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“HB ohne Filter” vom 26. Januar 2007

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Datum:
26.01.2007

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Heute: Realitäten Freier Werkstätten, Porsche-Stil, AUTOHAUS-Jubiläumsheft, Walter Missing ist rehabilitiert, Wildwest-Kapitalist


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22. Januar – Montag



Realitäten Freier Werkstätten. Im Kongresszentrum der Westfalenhalle Dortmund hatte Mister A.T.Z , alias Manfred Kaufhold, zahlreiche freie Werkstattunternehmer sowie Teilehersteller, Teile- und Systemlieferanten zu einem Festabend eingeladen. In einem aufwendigen Werkstattwettbewerb, der mit Unterstützung von GKN durchgeführt wurde, standen nun die Siegerbetriebe auf dem Podest. Man darf mit Respekt hinschauen, was sich da in den einzelnen Größenklassen entwickelt hat. Auffällig: Der größte Siegeranteil rekrutierte sich aus den Bosch-Service-Betrieben.



Hermann J. Schulte, Inhaber und Chef von HJS, sprach über die Bedeutung der Ökologie. Als Insider ist er sich sicher, dass die Filternachrüstung zum 1. April 2007 verbindlich anlaufen wird. Im engeren Kreis diskutierten wir anschließend die Bedeutung des chinesischen Marktes für den Teilemarkt. China wird in wenigen Jahren Deutschland als Exportweltmeister ablösen. Ein Drittel der Exporte wird künftig aus Asien kommen. Die Globalisierungsparty geht weiter. Auch Deutschland wird von dieser Welle in puncto Export profitieren.


Inzwischen ist eindeutig nachgewiesen, dass China auch anderweitig fleißig exportiert, nämlich gigantische Mengen an Asche, Staub und Sand in die Atmosphäre. 17 der dreckigsten Städte der Welt findet man in China. Die zahlreichen Umweltkatastrophen in China werden verheimlicht. Ökonomisches Wachstum steht politisch immer noch vor ökologischen Notwendigkeiten, um die Gegensätze zwischen Arm und Reich sowie Ost gegen West zu egalisieren. War das bei uns in der Nachkriegszeit nicht auch so? China wird also nicht nur den Ausbau seiner eigenen Automobilfabriken forcieren, sondern sich auch im Teilebereich stärker aufstellen. Bereits bei der Automechanika waren diverse Parteien unterwegs, um chinesische Teileplagiate aufzustöbern. Indien wartet ebenso mit mehr und mehr Teilelieferanten auf.



23. Januar – Dienstag



Porsche-Stil. Da sind im Umfeld von Wendelin Wiedeking Heerscharen damit beschäftigt, den Porsche-Glanz immer strahlender aufzupolieren. Die Fassade muss stimmen! Wehe, da schaut einer dahinter. Bei unseren China-Recherchen kommt man zur abermaligen Erkenntnis, wie schnell PIA – Porsche Inter Auto, Salzburg –, ein Unternehmen, an dem VW-Aufsichtsrat Ferdinand Piëch mit zehn Prozent beteiligt ist, bereits mit drei Porsche-Zentren an den markantesten Standorten im Reich der Mitte präsent ist. In diesem chinesischen Engagement steckt zumindest noch ein Stück Pioniergeist.



Was aber Herr Wiedeking, der so auf Image und Stil bedachte Porsche-Fürst an Handelspartnerstil derzeit z.B. in der Schweiz hinlegt, weist ihn als eloquenten Handlanger des Systems Piëchs aus. Nachdem Wiedeking in der Öffentlichkeit deutlich macht, dass der Porscheeinstieg "meine Idee war", hat er sich sogar selbst ins Milieu Piëchs manövriert. Wie umgekehrt Martin Winterkorn eines Tages Piëchs Opferliste zieren wird. Ob der Patriarch am Ende seiner Tage die Top-Liste jener Wirtschaftsführer anführen wird, die in der deutschen Nachkriegs-Wirtschaftsgeschichte die meisten Top-Manager abgehalftert haben?



In der Schweiz ist die AMAG nicht nur Importeur von Porsche sondern auch sämtlicher VW-Konzernmarken. Seit 1951 steht sie – neben der Emil Frey-Gruppe noch der letzte Privatimporteur in der Schweiz –im Dienst von Porsche. Und das mit nachweisbaren Erfolgen. Jetzt hat Porsche ohne Ankündigung deren Importeursvertrag gekündigt und gleichzeitig für sich die beiden Hauptstandorte Zürich und Genf als eigene Handelsstandorte reklamiert. Fatal, so eine Form der Glaubwürdigkeit!



