Finanzkennzahlen 2016: Insgesamt solide

Das Jahr 2016 war für die Automobilbranche sicherlich ein ganz besonderes Jahr: Die Auswirkungen der Dieselkrise trafen den VW-Konzern und andere Automobilhersteller und sorgten für entsprechende Entscheidungen und Kurskorrekturen, z. B. beim Thema Elektromobilität. Daneben waren beherrschende Themen im Automobilhandel: Digitalisierung, Elektroantrieb, autonomes Fahren und Mobilitätsdienstleistungen. Mit Blick auf die Zahlen aus den Statistiken im November werden für 2016 unter dem Strich voraussichtlich mehr als die 3,2 Mio. Pkw-Neuwagenzulassungen des Jahres 2015 getätigt werden. Bei den Besitzumschreibungen dürften die 7,3 Mio. Einheiten des Vorjahres ebenfalls leicht übertroffen werden. Werkstattgeschäft und Service laufen insgesamt weiterhin sehr stabil. Die nach wie vor guten wirtschaftlichen Rahmenbedingen in Deutschland mit niedriger Arbeitslosigkeit, der anhaltend gute private und öffentliche Konsum sowie die niedrigen Zinsen haben dazu beigetragen. Mit anderen Worten: 2016 ist weitestgehend so gelaufen, wie es Ende 2015 prognostiziert wurde. Aufgrund der oben genannten Entscheidungen hin zur Elektromobilität und dem neuen Umweltbonus ist natürlich auch ein Blick auf die Antriebsarten zu werfen. Bis November 2016 wurden laut dem dafür zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) rund 7.240 Anträge für reine Elektro- bzw. Hybridfahrzeuge gestellt. Insgesamt betrug der Anteil der alternativen Antriebe (Elektro, Hybrid und Plug-in-Hybride) an den Neuzulassungen rd. 2,5 %. Die dominierende Kraftstoffart bei den Pkw bleibt nach der Dieselkrise natürlich Benzin, der Dieselanteil ist bis Ende November auf 44,9 % (Vorjahr gesamt 47,9 %) gefallen. Erfreulicherweise hat sich der Anteil der privaten Zulassungen leicht auf 35 % erhöht. Alles in allem also Zahlen, die dem stationären Automobilhandel zurzeit keine Sorgen bereiten sollten. Unterschiede von Marke zu Marke In den einzelnen Marken schlägt sich das allerdings recht differenziert nieder. Die Entwicklung ist vor dem Hintergrund des Intrabrandwettbewerbs immer noch sehr unterschiedlich. Man kann sagen: Premium ist nicht immer Premium im Ergebnis und Volumenhersteller bringen zum Teil doch Erstaunliches zustande. Der Blick auf die Zahlen zeigt auch eine zunehmende Volatilität, sprich die Abweichungen der Zahlen vom Durchschnitt nehmen zu. Das liegt zum einen an der Qualität und Intensität, mit der die Geschäftsbereiche Neuwagen, Gebrauchtwagen, Teile und Kundendienst durch die Händler betrieben werden, zum anderen aber auch an der genannten Tatsache, dass im Handel die einzelnen Herstellermarken ergebnisseitig insgesamt ebenfalls in 2016 sehr unterschiedlich unterwegs sind. Das liegt immer wieder an Faktoren wie den Produktionszielen und dem Mengendruck, den Margenbestandteilen, der Nähe zu herstellereigenen Niederlassungen sowie der Freiheit, die den Händlern eröffnet wird. Aber es liegt auch an der Auswertung der Zahlen selbst, wie wir immer wieder berichten. Die Händlerbetriebsvergleiche folgen bestimmten Vorgaben (Abgabezeitpunkt, Kontenzuordnungen, Abschreibungen und Wertberichtigungen, Abgrenzungen usw.), die je nachdem mehr oder weniger professionell gelebt werden. Mitunter ist der Hersteller aber auch selbst nicht in der Lage, das Zahlenmaterial für die Vergleiche aus technischen Gründen rechtzeitig zur Verfügung zu stellen. Neu- und