Bank11: "Ab und zu kneifen wir uns selbst"

Als die Bank11 vor acht Jahren den Grundstein für ihr rasantes Wachstum legte, war das Apple iPhone gerade einmal vier Jahre alt. Also im besten Kindergartenalter, doch mit einer gewaltigen Transformationskraft ausgestattet. Wirtschaft wie Gesellschaft krempelte der mobile Alleskönner gemeinsam mit seinen Smartphone-Mitstreitern massiv um. Auch vor der Automobilwirtschaft machte dieser digitale Wandel die letzten Jahre nicht halt. Ob das abzusehen war? Jörn Everhard hat diese Veränderung "nicht so fürchterlich überrascht", wie der Bank11-Geschäftsführer im Gespräch bestätigt. Die Non-Captive stellte sich von Anfang an darauf ein - und gilt im Autohandel als digitaler Vorreiter. "Wir haben die Herausforderungen der Digitalisierung angenommen." Beispielsweise hätte man vergangenes Jahr einen vollständig digitalen Antragsprozess präsentiert. Übrigens ein Wunsch aus dem Handel. Schon wieder über Vorjahr Seitdem das Gründungsteam um Vordenker Andreas Finkenberg Mitte 2010 auf dem weißen Blatt Papier das Konzept für die neue Autobank vorlegte, ist eine Menge passiert. Heute beschäftigt das Neusser Finanzinstitut rund 250 Mitarbeiter, laut Everhard wächst man jedes Jahr mit zweistelligen Prozentraten. "Ab und zu kneifen wir uns selbst", sagt der Geschäftsführer über das enorme Wachstum. Dieses Jahr liege man schon wieder 30 Prozent über dem Vorjahreswert. Doch Wachstum sei nicht alles. Interessant: Bei diesem rasanten Tempo verliert das Unternehmen offenbar nicht seinen Fokus. "Unsere Aufgabe ist es, den Handel zu unterstützen", erklärt Everhard. "Und wir sind keine Bank wie jede andere. Wir sind auf die Autofinanzierung fokussiert und arbeiten gerne mit den Händlern zusammen. Alles was wir beispielsweise digital entwickeln, kann auch der Händler völlig selbstverständlich nutzen." Man werde dieses originäre Geschäft nicht aus dem Blick verlieren. Auf Nachfrage reagieren Ab Sommer möchte man die Händlerschaft beispielsweise mit einem neuen Produkt unterstützen, das die Neusser "Barspitze" nennen. Im Grunde soll es den Autokäufer in die Lage versetzen, mit seinem neuen Traumwagen auch gleich Extras wie die Dachbox, den Winterrädersatz oder die Anhängerkupplung zu ordern. Fragt also ein Kunde am Point of Sale einen Kredit für 14.000 Euro an, prüft die Autobank automatisch im Hintergrund, ob noch 4.000, 3.500 oder 3.000 Euro extra für Zubehör möglich sind. "Kein Problem. Das habe ich schon mit der Bank geklärt", dürfte man dann ab Mitte des Jahres öfter am Verkäuferarbeitsplatz hören. Zur Freude des Autohauskunden, der diese Convenience schätzen wird. Auch dieser Service sei aus der Händlerschaft nachgefragt worden, heißt es aus Neuss. Wünsche des Handels identifizieren Die Nähe zum Handel ist natürlich auch Benjamin Klatt wichtig. Der 39-Jährige zeichnet seit rund einem halben Jahr als Bereichsleiter Vertrieb verantwortlich, davor war er sowohl Vertriebs- als auch Regionalleiter Süd. Klatt arbeitet seit mehr als acht Jahren bei der Non-Captive, ist somit Gründungsmitarbeiter. Auch Stationen als Verkaufsberater in verschiedenen Autohäusern finden sich in seiner Vita. "Wir waren damals viel auf der Straße unterwegs", erinnert sich der heutige Vertriebschef an die Bank11-Anfangsjahre. Schon vom Start weg merkte er schnell, "welche Relevanz ein gutes Frontend für die Verkäufer hat". Klatt spielt damit auf den Kredit-Assistenten Victor an, der aktuell in Version 3.0 zur Verfügung steht. "Händler anschließen und schulen", lautete damals die Devise für die sechs Außendienstler. Heute umfasst Klatts Team 32 Mitarbeiter. Er will die gelebte Vertriebsphilosophie weiterführen. "Ich sehe keinen Grund, etwas Grundlegendes zu ändern." Die Neusser möchten unter anderem die Liquidität im Handel hoch halten und die Prozesse in den Betrieben verbessern. Zudem soll jeder seiner Mitarbeiter auf die Wünsche des Handels hören - und diese dann intern weitergeben. "Wir waren von Anfang an sehr Vertragshändlerlastig und die Alternative zur Captive", lässt Klatt die vergangenen Jahre Revue passieren. Dabei spielt es ihm in die Karten, dass der Markenaufbau im hektischen Verdrängungswettbewerb offenbar ziemlich schnell gelang. "Wir haben eine sehr hohe Akzeptanz. Die Bank11 kennt im Handel fast jeder", freut sich der Vertriebschef. Aus seiner Sicht liegt das Geheimnis des Erfolgs in der einfachen Konditionsstruktur, dem Komplettportfolio bei Finanzierungen, der gelebten Flexibilität seines Außendienstes und der sehr guten Software. Hochdigitalisierte Kunden mitnehmen Zu Letzterem passt, dass man "das Image des Digitalisierungsvorreiters natürlich nicht abgeben will", so Klatt, und auch künftig seinen Beitrag für eine erfolgreiche Händler-Kunden-Beziehung leisten möchte. Gerade im Zuge der aktuellen Transformation sieht der Vertriebschef die Chance für die Kfz-Betriebe, "den hochdigitalisierten Kunden mitzunehmen". Zumal der Wettbewerb noch deutlich zunehmen wird. Da ist sich Geschäftsführer Everhard sicher. So glaubt er etwa, dass es für Auto-Abomodelle, die derzeit medial sehr präsent sind, eine relevante Zielgruppe gebe. Man sehe für die Bank11 heute eine Chance und prüfe, "ob wir mit denen zusammenarbeiten können". Seiner Auffassung nach müssen sich die Händler grundsätzlich auf neue Themen einstellen. "Denn sie konkurrieren künftig mit Amazon und Lidl." Neue "Barspitze" Die Bank11 möchte ab Sommer die Händlerschaft mit einem neuen Produkt unterstützen, das sie "Barspitze" nennt. Es soll den Autokäufer in die Lage versetzen, mit seinem neuen Traumwagen auch gleich Extras zu ordern. Die Autobank prüft dafür automatisch im Hintergrund, ob noch extra ein Euro-Betrag für Zubehör möglich ist.

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