MB in Freiburg: Von der Niederlassung zum Familienbetrieb

Mercedes-Benz Retail Deutschland trennt sich - wie angekündigt - nach und nach von 63 eigenen Standorten. Zu deren Blütezeit waren es 158. MB ist seit 1931 in Freiburg vertreten, seit 1985 in Freiburg-Haid. Zum 1.1.2016 ging die MB-Niederlassung Freiburg an die Schweizer Kestenholz Holding AG mit Sitz in Basel-Pratteln über. Die erstklassige Reputation des Hauses hat wohl letztlich im eineinhalbjährigen Bieterverfahren mit MB den Ausschlag für den Zuschlag gegeben. Das Präludium Die Kestenholz-Offerte für das "Neue" wurde 2014 eingereicht. Die verbindliche Zusage erhielt das Traditionshaus, das auf bald 65 Jahre Firmengeschichte zurückblicken kann, am 13. Mai 2015. Am 14. Mai erfolgte der erste gemeinsame Rundgang in der Freiburger Niederlassung und die Information an die Mitarbeiter. Wichtige Feststellung: Es wurden alle 300 Mitarbeiter übernommen und mit jedem ein neuer Arbeitsvertrag geschlossen. Das Interludium In einer Gesprächsrunde im Dezember 2016 mit dem neuen Management, das personell 1:1 das bisherige Management darstellt, konnten wir gewichtige Stationen sowie das erste gemeinsame Wirtschaftsjahr reflektieren. Erst ab 1.1.2016 durften die Kunden informiert werden. Am 2. Januar erging per Brief die Botschaft an 35.000 Kunden. Pkw-, Lkw-, Smart-, AMG-, Classic-, Flotten-, Teilekunden, Service-, Karosserie- und Lack-, Automieter und wichtige Repräsentanten, einschließlich Sponsoring-Gruppen. Bislang wurden pro Jahr am Freiburger Standort rund 4.500 Fahrzeuge vermarktet, was auch im ersten Jahr nahezu gehalten wurde. Im ersten Viertel des Jahres mussten unter verschiedenen Aspekten im Verkauf erst einige Holperigkeiten geglättet werden, sei es im Bereich der Vorführwagen wie im Bereich der Fahrzeugauslieferungen. Am 31.12.2015 wurde von der MB-Zentrale der IT-Stecker gezogen. Das wusste man. Es galt also, innerhalb von sieben Monaten die deutsche Version des Dealer Management Systems von Autoline einzuziehen. Das war nicht nur mit einem hohen Schulungsaufwand verbunden. Da mussten manche Grundlagen bis hin zur Finanzbuchhaltung auch in der Prozessgestaltung neu angegangen werden. Das Zwischenspiel Verwurzelung! Der CEO der Kestenholz-Gruppe, Stephan Kestenholz, gehört zur Gattung der genialen, der begnadeten Unternehmer. Sein Vater und Firmengründer Erwin Kestenholz übertrug ihm 1992 die Gesamtverantwortung. Diese nimmt er zusammen mit seinem Bruder Peter bis heute wahr. Er war 1994 in der Schweiz der erste Autohausunternehmer, der die ISO 9002 einzog. Er hat das hauseigene Kestenholz Management System (KMS) entwickelt. Er hat kontinuierliche Verbesserungsprozesse implementiert. Damit will er den individuellen Befugnisrahmen für die Mitarbeiter erweitern. Rasche Entscheidungen, kurze Kommunikationswege, Eigenverantwortung. Im Hause Kestenholz stehen der Kunde und dessen Zufriedenheit an erster Stelle. Es werden systematisch Endkontrollen durchgeführt. Der Serviceberater legt dem Kunden mit dem Zufriedenheitsbefragungsfolder eine Flasche Wasser ins Fahrzeug. Und so wurde in der MB-Niederlassung Freiburg jeder Prozess "durchgepflügt". Die Komposition Seine strategische Klasse hat Stephan Kestenholz mehrfach unter Beweis gestellt. 1992 expandierte er ins elsässische Mulhouse und 1996 stieg er in Lörrach ein. Das MB-"Dreiländereck" stand. Lörrach führt heute sein Sohn Thomas, BFC- Absolvent in Calw mit anschließendem Bachelor-Studium in Northwood, USA. Auch Bad Säckingen gehört zur Kestenholzgruppe. Aktuell entsteht in Weil am Rhein ein neues Nutzfahrzeugzentrum. Damit erstreckt sich die neue Kestenholz-Marktarea von Basel bis hoch nach Rust und rüber bis Bad Säckingen. Die Coda Stephan Kestenholz: "Ein Unternehmen gründen und führen ist mit einer Mount-Everest-Expedition vergleichbar." Da überlassen die "Kestenhölzer" nichts dem Zufall. Klare Zielvorgaben für die Markenstrategie Daimler, für das Wachstum für