Ja. Der Preis für das Fahrzeug ist von Volkswagen festgelegt. Komplizierte Preisverhandlungen entfallen dadurch. Das Agenturmodell ist gerade in diesen Zeiten eine signifikante finanziellen Entlastung für die Händler. So können sie sich darauf konzentrieren, was den Handel einzigartig macht: die persönliche Kundenbetreuung. Ich freue mich, dass unser mit dem Händlerverband gemeinsam ausgearbeiteter Vertrag von allen Handelspartnern unterschrieben wurde. Dieser große Zuspruch zeigt, dass es das richtige Modell für die Zukunft ist. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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