Ob Porsche mit PIA im Gefolge in Salzburg gleichermaßen den privaten Importeurstatus kündigen wird? Nach der Porsche-Attacke auf den größten und ältesten Porsche-Händler Hahn in Stuttgart vor wenigen Jahren, wo Porsche in Zuffenhausen das Stuttgarter Geschehen selbst in die Hand nehmen wollte, war auch hier bestechende Glaubwürdigkeit und Vollkommenheit im Stil im Spiel. Wirklich Premium! Wiedekings Absolutismus erhält nun durch den VW-Verbund immer ausgeprägtere Züge. Die AMAG kann sich strategisch gar nicht zur Wehr setzen. Wiedeking könnte aber VW-/Audi ergänzenden Druck aufbauen. Soviel zum Komplex Porsche zwischen Anspruch und Wirklichkeit.



24. Januar – Mittwoch



AUTOHAUS-Jubiläumsheft. Ich darf mich im Namen der Redaktion ganz herzlich für die vielfältigen und vielseitigen Zuschriften zu unserer Jubiläumsnummer bedanken. Ja, diese Ausgabe stellt für uns alle eine beflügelnde Zäsur dar. Die Anerkennung bezog sich auch auf unser Jubiläums-Geschenk, den AUTOHAUS-Fitness-Test. Machen Sie mit: http://www.autohaus.de/bfcheck Sie erhalten Ihr Testergebnis innerhalb von zehn Minuten. Es ist kostenlos und lohnt sich!



25. Januar – Donnerstag



Walter Missing ist rehabilitiert. Wer erinnert sich nicht an den Ursprung, als vor zwei Jahren die beiden DC-Manager Dr. Jürgen Fahr und Walter Missing öffentlich abgeführt wurden? Walter Missing war gerade erst als neuer Niederlassungsleiter in Hamburg gestartet, nachdem er zuvor Vertriebsnetzchef der DCVD in Berlin war. Nach zwei Jahren unsäglicher Auseinandersetzung haben sich die DaimlerChrysler AG und Walter Missing außergerichtlich geeinigt. Natürlich wurde über die Vereinbarung Stillschweigen vereinbart. Auf gut Deutsch: Daimler musste vergangene Woche in der Berufungsverhandlung vor dem Hamburger Landesarbeitsgericht erkennen, dass alle aufgetischten Vorwürfe juristisch haltlos waren. Erst nachdem jetzt alle juristischen Finten und Winkelzüge der hoch bezahlten Daimler-Staranwälte nicht mehr zogen, hat man eingelenkt. Nach zwei Jahren haltloser Auseinandersetzung!



Ein Urteil wäre zur totalen Blamage für Daimler in der Öffentlichkeit geworden. Die Einigung erfolgte einen Tag (!) vor dem heute anberaumten Termin am Amtsgericht in Stuttgart, an dem der Einspruch von Walter Missing gegen den an ihn gerichteten Strafbefehl über 9.000 Euro verhandelt werden sollte. Er hat nun nolens volens den Strafbefehl hingenommen.



Und wer verantwortet nun die gesamte Affäre? Herr Cordes wird nicht der allein schuldige Drahtzieher sein. Hat sich am erodierenden Kulturfaktor "Stern" mit der Ära Schrempp bis heute überhaupt etwas geändert? Wenigsten die Einsicht im Hause Daimler? Als Presseorgan sind wir darüber hocherfreut, dass sich unsere permanente Berichterstattung zum "Fall Missing" positv erfüllt hat. Walter Missing kann sich nun wieder ohne Makel in der Branche frei bewegen. Seine hohe Reputation wird Früchte tragen. Wir gratulieren Walter Missing zu seinem gigantischen Rückgrat und zu seinem sauberen Kurs, den er in dieser für ihn schwierigen Zeit erfolgreich gemeistert hat. Da stand gar der Glaube an den Rechtsstaat auf der Kippe!



