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“HB ohne Filter” vom 19. Januar 2007

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Datum:
19.01.2007

4 Kommentare

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Heute: Erst Stoiber, dann Piëch? / Kein Neubeginn beim BMW-HV / Grandseigneur Albert Still / BFC verlängert Ausbildungszeit - Steigen Sie in die Diskussion ein und schicken Sie uns Ihre Kommentare!

Piëch live.


Die Headlines in der Tagespresse über VW scheinen grenzenlos zu sein. Von Hartzprozess, MAN-Scania-Übernahme, Pischetsrieder - Winterkorn bis Bernhard. Da bleibt mental bei den Lesern wie VW-Fahrern einiges hängen, und zwar imagebelastend. Immer wieder ein Name: Ferdinand Piëch. Als dieser 1993 den Chefsessel zu Wolfsburg erklomm, exekutierte er allein 17 Vorstände.


Und das waren ja nicht nur "Flaschen". W.P.Schmitt fungierte damals immerhin schon 27 Jahre als Vertriebsvorstand. Später folgten Demel, Kortüm, Paeffgen etc. Mitte November 2006 setzte Piëch seine Tabula-rasa-Manier mit der Demissionierung von Bernd Pischetsrieder fort, obwohl er - wie Porsche-Chef Wendelin Wiedeking - im Mai noch die Fortsetzung dessen Vertrages bis 2012 im Aufsichtsrat abgenickt hatte.


Pischetsrieder hat immerhin die vielen Baustellen aufgearbeitet, die der österreichische Strippenzieher nach seinem Ausscheiden 2002 hinterlassen hatte: Pannen bei Modellanläufen, Überkapazitäten, interne Konkurrenz unter den Marken, falsche Modellpolitik (Phaeton-Komplex), Luxusausflüge bis hin zu den Schmiergeldern, Bordellpartys, Lustreisen, die bereits unter der Ära Piëch eingezogen wurden.


Ob der ehemalige Personalvorstand Hartz jetzt im Rahmen der Gerichtsverhandlung Piëchs Unwissenheit weiter abdeckt? Es ist noch heute erstaunlich, wie der alte Konzernherr und Multimilliardär die IG-Metall-Garde geschlossen hinter sich zu scharen weiß.


Jetzt hat der Intrigantenstadl ein weiteres markantes Opfer erwischt: Wolfgang Bernhard. Ein weiteres Piëch-Opfer! Wenn tausend leitende Mitarbeiter sich geschlossen hinter Wolfgang Bernhard und dessen Wirken stellen, kann man sich ausmalen, dass nicht nur die vertraglichen Abfindungsleistungen bis 2010 an Herrn Bernhard einen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen, sondern das komplette VW-Management in rüder, demotivierender Form vor den Kopf gestoßen wird. Nur, weil der hohe Herr unter dem Nimbus seines Großvaters und seiner Mutter leidet und keine fremden Götter neben sich ertragen kann.


Auch die jetzt im Aufsichtsrat vorgelegte Umorganisation ist alles andere als zwingend. Sie gleicht mehr einer machtmonopolistischen Ausrichtung als einer Eiffzienzverbesserung. Erst trennt man die Marken, jetzt führt man sie wieder unter dem Konzerndach zentralistisch zusammen. Es wird künftig wieder ein zentrales Vertriebsressort im Konzern geben. Wer diese Aufgabe übernehmen soll, steht noch in den Sternen.


Der bisherige Audi-Vertriebsvorstand und frühere BMW-Manager Ralph Weyler wird damit die nächsten Wochenenden sicherlich seine letzten glamourösen "Bunte-Auftritte" in Kitzbühel feiern können. Ferdinand Piëch wird – wie Jürgen Schrempp es bei DaimlerChrysler geworden ist – zur untragbaren und unhaltbaren Belastung und sollte endlich ins zweite Glied abrücken. Herr Stoiber hat das auch geschafft!


Neuer BMW-Händlervorstand.


Mit dem lautlosen Rücktritt des langjährigen BMW-Händlerverbandsvorsitzenden Peter Enders war nun die Chance gegeben, festgezurrte und harzige Verbandskneuel zu lösen. Dem VDB (Verband Deutscher BMW-Händler) hängt der Ruf nach, die größte Opportunistenvereinigung der Automobilszenerie zu sein. Keine Geschlossenheit, jeder kämpft für sich und kann es besser als der andere. Ein Individualistenproblem.


Angeblich gab es auch bei den Neuwahlen zum Vorstand fraktionelle Grabenkämpfe. Mit dem langjährigen Vizepräsidenten Werner Entenmann, der jetzt von der Vorstandschaft in Fulda zum Präsidenten gewählt wurde, ist alles andere als eine Erneuerung gelungen. Die alten, über Jahre eingezogenen Seilschaften werden weiter auf Pfründesicherung im eigenen Lager setzen. Die 0,4 Prozent Umsatzrendite in der BMW-Händlerschaft bleibt gegenüber den acht Prozent des Herstellers weiterhin ein übler Schandpfahl. Wo bleibt die Klasse, die BMW auf allen anderen Feldern zeigt?

Stabwechsel in der AVAG.


