Mitarbeiterführung, Teil 1: Kennzahlen richtig einsetzen

Wie schön wäre die Autohaus-Welt ohne Kennzahlen. Die Verkaufs- und Serviceleiter hätten einen rasanten Zeitgewinn und könnten sich wieder mit der Führung ihrer Mitarbeiter beschäftigen. Die Mitarbeiter hätten wieder mehr Zeit für die Kunden und die Geschäftsführer müssten sich nicht tagelang auf die Verteidigung ihrer Kennzahlen Dritten gegenüber vorbereiten. Alles Handeln und Tun wäre wieder mehr auf die Zukunft als auf die Vergangenheit orientiert. Vielleicht würde man sich auch wieder mehr auf sein Bauchgefühl verlassen und instinktiv neue Marktchancen erkennen. Ohne Kennzahlen gäbe es mehr Freiheit im Handeln und wahrscheinlich weniger Überstunden. Natürlich steht es außer Frage, dass Kennzahlen für die betriebswirtschaftliche Leitung eines Autohauses unerlässlich sind. Aber sie sollten kein Selbstzweck sein und Führungskräften nur als Gradmesser für einzuleitende Veränderungsmaßnahmen dienen. Denn durch den umsichtigen Umgang mit Kennzahlen lassen sich verborgene Ressourcen aktivieren, die sich unmittelbar auf die Rendite auswirken können. Was setzt das voraus? Einfache Führungstechniken und die Bereitschaft, den Umgang mit Kennzahlen zu überdenken. Führen mithilfe von Kennzahlen scheint auf den ersten Blick relativ leicht zu sein. Es liegen auf sachlicher Basis Zahlen, Daten und Fakten vor, die der Chef mit den Mitarbeitern besprechen und bearbeiten kann. Aber gerade im Autohandel sind die Kennzahlen sehr komplex und detailliert. Die Leistung und damit auch die Kennzahlen der einzelnen Bereiche Verkauf, Service und Teilewesen sind stark miteinander verzahnt. Somit ist der Einfluss auf die Kennzahlen beziehungsweise den Sachverhalt nicht immer ganz eindeutig und es wäre zu kurz gegriffen, die Mitarbeiter über Kennzahlen anzutreiben, damit sie zu deren Verbesserung beitragen. Hohe Anforderung an die Chefs In Wirklichkeit stellt der Umgang mit Kennzahlen eine sehr hohe Anforderung an die Führungskräfte. Sie brauchen eine hohe Sensibilität, die aktuellen Kennzahlen, ihre Mitarbeiter und die Prozesse gleichzeitig wahrzunehmen. Sie verhalten sich den Mitarbeitern gegenüber mit hoher Wertschätzung und werden diese nicht über die Erreichung einer Kennzahl beurteilen. Sie lassen sich auf Gespräche ein und versuchen Hintergründe bei negativer Planabweichung zu klären. Sie arbeiten konstruktiv mit den Kollegen zusammen und versuchen abteilungsübergreifende Lösungen zu finden, anstatt den Schuldigen zu suchen oder Verantwortung von sich zu weisen. Was also kann eine Führungskraft im Autohandel heute tun, ihren Führungsauftrag mit Kennzahlen partnerschaftlich und für alle Beteiligten motivierend umzusetzen? Im Folgenden sind drei erste Ansätze zur Führung mit Kennzahlen beschrieben. Relevante Zahlen auswählen Führungskräfte erleichtern sich den Umgang mit Kennzahlen, wenn sie sich auf die wesentlichen Zahlen konzentrieren. Gerade die heutigen Dealer Management Systeme liefern eine Tiefe an Kennzahlen, die sich aber zur Führung nicht immer eignen. Je kleinteiliger die Kennzahlen, desto weniger Relevanz haben sie für das Management im Autohandel. Eine gute Führung beginnt mit der Auswahl der relevanten Kennzahlen, die auf die immer gleiche Art und Weise erstellt und analysiert werden. Der Aufwand der Erstellung sollte so gering wie möglich sein, transparent und informativ. Kennzahlen erklären Die Führung mit Kennzahlen setzt voraus, dass die Mitarbeiter sie verstehen. Nur wenn Mitarbeiter wissen, wie sie selbst die Kennzahlen beeinflussen können, werden sie ihnen überhaupt Aufmerksamkeit schenken. Das ist die Voraussetzung dafür, dass Veränderung stattfinden kann. Gleiches gilt aber auch für Führungskräfte. Das Controlling bearbeitet die monatlichen Kennzahlen, sendet diese an die Führungskräfte und erwartet eine positive Veränderung. Sie erkennen aber in dieser Auswertung ihre eigenen Zahlen gar nicht wieder, da sie umgebucht oder über einen Verteilungsschlüssel umgelegt wurden, der ihnen nicht bekannt ist. Dann ist eine Bewertung oder eine daraus folgende Aktivität durch den operativen Verantwortlichen kaum mehr möglich. Also beginnen die Führungskräfte "ihre eigenen Kennzahlen" zu erstellen, die aber zusätzlichen Aufwand verursachen. Wertschöpfungspartner nicht blockieren Mitarbeiter im operativen Bereich sind maßgeblich an der Wertschöpfung beteiligt. Dafür sind sie eingestellt worden. Bearbeitet jedoch ein Mitarbeiter oder eine Führungskraft Kennzahlen, kann er nicht gleichzeitig Umsatz machen, also seine Arbeitsleistung für Wertschöpfung einsetzen. Jede Kennzahlenbearbeitung, etwa Recherchen zur Auswertung oder die Erstellung zusätzlich erklärender Listen oder Forecasts, kostet unmittelbar Rendite. Daher sollte man jede Kennzahlenbearbeitung unter dem Kosten-Nutzen-Verhältnis betrachten. Es gäbe noch viele weitere Führungstechniken, wie der Umgang mit Kennzahlen dem Autohaus einen unmittelbaren Nutzen und sogar zusätzliche Rendite bringen kann. Sie lassen sich sofort realisieren und setzen dabei lediglich ein Bewusstsein aller Führungskräfte für das Thema voraus. In jedem Fall aber kosten diese eingesetzten Methoden nicht einen Cent mehr. Sie brauchen nur ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf das Thema Führen mit Kennzahlen. Dann können Führungskräfte und Mitarbeiter ihren Fokus wieder mehr auf das richten, was Rendite bringt: wertschöpfende Tätigkeiten. Kurzfassung Auch in Kfz-Betrieben ist es gang und gäbe, die Leistung der Mitarbeiter in Kennzahlen zu bewerten - und darüber zu führen. Doch gerade im Autohaus sind diese Kennzahlen sehr komplex und detailliert, weshalb clevere Führungskräfte ihren Umgang damit grundlegend überdenken sollten. Buchtipp zum Thema Welche Führungsfehler mit Kennzahlen sollte das Management im Autohaus vermeiden? Wie lassen sich die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter steuern und gleichzeitig die vorgebenen Kennzahlen erfüllen? Und welche positive Auswirkungen hat Attention Leadership für die eigene Organisation? Antworten auf diese Fragen gibt die erfahrene Trainerin Gunhild Posselt in ihrem Buch: "Mitarbeiter führen mit Kennzahlen - Attention Leadership". Das 160 Seiten starke Werk ist im Buchhandel für 39,99 Euro oder als eBook unter www.springer.com/shop erhältlich. Die dargestellten neuen Techniken helfen, den Weg zum unternehmerischen Erfolg einfacher zu beschreiten - noch dazu mit zufriedenen Mitarbeitern.

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