Elektromobilität: Gebrauchte mit Gesundheitspass

Der Zeitpunkt schien perfekt angepasst: Im Juni 2020 wurde die Ausweitung der Neuwagen-Förderung für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben verabschiedet, nur drei Wochen später startete Hyundai Motor Deutschland ihr neues Gebrauchtwagenprogramm. Das für ganz Europa entwickelte "Hyundai Promise - Geprüfte Gebrauchtwagen" hatte für Kunden allerlei im Fokus: Transparenz, Sicherheit, Vertrauen und Komfort beim Kauf eines gebrauchten Hyundai oder eines Fremdfabrikats beim teilnehmenden Hyundai-Händler. Hyundai Motor Deutschland unterstützt mit der Einführung des Programms die Vertragshändler bei der Professionalisierung ihres Gebrauchtwagengeschäfts, einem wichtigen und ertragreichen Geschäftsbereich. Schriftliche Bestätigung als aktueller Funktionsnachweis Um die Bereiche Transparenz und Vertrauen des schwierigen GW-Bereichs - bei dem Stromern nahezu unbekannten Terrain - zu unterstreichen, war die Idee entwickelt worden, interessierten GW-Kunden der alternativen Spezies die Reichweiten- bzw. Verschleißangst zu nehmen. Als teuerstes und gleichzeitig wichtigstes Bauteil gilt bei Fahrzeugen mit alternativem Antrieb die Batterie. Ihren Zustand, den sogenannte "State of Health" (SoH) nachvollziehbar nachzuweisen, gilt bei Elektroautos als aussagkräftige Unterstützung des Restwerte - im besten Fall wäre damit sogar eine Lebensdauervorhersage möglich. Jedoch Verschleiß/Wertverlust dort hängen von vielen verschiedenen Parameteren ab - Fahrstil, Anzahl der Schnellladevorgänge sowie auch von Temperaturschwankungen. Außer Frage steht mittlerweile, dass die Leistungsfähigkeit der Batterie und erzielte Restwerte in der Elektromobilität im linearen Zusammenhang stehen. "Das Batteriezustandszertifikat für die Hochvoltbatterie der Hyundai-Elektrofahrzeuge vermittelt den Kunden eine klare Transparenz, es bildet Vertrauen und reduziert somit das für den Kunden noch unbekannte Risiko der Batterielebensdauer, erklärt Jan Rasmussen, Hyundai-Teamleiter Gebrauchtwagen. "In Verbindung mit unserer Acht-Jahres-Garantie auf die Hochvoltbatterie bietet das Zertifikat unseren Kunden eine hohe Sicherheit beim Kauf eines gebrauchten Hyundai Elektrofahrzeuges." Fortlaufende Beurteilung Die Erstellung übernimmt der verkaufende Händler im Rahmen seines GW-Ablaufs. Details zum Ausleseverfahren mag Hyundai nicht nennen, erklärt aber, dass der Prozess im Prinzip einfach sei: Der Händler kann mit Hilfe des Hyundai Diagnosetesters (GDS-M) den auf dem Zertifikat ausgewiesenen SoH (State of health) auslesen. Wie das geschieht, erklärt die Hyundai-Fachabteilung so: "Der Hyundai-Diagnosetester GDS-M ist hier kein 'Scanner' oder Analysetool, um die Batterie auszuwerten. Es wird mittels des Diagnosetesters lediglich mit dem Batteriemanagement kommuniziert. Dieses Steuergerät zur Batteriesteuerung und -überwachung "bewertet" oder "beurteilt" den Zustand der Batterie fortwährend. Die Sensorik in der Batterie (Spannung, Temperatur, Strom, Widerstände) gibt dem BMS die Möglichkeit, die Belastung durch Ladung/ Entladung, Spannungsverläufe, Temperaturen, Zeit etc. zu erkennen. Zusammen mit dem aktuellen "Verhalten" der Batterie wird ständig, vermutlich zyklisch, die Alterung kalkuliert. Dieser Wert SoH wird über den Diagnosetester GDS-M ausgelesen und angezeigt. Kurz: keiner kennt die Batterie so gut und kann sie so gut bewerten wie das eigene Batteriesteuergerät - BMS." Vom Diagnosebildschirm erstellt der Händler einen Screenshot als "Beweis", trägt den angezeigten SoH-Wert und die Fahrzeugdaten in eine Vorlage ein. Damit kann er das entsprechende hochwertige Zertifikatspapier mit dem goldenen Hyundai-Siegel selbstständig bedrucken. Generell, so Hyundai, sei es auch möglich, mit freien Testern die Daten zum Teil auszulesen, und viele technikbegeisterte Hyundai-Fahrer nutzen diese Möglichkeit wohl auch. Aber das Hyundai-Zertifikat ist ausschließlich über Hyundai Promise zugänglich, schlicht und ergreifend nur dann Original. Batteriediagnose im Nachbarland: Austria-Auslese Das Österreicher Unternehmen Aviloo hat ein herstellerunabhängiges Diagnoseverfahren mit Zertifikat für Batterien in Elektro- und Plug-In-Hybrid-Fahrzeugen entwickelt. Die dort zum Marktstart auch vom TÜV Austria geprüfte Batteriediagnose bietet auch der ÖAMTC an ausgewählten Stützpunkten seinen Mitgliedern als Dienstleistung an. "Traktionsbatterien als Energiespeicher unterliegen durch Belastung einem natürlichen Alterungsprozess, mit der Zeit verlieren sie an Speicherfähigkeit. Auch das Nutzungsverhalten wie ein permanenter Bleifuß, oder häufiges Laden mit hohen Ladeleistungen kann zu schnellerer Alterung der Batterie in E-Autos führen," betont Aviloo-CTO DI Nikolaus Mayerhofer. Zu komplex sei das Thema für bereits etablierte Unternehmen gewesen, die der ÖAMTC auf der Suche nach einer geeigneten Diagnosemöglichkeit kontaktiert hat, so e-Mobility Experte Christian Klejna. "Mit Aviloo wurde ein Partner gefunden, den wir von Beginn an begleiten. Durch unsere Erfahrung konnten wir wertvolle Insights aus der Praxis liefern und nun gemeinsam das innovative Diagnosesystem am Markt einführen." Datenerstellung durch Verbrauchsfahrt Alles was man für den Testvorgang benötigt, ist die Aviloo-Box, die an der OBD-Schnittstelle im Auto angesteckt wird. Auch Porsche Austria prüft derzeit in einem Pilotprojekt an sechs Standort den Einsatz der Aviloo-Diagnose. Zum Start erhält der Kunde einen Link aufs Handy, der hinterlegte Test leitet ihn klar und schrittweise durch den Test. Bei der "Verbrauchsfahrt" werden in der Aviloo Battery Cloud Millionen Datenpunkte analysiert, um eine genaue Diagnose des Batteriezustandes zu erhalten. Nach Abschluss des Tests wird ein Prüfzertifikat erstellt. "Das Prüfergebnis in Prozent zeigt den Alterungszustand der Antriebsbatterie. Bei der Übergabe des Prüfzertifikats wird das Ergebnis ausführlich erklärt", so ÖAMTC-Cheftechniker Thomas Hametner. Für 180 Euro gibt es Test und Zertifikat. "Für eine rasche Akzeptanz waren wir bestrebt, unsere Batteriediagnose den strengen Prüfkriterien des TÜV Austria zu unterziehen. Dabei wurde der Vollzeitzyklus umfangreichen Prüfpunkten unterzogen", so Mayerhofer.

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