26. Januar – Freitag



Wildwest-Kapitalist. Es gibt zu fortgeschrittener Stunde des Tages immer wieder die Situation, da verträgt man im Flieger oder während der Bahnfahrt nur noch weniger anstrengende Kopflektüre aus irgendeinem Magazin. Das ist aber gar nicht ohne und hat immer wieder einen eigenen Reiz. Bei aktueller Schmalkostlektüre stieß ich auf einen Beitrag: "Der Wildwest-Kapitalist". Dahinter stand ein Manager, der schon zahlreiche Berufsstationen hinter sich hat und nunmehr mit 57 Jahren bald "Abfindungs-Millionär" sein müsste. Die Rede ist vom Belgier Marc Pasture.



Er diente bei RWE, VEW, LTU und eben erst bei Citroën und vor wenigen Jahren bei Alfa in Frankfurt. Zu gut habe ich die IAA 1995 in Erinnerung, als es auf dem Citroën-Stand – er war damals GF von Citroën Deutschland – kein Porzellan als Essensunterlage gab, sondern aus ökologischen Gründen essbare Teller. Er schob also den Teller mit hinunter. Nicht nur wegen seiner farbigen "Schüssel-Fliege": Er fiel immer auf. Auch seine Alfa-Eskapaden sind noch in bester Erinnerung. Sie hatten nicht immer die Klasse des typischen Alfa-Geblüts.



Gegenwärtig – so der Zeitungsbeitrag – lässt sich Pasture in Arizona zum Cowboy ausbilden. Revolverschießen scheint dabei nicht seine Stärke zu sein. Verbal müssen seine Duelle besser ausfallen. So meint er zu seinem Eigenbild: "Ich habe in meinem Leben viel geschlichtet, und ich weiß: Man kann fast jeden Deal möglich machen, solange alle Parteien ihr Gesicht wahren." Ich stelle mir dabei sein Fliege tragendes Pokerface vor.



Realität unter Cowboys ist, dass einer beim Duell den Kürzeren zieht und künftig die Waffel hält. Wobei dabei mancher Werksaußendienstler das Nachsehen hätte. Es ist ja wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen zur Selbstüberschätzung neigen, Niederlagen verdrängen und bei Entscheidungen Verluste höher gewichten als Gewinne. Man kann natürlich neidisch werden, wenn es einem wie Pasture gelingt viele Leben auf einmal zu leben. Pasture möchte uns aschgraue Anzugträger und konservative Gleichdenker auffordern, eingefahrene Straßen zu verlassen. Neu zu denken, neu zu fühlen, neu zu handeln, um sich und uns alle zu "ver-rücken". Selbst dann, wenn konservativ bedeutet, an der Spitze des Fortschritts zu stehen, wie es F.J. Strauß einst definierte.



Das erinnert an die Anekdote über die Wirkung von Unternehmensberatern. Da meinte ein Original: "Schau mal zum Fenster hinaus." "Warum?" "Siehst du dort den Baum?" "Ja!" "Siehst du dort auf den Ästen all die schwarzen Raben sitzen?" "Ja!" "Was passiert, wenn ich klatsche? Schau, sie werden alle kurz aufgescheucht, fliegen kurz hoch und setzen sich auf dem nächstgelegenen Ast wieder ab. Was hat sich also verändert?" Pasture würde sagen: "Du musst dich entscheiden, Baby!"




Spruch der Woche:





"Die meisten Unternehmen benutzen Marktforschung wie ein Betrunkener eine Laterne – um sich abzustützen, statt ihren Weg zu erhellen." – David Ogilvy





Mit meinen Besten Grüßen und Wünschen



Ihr



Prof. Hannes Brachat


Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE


Thomas Hambacher

27.01.2007 - 08:57 Uhr

Lieber Herr Brachat, Ihr Begeisterungen für die Herren Panka und Missing sind hinlänglich bekannt und haben - was ich sehr bedauere - Ihre journalistische Objektivität stark eingeschränkt. Gerade Sie, der sonst immer kritisch war, hat sich hier in blinder Loyalität oder falsch verstandener Freundschaft zu Aussagen hinreisen lassen, die ich nicht nachvollziehen kann. Das Sie persönlich und das Autohaus ein interesse daran haben müssen, dass Herr Missing das Opfer und nicht der Täter ist, kann man schon daran sehen, dass er immer wieder in Ihren Veranstaltungen aufgetreten ist. Wenn ich die Berichterstattung in den objektiven Medien verfolgt habe, so hat das Gericht in der ersten Instanz der DaimlerChrysler AG recht gegeben und zudem hat Herr Missing einen Strafbefehl akzeptiert. Wenn es alles so war, wie Sie es schreiben, dann Frage ich mich, warum hat sich Herr Missing auf einen Deal eingelassen und dazu noch einen Strafbefehl akzeptiert (weswegen auch immer)? Herr Missing ist vorbestraft - das ist einen Fakt. Wenn ich in der von Ihnen beschriebenen Situation des Herrn Missing gewesen wäre, hätte ich beides nicht akzeptiert. Daraus folge ich, das war doch mehr als Sie uns wissen lassen wollen. Lieber Herr Brachat - finden Sie zu Ihrer Objektivität zurück die einem Journalisten dringend erforderlich ist - kritisch ja, aber immer Objektiv.