Gebrauchtwagen Die Abteilung Neuwagen ist das Sorgenkind. Hohe Standards leisten ihren Beitrag dazu, dass der Neuwagenbereich mit immer höheren Anforderungen konfrontiert wird. Und man steht mit Kollegen, Herstellern und Internethandel in wachsender Konkurrenz. Nicht verwunderlich, wenn der DB III im Neuwagengeschäft relativ weiter sinkt, absolut steigt er nur wegen des Mengengerüsts, der Volumenzusammensetzung (Neueinführungen, Anstieg bei den SUV) und höheren Preise. Positiv zu vermerken ist der stabile Privatkundenanteil von rund 35 %. Positiv entwickelt sich das Gebrauchtwagengeschäft. Insgesamt ist ein Plus von 4,2 % der Umsatzerlöse bei einem schon im Vorjahr hohen Niveau zu verzeichnen. Wichtigste Kernbausteine sollten mittlerweile die Finanzdienstleistungen sein. Wer aktiv tätig ist, kann über Garantien bei Gebrauchtwagen, Neuwagenanschlussgarantien, Kfz-Versicherungen, Fullserviceleasing, Absatzfinanzierung usw. einen erheblichen Teil seines Bruttoertrages erwirtschaften. Aber der Bruttoertrag bleibt manchmal auch bei den Prozessen auf der Strecke. Es sollte Ziel eines jeden Unternehmens sein, sich mit den Zahlen auseinanderzusetzen und die dahinter stehenden Prozesse zu hinterfragen. Digitalisierung in diesem Sinne liefert eine wichtige Hilfestellung, Punkte nicht zu übersehen bzw. auch dokumentationssicher abzuwickeln (z. B. bei der GW-Hereinnahme oder dem Ankauf von Leasingrücknahmen etc.), und das verknüpft mit einer elektronischen Fahrzeugakte. Es kann nicht schaden, die verschiedenen Angebote zu prüfen. Das Werkstattgeschäft Service und Ersatzteilverkauf bleiben auf stabilem Niveau und machen etwa weiterhin 60 % des DB III aus. Es bleibt wichtig, hier am Ball zu bleiben, denn es gilt, die Bestandsfahrzeuge in die Werkstatt zu bekommen. Laut Statistik des KBA waren Anfang Januar 2016 rd. 45,1 Mio. Pkw zugelassen (Anfang 2015 waren dies noch 44,4 Mio. Pkw). Damit ist und bleibt der Aftersales-Bereich die wichtigste Stütze. Offensichtlich ist es gelungen, das Aftersales-Geschäft weiter zu optimieren, u. a. durch bessere Kundenbindung, Angebote für ältere Fahrzeuge, Onlineshops und durch das Handling an der Direktannahme (Dialogannahme mit Tabletbegleitung). Die Umsatzerlöse im Werkstattservice (plus 2,5 %) wie im Teilegeschäft (plus 2,3 %) sind gestiegen. Während allerdings gestiegene Personalkosten und andere Kosten im Service das Umsatzplus zum Teil zunichte machen, hat sich das Teilegeschäft profitabler entwickelt, hier ist unter dem Strich etwas übrig geblieben. Schlechter entwickelt sich weiterhin der Garantieverrechnungssatz, der im Mengengerüst auch durch eine verbesserte Fahrzeugqualität geringer ausgefallen ist. Die Eigenkapitalsituation Das Jahr 2016 war für den Autohandel trotz recht unterschiedlicher Situationen bei den einzelnen Marken insgesamt solide. Zu beobachten ist ein Anwachsen der Bilanzsummen, insbesondere durch steigende Fahrzeugbestände und Immobilieninvestitionen, die durch entsprechende Finanzierungen gedeckt werden. