Jaguar Land Rover: Großer Aufschlag für Dinnebier

In den einschlägigen Listen der Branche sucht man ihn vergebens. Bei den "100 größten Händlern" ist er nicht gelistet, obwohl er mit seiner Unternehmensgruppe sicher dazugehört: Allein in Berlin und dem Umland vermarktet die Autohaus-Gruppe von Uwe Dinnebier jährlich 18.000 Neu- und Gebrauchtfahrzeuge. Und dann hat er auch noch Betriebe in Leipzig und Krefeld. Mit den Marken Jaguar Land Rover, Maserati, Ford, Opel, Kia, Suzuki, Volvo (Service) und Peugeot (Service) ist er breit aufgestellt. So manchen Traditionsbetrieb hat er übernommen, zum Beispiel die beiden Opel-Betriebe von Markenikone Heidi Hetzer in Charlottenburg und Steglitz, den Jaguar-Land-Rover-Betrieb von Hauswirth in Krefeld oder den Teltower Jaguar-Land-Rover-Betrieb von Riller und Schnauck. Aber der Unternehmer gibt keine Interviews und macht bei den einschlägigen Befragungen nicht mit. Unternehmer aus dem Osten Begonnen hat der heute 57-Jährige bereits 1987 in Bad Wilsnack im Landkreis Prignitz im Nordwesten Brandenburgs mit zwei Mitarbeitern. 1990 bekam er seinen ersten Ford-Händlervertrag. Noch heute ist die Liste der Ford-Betriebe in seinem Unternehmen am längsten. Insgesamt führt er in den 27 Autohäusern aber neun Marken. 1.280 Mitarbeiter sind in der Gruppe tätig - und weitere werden gesucht. Ausstellungsfläche verdoppelt Der jüngste Coup betrifft Jaguar Land Rover. Mit der Eröffnung des neuen Jaguar-Land-Rover-Flagship-Stores gaben die Dinnebier Gruppe und Jaguar Land Rover Deutschland auch den Startschuss für die Umsetzung eines innovativen Metropolkonzeptes der britischen Traditionsmarken in Berlin bekannt. Am Berliner Kurfürstendamm wurde der Ausstellungsraum auf rund 1.000 Quadratmeter verdoppelt. Die neue CI hielt Einzug. Es gibt jetzt 21 Werkstatt-Arbeitsplätze, 40 Mitarbeiter kümmern sich allein an diesem Standort um die Kunden. An den derzeit vier Standorten der Marke in der Gruppe sind es insgesamt 110 Mitarbeiter. Mit Gastronomiebereich Gleich nebenan wird Premium-Cars Dinnebier im kommenden Jahr auch einen "Special Vehicle Operation (SVO)"-Standort für High-Performance-, Luxusund Individual-Modelle von Jaguar Land Rover eröffnen. "James-Bond-Gefühl für alle", soll dieser Betrieb laut Jaguar-Land-Rover-Deutschland-Geschäftsführer Jan-Kas van der Stelt ermöglichen. Für den Hotelier Dinnebier auch wichtig: Das geschichtsträchtige Gebäude soll auch einen Gastronomie- und Eventbereich erhalten. Modernisieren und neu bauen Darüber hinaus wird das Berliner Familienunternehmen auch seinen 2019 von Riller und Schnauck übernommenen Standort in Teltow und den Standort in Spandau in den nächsten beiden Jahren auf die neue CI umbauen. In Spandau sollen in einem ebenfalls historischen Gebäude die Geschäftsbereiche Gebrauchtwagen und Service abgedeckt werden. In Potsdam soll ein Satellitenstandort zu Teltow darüber hinaus auch Neuwagen anbieten. In Lichtenberg wird bis 2024 ein neuer Betrieb gebaut. Angedacht ist auch ein City Center. Konkrete Planungen dafür gibt es aber noch nicht. Investition rund zehn Millionen Die Investitionen der Dinnebier Gruppe in den gemieteten Betrieb am Kurfürstendamm belaufen sich nach Angaben des Unternehmens auf rund 2,5 Millionen Euro. Zusammen mit den Kosten für die anderen Um- und Neubauten wird