Ulrich F.W. Böhmer

29.01.2007 - 10:27 Uhr

Endlich einmal ein Kommentar, der die Dinge ins rechte Licht rückt. Selten habe ich so gestaunt, wie bei den Artikeln, die Herr Brachat über Herrn Missing verfasst hat. Ich hatte über Jahre das (Un)vergügen, Herrn Missing bei diversen Verhandlungen im Rahmen der Netzentwicklung Chrysler/Jeep näher kennen zu lernen und muss sagen, dass er in dem System Panka (tricksen, täuschen, tarnen) eine bedeutende Rolle zu Lasten der Händler gespielt hat.


Mercedes-Händler

29.01.2007 - 11:20 Uhr

Herr Missing hat sich wohl etwas zu schulden kommen lassen, aber die Art und Weise, wie sein früherer Arbeitgeber in Folge mit ihm umgegangen ist, ist absolut inakzeptabel und beschämend. Ich kenne Herrn Missing aus zahlreichen Gesprächen und egal wie man zum ihm persönlich stehen mag: er war immer ein integerer Verhandlungspartner. Ob er nun vollständig rehabilitiert ist, kann ich nicht beurteilen, aber Fakt ist auch: DaimlerChrysler hatte offenbar so wenig in der Hand, dass sie eine außergerichtliche Einigung vorzogen. Das spricht doch für sich -- und auch für Missing.


H.Fletcher

29.01.2007 - 18:10 Uhr

Sehr geehrter Herr Brachat, Ihr Komentar hat mich zum Schmunzeln gebracht, da ich als ehemaliger Citroen-Mitarbeiter einige Anekdoten vom Höhrensagen (war vor meiner Zeit) über Herrn Pasture kenne. Oder gar vom letzten Vertriebsleiter, einem Österreicher, der bei Siemens tätig war und dann zu Citroen gerutscht ist. Es könnte abendfüllend über seine gravierenden Managementfehler und seine geradezu militärisch geführte Vertriebsabteilung berichtet werden, fragen Sie einmal im Händlernetz nach, wie erlöst diese waren als der Herr nach Tschechien "weitergelobt" wurde. Puhh, was für ein (Kr)Kampf und Energieverschwendung das war. Es würde mich nicht wundern, wenn ich bzw. Sie, aufgrund meines Komentares hierzu, von Citroen-Händlern hören würden. Citroen könnte schon heute bei 90 - 100 ts EH liegen! Und zu welchem Preis haben die Händler heute Ihre Tageszulassungen auf dem Hof stehen, ganz zu schweigen vom Wertverfall und der Restwertermittlung. Alles Nachwehen eines langjährigen Missmanagements. Mein Statement gilt aber vielmehr Ihrer fast immer sehr guten Recherche. Hut ab wenn Sie am Ball sind, dann aber kontinuierlich mit sehr langem Atem, siehe Schrempp oder Missing. Aber was ist eigendliche mit den vielen anderen Themen, die z. Bsp. bei den kleineren bis mittelgroßen Importeuren gerade aktuell sind. Warum nicht auch einmal über Missstände berichten, die dort herrschen. Ich habe in der Vergangenheit teilweise Ansätze von Ihnen mit Interesse gelesen. Hierzu fällt mir ein Bericht über die Behandlung der Aussendienstmitarbeiter bei Fiat Deutschland ein. Solche Themen sind, so denke ich, durchaus von Interesse für Menschen die in dieser Branche tätig sind. Ich spreche nicht von Klatschpresse sondern von fundierter Recherche zu grobem Missmanagement. Es würde mich freuen, zu diesen Themen in Zukunft mehr von Ihnen zu hören. H. Fletcher


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