Am Dienstagabend gestalteten die leitenden Mitarbeiter der AVAG in Augsburg ihrem scheidenden Vorstandsvorsitzenden Albert Still unter dem Leitmotiv "My Way" ein unvergessliches Monument der Dankbarkeit. Albert Still übernahm in Augsburg von seinem Vater vor vierzig Jahren den Opel-Betrieb und baute von Augsburg aus einen Automobilkonzern auf, der in seinem letzten Amtsjahr an 90 (internationalen) Standorten 44.000 Neuwagen und 30.000 Gebrauchtwagen über zwölf Fabrikate vermarktete. Wir sprechen von Europas größtem Opelhändler, von der zweitgrößten Handelsgruppe Deutschlands, die in Europa auf Rang 13 steht. Das Werk eines Mannes! Albert Still ist die AVAG!


GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster, der es sich nicht nehmen ließ, der kompletten Feier beizuwohnen in seiner Laudatio: "Albert Still hat bewiesen, dass er mehr als einen Händlerbetrieb leiten konnte. Der 'alte Hase' hat nicht nur persönlichen Charme, sondern ist ein knochenharter Geschäftsmann. Dabei lag ihm stets an Win-Win-Geschäften. Beide müssen gewinnen." In Anbetracht seiner Verdienste um die Marke Opel überreichte der Europa-Chef zusammen mit dem "Vorstandsvorsitzenden" der Adam Opel, Hans Demant, eine ganz seltene Auszeichnung, einen Opel-Patentmotorwagen System Lutzmann, 1899.


Dr. Volker Borkowski, Stills Nacholger im Amt, sprach für die 2.700 Mitarbeiter: "Wir werden an der Philosophie von Albert Still festhalten, weiter Gas geben, den multikulturellen Rahmen weiter ausbauen, kostenbewusst und kreativ pro Jahr fünf Prozent Wachstum angehen und bis 2010 ganz vorne mitmischen."


Höhepunkt war am Schluss der Gratulationsfeier der AVAG-Chor, als diese vor den 300 geladenen Gästen und Freunden, jetzt alle stehend ihrem Chef "I did it my way" mit AVAG-Text widmeten. Minutendauernder Applaus für den großen Chef. Albert Still wird nun in den Aufsichtsrat wechseln.


Nachdem ich Albert Still seit zwanzig Jahren journalistisch begleiten darf und durchaus Branchenvergleiche ziehen kann: Er hat in der Nachkriegsgeschichte die größte automobile Handelsgeschichte geschrieben. Was Jakob Fugger vor 480 Jahren von Augsburg aus inszenierte, hat Albert Still automobilistisch von Augsburg aus gestaltet. Da gab es unweit von Augsburg noch eine weitere Größe, in Lauingen, Albertus Magnus.


Auch etwas Gelehrtes hat Albert Still an sich, nämlich komplexe Sachverhalte auf ihren Wesenskern hin zu reduzieren, Quintessenszen zu ziehen. Albert Still adelt neben genialer Unternehmerschaft eine große Menschlichkeit, geistvoller Humor, hohe Sensibilität. Er gehört zu den Erlesenen, die den Ehrentitel "Sir" verdient haben. Sir Albertus Magnus, automobiler Fugger zu Augsburg. Das klingt doch gut! Ich durfte ihn im aktuellen AUTOHAUS-Jubiläums-Heft einschlägig portraitieren. Wir werden ihn als Grandseigneur der Branche weiter zu schätzen wissen!


BFC-News.


Per Zufall schiebt mir ein Teilnehmer im Rahmen der AUTOHAUS-Perspektiv-Seminare die neuesten BFC-News zu. Dort ist zu lesen, was seit 15 Jahren Forderung ist, dass mit dem Schuljahr 2008/2009 sich die Ausbildungszeit um zwei Monate verlängern wird, also zukünftig von August bis Juli des Folgejahres dauern wird. Die Fächer betriebliche Kommunikation sowie Reporting und Controlling sollen verstärkt werden. Gratulation nach Calw und Northeim!



Spruch der Woche:


Auf dem gut besuchten Perspektiven-Seminar in Stuttgart frage ich einen Teilnehmer, dessen Vater ich gut kenne, nach dessen Befinden. "Gut", meinte der Sohn, "der hat ja mich."


Mit meinen besten Grüßen



Ihr


Prof. Hannes Brachat



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KOMMENTARE


Loisl

19.01.2007 - 17:29 Uhr

Der Gratulation an die Northeimer und "Calwinisten" kann man sich nur anschließen: Der Schritt war überfällig!


Kraxlbauer

20.01.2007 - 22:23 Uhr

Die Ausbildungszeit in Calw und Northeim ist eindeutig zu kurz, da sich die Anforderungen in den letzten 10 Jahren erheblich geändert haben und inzwischen ganz andere Qualitäten gefordert werden. Controlling und harte Managerqualitäten sind notwendig, um im knochenharten Wettbewerb zu überleben.


Tom Witzel

24.01.2007 - 21:27 Uhr

Ferdinand der Große: Machtgeilheit ist eine Krankheit. Da gabe es doch mal Herrn Schremp...


Hermann Lorse

05.02.2007 - 11:55 Uhr

Und wann machen die Lehrer Urlaub?


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