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass bei der ermittelten Umsatzrendite von 1,6 % die Gesamtkapital-Verzinsung gesunken ist, sind doch die Zinskosten noch niedrig bzw. konnten höherverzinsliche Kredite zwischenzeitlich zu günstigeren Konditionen prolongiert werden. Aber die Rendite ist nicht ausreichend für die geforderten Investitionen in Schauräume, Vorführwagen und Digitalisierung. Heutige Investitionen müssen morgen verdient werden, andersrum verschiebe ich dadurch meinen Gewinn heute in die Zukunft (siehe unten). Die Bauinvestitionen der Markenhändler werden laut Einschätzungen 2017 ein Volumen von knapp 900 Mio. Euro erreichen (vgl. AUTOHAUS BAUEN Spezial 2016, Seite 10). Erfreulich ist der Rückgang der Unternehmensinsolvenzen: laut statistischem Bundesamt waren es rund 12 Prozent weniger als im Jahr 2015. Die Aussichten für 2017 Die Ära des Elektromobils ist eingeläutet. Ob das die Antriebsart der Zukunft wird, bleibt noch abzuwarten. Nicht ohne Risiko ist der angekündigte Umbau des Volkswagenkonzerns zu einem Anbieter von Elektrofahrzeugen. Vor dem Hintergrund sich möglicherweise schnell ändernder gesetzlicher Rahmenbedingungen in China werden sich auch andere Hersteller diesem Anpassungsdruck nicht entziehen können. Die technischen und strukturellen Rahmenbedingungen sind aber noch nicht so weit, als dass Elektrofahrzeuge in naher Zukunft in erheblichem Maße ihren Weg in den deutschen Straßenverkehr fänden. Doch sollte der Handel die strategischen Ausrichtungen der Hersteller genau beobachten. Jeder Autohaus-Unternehmer sollte sich mit der Positionierung und den Zahlen seines eigenen Unternehmens befassen und versuchen, jene Potenziale zu heben, die bisher noch zu stiefmütterlich behandelt wurden. Aber auch der Hersteller ist gefragt, geht es doch um das vielzitierte "künftige Geschäftsmodell" im Autohandel. Für die nahe Zukunft wird auch die Entwicklung der Restwerte von großer Bedeutung sein. Der Bestand von 45,1 Mio. zugelassenen Fahrzeugen (Stand 1.1.2016) sollte als Potenzial erkannt und alles dafür getan werden, Pflege und Reparatur dieser Fahrzeuge in die Autohäuser zu bekommen. Das Pkw-Durchschnittsalter auf deutschen Straßen steigt weiter (Ende 2016 betrug es 9,2 Jahre). Passend dazu sollten Preismodelle erarbeitet werden, die dazu beitragen - ohne die Servicekosten für Neufahrzeuge zu gefährden -, durch entsprechenden Warenbezug konkurrenzfähig zu bleiben. Nicht jedes bei einem alten Auto zu ersetzende Teil muss ein Originalteil sein. Bereits jetzt zeichnet sich bei vielen Herstellern zunehmender Druck auf die JVZ ab. Dies sollte Anlass sein, über eine Professionalisierung des Gebrauchtwagengeschäfts nachzudenken. Diese Abteilung wird mitunter nur als Anhängsel für die Vermarktung von Leasingrückläufern und Inzahlungnahmen gesehen. Es wird im Neuwagengeschäft der Druck bleiben (nicht zuletzt durch steigende Produktionszahlen bei einigen Herstellern) und es wird Käufer geben, die sich jetzt bewusst keinen Neuwagen zulegen und damit die Übergangszeit zur Elektromobilität (wegen zu erwartender sinkender Wiederverkaufspreise) überbrücken wollen. Ob das hohe Niveau bei den Zulassungszahlen von 2015 und 2016 Bestand hat, bleibt abzuwarten. Aber selbst eine geringfügige Minderung wäre vor dem Hintergrund der oben genannten Rahmenbedingungen noch kein Anlass, ein schlechteres Jahr zu erwarten. Kurzfassung Die Experten von Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner haben einen ersten Blick auf die Kennzahlen 2016 geworfen: Die Umsatzrendite des Handels ist weiter gestiegen auf 1,6 % (Vorjahr: 1,4 %). Obwohl die Pkw-Neuwagenzulassungen auf hohem Niveau liegen, reduziert sich in dieser Sparte aber der Deckungsbeitrag im Vergleich zum Vorjahr.

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