Standortoptimierung, Mitarbeiterqualität, Markenstolz, König "Kunde", Kommunikation u. a. Kestenholz: "Mit unserem Freiburger Engagement haben wir die Zahl unserer Mitarbeiter auf über 600 verdoppelt, die Fahrzeugauslieferungen verdreifacht. Eine echte Herausforderung!" Volker Speck, der alte und neue COO der Freiburger Kestenholz GmbH: "Ich darf das so offen sagen, am Ende des Jahres 2015 waren wir alle emotional platt. Ich darf nach dem ersten gemeinsamen Jahr - auch unter wirtschaftlichen Aspekten - ebenso sagen, es lief insgesamt besser als erwartet. Wir sind hier in Freiburg einer der größten Arbeitgeber. Man schaut auf uns. Die Kunden finden alle ihre vertrauten Bezugspersonen. Das sorgt für Kontinuität. Und Stern bleibt Stern. Ja, in einem Familienbetrieb laufen einige Dinge anders. Zum Weihnachtsfest 2015 beispielsweise erhielt jeder Mitarbeiter einen Rucksack nach Hause geschickt. Mit einem Kestenholz-Magazin und einem persönlichen Schreiben der 'Familie' Kestenholz. 2016 lud das Unternehmen alle Mitarbeiter des gesamten Unternehmens, also Basel, Lörrach, Bad Säckingen und Freiburg, zu einem einmaligen Event in den Freizeitpark nach Rust ein. Der emotionale, der menschliche Aspekt erfährt hier durch die sicht- und erlebbare Eigentümerfunktion viel mehr Nähe." Die Kommunikationssymphonie Im nächsten Schritt stehen für Freiburg bauliche Anpassungen an. Es gibt aber noch einen Überbau, der das Ganze zusammenführt, zusammenhält und zukünftig fundiert. Das ist der Sinn von Stephan Kestenholz für kundensensible Kommunikation. "James", so heißt der Butler. Mit der Schweizerischen Hotelfachschule in Luzern hat er ein Gesamtkonzept entwickelt. "James-Grundwissen", "James-Uno", "James-Revival". Das Grundwissen erhalten alle Mitarbeiter vermittelt. Die Mitarbeiter im direkten Kundenkontakt erhalten außerdem individuellen Feinschliff: Telefonstandards, Spezielles für Sales, Aftersales, No-Gos. Und Butler "James" vermittelt über sein Credo Verhaltenssicherheit. Kestenholz-Kultur! Stephan Kestenholz: "Wir haben in Freiburg erfreulicherweise ein großes Betriebsareal zur Verfügung. Wir werden hier einige Verschachtelungen auflösen, um die Prozesse noch kundenorientierter gestalten zu können." Fazit: MB-Freiburg steuert auf fundiertem Kurs! Kestenholz-Stationen 2003 hatte Stephan Kestenholz den Mut, nach italienischem Vorbild in der Baseler Altstadt einen MB-Spot zu gestalten. Diese Caffé-Bar führen seine Frau Lilo und seine Tochter Michelle. 2008 gelang ihm der Coup, in Basel am Stadion einen Neubau zu kreieren, der von den Stararchitekten Herzog & de Meuron (Elbphilharmonie!) konzipiert wurde und europaweites Echo fand. 2010 setzte Stephan Kestenholz mit seinem Classic-Center in Basel besondere Akzente. In Pratteln, einem Stadtteil von Basel, entstand 2013 ein neues Kompetenzzentrum für Transporter, Lastwagen und Busse. Hier ist heute zugleich der Sitz der Kestenholz-Holding integriert. Dort entstand auch das größte MB-Occasion Center der Schweiz; Peters Sohn Daniel ist Geschäftsführer. Das Duo Thomas und Daniel wird als dritte Generation die Kestenholz-Gruppe gestalten. Wer z. B. im Netz die einmalige Jubiläumsausgabe - Kundenmagazin, 60 Jahre Kestenholz - liest, erfährt von der "Seniorchefin" Anna, wie wichtig ihr und ihren Kindern der Sinn für Familie ist. Die Voraussetzung für den Erfolg! Kurzfassung Die Freiburger MB-Niederlassung ist seit einem guten Jahr ein Familienbetrieb: Die Schweizer Kestenholz AG hat das Haus übernommen. Lesen Sie hier, wie viele Schritte getan werden mussten, wie man die Mitarbeiter für sich einnahm und wie das erste Jahr gelaufen ist.

Nach Absatz-Rückgang: Günstigere Teslas kommen schneller

Opel-Chef: Flaute wird Elektromarkt nicht aufhalten

Smart Concept #5: Urban war gestern

Werk in Grünheide: Tesla will 400 Stellen abbauen

Zielgruppenansprache: Erfolg über Diversifizierung

Alle Schlagzeilen

MB in Freiburg: Von der Niederlassung zum Familienbetrieb

WEITERLESEN

NEWSLETTER