Klimaneutralität: Autohaus Schober setzt auf Wasserstoff

Das Autohaus Schober verkauft seit 2015 Wasserstofffahrzeuge. Geschäftsführer Joachim Schober geht dabei noch einen Schritt weiter und plant in Geisenhausen in Niederbayern das erste klimaneutrale Autohaus mit Wasserstoff als Energieträger. Allein mit Hilfe der Sonnenkraft möchte er in seinem Autohaus nicht nur Wasserstoff für die angeschlossene Tankstelle produzieren, sondern auch die Strom- und Heizversorgung des Gebäudes abdecken. "Ich setze auf Wasserstoff, weil ich auf Wasserstoff für unseren Planeten setze", sagt Schober. Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Erde werde man nicht um Wasserstoff als Energielieferant herumkommen. Als Toyota 2015 den Mirai als Serienfahrzeug vorstellte, sprang Schober sofort auf den Zug auf. "Wir fanden das einfach toll und sind voll in Vorleistung gegangen", erklärt er im Video-Interview mit AUTOHAUS next. Seitdem verkauft und verleast sein Betrieb mehrere Dutzend Mirai pro Jahr. Die zusätzliche Vermietflotte, bestehend aus 40 Fahrzeugen, dient Interessenten, die ein Brennstoffzellenauto längere Zeit testen möchten. Unternehmer entdecken vermehrt die Möglichkeit des kostenlosen Marketings durch öffentliche Aufmerksamkeit eines Wasserstoffautos und beginnen damit, flexibel gestaltbare Wasserstoff-Flotten aufzubauen. Ganz ohne Lieferzeit. Potenzielle Kunden Eine einfache Erreichbarkeit einer Wasserstoff-Tankstelle ist meist die Grundvoraussetzung für potenzielle Kunden eines Mirai. Die Nähe zu einer H2-Tankstelle muss also gegeben sein. Insgesamt gibt es in Deutschland aktuell 92 Wasserstoff-Tankstellen (Stand 2021), Tendenz allerdings steigend. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit relativ weit vorne. Mit einer einfachen Probefahrt ist es bei einem Wasserstoff-Fahrzeug meistens nicht getan. Durch das flexible Mietangebot kann der Kunde einen Mirai beim Autohaus Schober drei Monate oder auch länger testen. Dafür zahlt er nicht mehr als für einen vergleichbar großen Verbrenner. Nach dem Test wissen die Kunden meist, ob sie das Mietangebot verlängern oder sogar ein Fahrzeug kaufen wollen. Obwohl sich das Autohaus nicht in unmittelbarer Nähe einer Wasserstofftankstelle befindet, hält das den Kfz-Unternehmer nicht davon ab, den Mirai zu verkaufen. Er und seine Mitarbeiter müssen zum Tanken der Fahrzeuge zum 45 Kilometer entfernten Flughafen nach München fahren. Bei einer Reichweite von 550 Kilometer nicht ganz optimal, aber die Infrastruktur soll sich mit dem neuen "HySchober-Projekt" bald ändern. H2-Bauprojekt "HySchober" "In nur drei Stunden liefert uns die Sonne die Energie, die die Menschheit in einem Jahr verbraucht - und zwar für alle Energiebereiche wie Elektrizität, Mobilität und Heizung", sagt Schober. Der eingleisige Weg Richtung Batteriemobilität sei deshalb eine Sackgasse, da sie nicht auf den weltweiten Fahrzeugbestand skaliert werden kann. Hier stößt man unter anderem auf Ressourcengrenzen und hat dabei das Transportproblem regenerativer Energie vom Ort der Entstehung zum Verbraucher noch immer nicht gelöst. Heizen, Strom produzieren und Autofahren mit Wasserstoff? Ja, das soll mit dem einzigartigen Pilotprojekt "HySchober" funktionieren. "Wenn alle Gebäude so gebaut werden würden, wäre unsere Welt klimaneutral", erklärt der Geschäftsführer. Mit dem Pilotprojekt möchte er zeigen, wie das "große Ganze" funktioniert. Deshalb plant Schober auf einem Grundstück in Geisenhausen ein komplett klimaneutrales Autohaus mit Wasserstoff als Energieträger. "HySchober" soll nicht nur als zweiter Standort des Autohauses dienen, sondern auch gleichzeitig als öffentliche Wasserstoff-Tankstelle. Der Rohstoff wird nämlich vom Gebäude selbst produziert. Autarkes Gebäudesystem Einfach erklärt funktioniert das autarke Gebäudesystem wie folgt: Die Basis zur Energiegewinnung stellt die Photovoltaik-Anlage dar. Daraus wird Wasserstoff produziert. Das Wasser wird mittels Elektrolyse geteilt in Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wasserstoff wird in Drucktanks gespeichert für den Winter. Dieser kann über die Rückverstromung wiederum als Stromlieferant dienen. Bei der Umwandlung entsteht ein doppelter Energieeffekt, denn die Abwärme kann gleichzeitig zum Heizen des Gebäudes genutzt werden. Der überflüssige Wasserstoff wird in die öffentliche Wasserstofftankstelle geschickt. Damit können 40 Pkw das ganze Jahr über versorgt werden. "Damit würden wir das Prinzip einer Wasserstoff-Gesellschaft in ein einziges Gebäude packen", so Schober. Nur mit Hilfe der Sonne werden alle Energiebereiche und auch der Mobilitätssektor abgedeckt. Das Bauvorhaben soll in Kürze starten. Aktuell befindet sich das Projekt noch in der finalen Planungsphase und es werden Finanzierungs- und Implementierungspartner gesucht. Schober will mit dem Projekt die praktisch begreifbare und öffentlich zugängliche Referenz für die alleinige Nutzung von Wasserstoff in allen Sektoren - Wärme, Strom, Mobilität - schaffen. Ziel sei es, möglichst viele Nachahmer zu gewinnen.

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