sich die Investitionssumme bis 2025 auf rund zehn Millionen Euro addieren. Erfolgsgeschichte Geschäftsführer Uwe Dinnebier äußerte sich anlässlich der Eröffnung stolz über die Entwicklung seines Unternehmens und die Perspektive mit Jaguar Land Rover: "Als wir vor zehn Jahren hier am Ku'damm eröffneten, haben wir eine Erfolgsgeschichte begonnen. Heute, rund 14.000 verkaufte Jaguar- und Land-Rover-Fahrzeuge später, gehen wir als Team Dinnebier wieder einen Schritt weiter." Trümmergrundstück Und dieser Schritt war nicht einfach. Kurfürstendamm 106 bis 108 war ein Trümmergrundstück. Tatsächlich auf Schutt und Asche musste der Bau errichtet werden, viele Bomben waren in dem Bereich gefallen. Auch die Umsetzung der "Arch"-Architektur war eine Herausforderung: Für die rahmenlosen Fensterscheiben musste die Tragwerkskonstruktion geändert werden - und das Ganze bei laufendem Betrieb. Hinzu kam die Dachbegrünung, eine Vorgabe der Stadt Berlin. Über die Zusammenarbeit mit der Stadt kann sich Dinnebier aber nicht beklagen. Das ging alles sehr zügig, berichtet er. Wichtig war ihm die Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern. Und im Rahmen der Eröffnung gab es auch einige Auftritte lokaler Künstler, die in der Corona-Zeit froh über die Gelegenheit waren. Langfristige Planung Uwe Dinnebier ist angesichts der hohen Investition gelassen - auch wenn es jetzt schwierige Zeiten sind. "Ich bin seit 30 Jahren selbständig. Wir planen sehr langfristig", so der Unternehmer. Mit seinem Sohn Marcel hat er auch einen Nachfolger an seiner Seite. Der 37-Jährige kümmert sich aktuell um das Großkundengeschäft der Autohäuser. Sein zweiter Sohn Maik ist im Unternehmenszweig Hotel tätig. Die drei Hotels, die zur Gruppe gehören, seien gut aufgestellt, sagt der Firmenchef. Derzeit wolle er aber diesen Bereich nicht weiter ausbauen. Attraktive Formate Jan-Kas van der Stelt, Geschäftsführer Jaguar Land Rover Deutschland, erklärte die Zusammenarbeit mit nur noch einem Händler in der Stadt so: "Mit dem Metropolkonzept verwirklichen wir in Berlin ein neues Geschäftsmodell, das mehr Kundennähe und Servicequalität liefert und gleichzeitig auch unserem Handelspartner attraktive Formate für Verkauf und Service rund um Neu- und Gebrauchtfahrzeuge von Jaguar und Land Rover bietet." Kein zweistufiges Netz Netzentwickler Rainer Ohlenhard betont aber, dass dies nun keine bundesweite Politik sei. In Berlin habe sich das so ergeben. Im Jaguar-Land-Rover-Netz gebe es derzeit 116 Standorte in Deutschland, 71 Dualhändler und 27 reine Land-Rover-Partner. "Wir wollen keine weiteren Händler akquirieren", erläutert er die Marschrichtung. Da die Kunden derzeit aber im Durchschnitt eine Stunde zum nächsten Händler unterwegs wären, wollen die Marken die Netzabdeckung durch Satelliten verbessern. "Wir wollen aber kein zweistufiges Netz, sondern zusätzliche Gebrauchtwagenstandorte und Werkstätten oder auch Markenboutiquen als Satelliten der Vollstandorte." Kurzfassung In Berlin wird Dinnebier als einziger Händler für Jaguar Land Rover die Metropolregion bedienen. Auch im restlichen Bundesgebiet soll die Netzabdeckung der britischen Marken durch Satellitenstandorte bestehender Händler verbessert werden. Ein zweistufiges Netz ist aber nicht geplant.

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