Porsche-Zentrum Mannheim: Porsche plus Penske

Man sieht die vertraute CI-Fassade mit rotem Porsche-Logo, tritt ein - und ist überrascht: Eine gläserne Treppe gleich neben Empfang und Porsche-Café zeigt dem Besucher, dass er sich nicht wie vermutet in einem eingeschossigen, sondern in einem Gebäude mit drei Etagen befindet: Zwei übereinander liegende Ausstellungsflächen im Untergeschoss und Erdgeschoss sowie eine luftige Galerie im Obergeschoss mit transparenten Büros. Wobei das UG eigentlich ein zweites Erdgeschoss ist, jedenfalls für den, der die radial gerundete Glas-Metall-Fassade außen auf asphaltierter Gefällstrecke umfährt und so rund 4,5 Meter tiefer zum wiederum ebenerdigen Eingang ins untere EG gelangt. Hier werden im neuen Porsche Zentrum Mannheim Gebrauchtwagen präsentiert, hier findet in einem gläsernen Raum die Fahrzeugübergabe an Kunden statt, und hier steht den Bereichen Werkstatt Classic und Motorsport viel Platz zur Verfügung. Kein Wunder, denn Investor ist Ex-Formel-1-Pilot Roger S. Penske bzw. dessen Penske Automotive Group, die neben anderen Aktivitäten weltweit 388 Autohäuser betreibt. Stolze 43 sind es in Deutschland, eigene Unternehmen (wie zum Beispiel das Porsche Zentrum Mannheim) oder Beteiligungen. Lichte Ausstellung Der neue Standort des Porsche Zentrums Mannheim an der Elsa-Brändström-Straße liegt 500 Meter Luftlinie entfernt vom alten. Dieser gemietete Betrieb war in die Jahre gekommen, sein Grundstück zu klein geworden. "Unser neues Grundstück direkt an der A 656-Ausfahrt ist nun mit knapp 19.000 m² fast doppelt so groß wie der alte Standort und bietet die Entwicklungsmöglichkeiten, die wir für die Marke Porsche brauchen", erläutert Geschäftsführer Christian Boe. Eine Herausforderung war für die Planer die Höhendifferenz von ca. 4,5 m zwischen Elsa-Brändström-Straße und Autobahn. Die originelle Lösung, die die Planer von Schormann Architekten entwickelten, wurde hier eingangs beschrieben. "Wir haben ein Autohaus mit zwei Erdgeschossen und fast 100 Metern Länge geschaffen, dessen 12 Meter hohe Rückfassade von der Autobahn Mannheim-Heidelberg aus unübersehbar ist und das mit über 6.000 m² hocheffizienter Geschossfläche Platz satt bietet", erläutert Architekt Ralf Schormann. Die gläserne Treppe, die beide EG und Galeriegeschoss verbindet, wirkt durch die Lichtdusche unter dem 250 m² großen Glasdach wie eine leuchtende Skulptur, in der sich der Spirit des Hauses kristallisiert: Transparenz, Offenheit, Spannung, Tiefgang, Höhenflug, Perfektion. Die opulente Lichtführung (und zugleich Wegeführung!) durch dieses Glasdach sowie weitere kleine Lichthöfe - alle mit einem transluzenten Spezialglas bestückt, das weiches Licht, aber kaum Wärme durchlässt - bringt ins obere EG sehr viel Tageslicht, das die Alucobond-Fassadenflächen reflektieren, was den Showroom so insgesamt heller als viele andere Porsche-Ausstellungen macht. Diese Grundhelligkeit wird gesteigert durch die LED-Beleuchtung, die durchgängig im ganzen Betrieb (Lieferant LTS) und im Außenbereich (iGuzzini) zum Einsatz kommt. Auch das neue CI-Möbelprogramm, für Porsche Mannheim von der Firma Dobergo "maßgeschneidert", leistet mit seinen weißen Fronten einen Beitrag zu Transparenz und Helligkeit. "Clean, aber nicht steril, funktional und einladend, vom optischen Eindruck her um Klassen besser als die alten Möbel", zieht Verkaufsleiter Michael Mathes ein zufriedenes Fazit. Werkstatt als "Behandlungsraum" Züblin Systembau hatte bei der GU-Ausschreibung den Zuschlag als Generalunternehmer für dieses Projekt bekommen. "In vielen Abstimmungs- und Optimierungsrunden mit Gleeds-Projektmanager Christoph Krüger, Schormann Architekten und den Betreibern haben wir die vorgegebenen Standards mit den individuellen Wünschen und topographischen Besonderheiten vor Ort in ein stimmiges Konzept gebracht", erläutert Dirk König, Technischer Bereichsleiter Züblin-Systembau. Wobei eine besondere Herausforderung bei diesem Projekt darin bestand, dass über die High-Level-Standards von Porsche hinaus an vielen Stellen spezifische "Penske-Standards"zu beachten waren. Zum Beispiel in der Werkstatt: Edle Fliesen schmücken hier zwei Meter hoch die Wände, an denen keine einzige Leitung zu sehen ist. "Alle Leitungen sind nicht etwa ,unter Putz' verlegt", lüftet Ralf Schormann das Geheimnis, "sondern versteckt geführt hinter einer abgehängten Decke und zweischaligen Wänden, so dass jederzeit gewartet oder nachinstalliert werden kann." Dennoch bedeutete allein dieser Penske-Standard erhöhte Anforderungen an Planung und Koordination. "Normalerweise kommt die Werkstatteinrichtung am Ende ins fertige Gebäude", erklärt Züblin-Projektleiter Frank Winzer, "hier mussten wir die Aktivitäten des Werkstatteinrichters in den Bauprozess vorziehen, eine echte Herausforderung für alle Beteiligten." In Kombination mit dem hellen Werkstattboden, dem gläsernen Dachreiter und LED-Licht lassen die glattweißen Wände und spiegelnden Fliesen den Raum eher wie eine Autoklinik als eine Autowerkstatt wirken. Dazu kommen riesige Fotodrucke mit Porsche-Motiven an den Wänden und hochwertige Werkstattmöbel der englischen Marke Dura. "Bei uns hat jeder Monteur seine ,Einbauküche', wie wir das Dura- System intern nennen", erklärt Aftersales- Leiter Jürgen Filsinger, "und in der Einbauküche ist alles schön aufgeräumt und extrem funktional angeordnet: Integrierter Computer und IT-Schnittstelle, digital gesteuerte Schlauchpistolen für Öl, Wasser und Druckluft, perfekte Ergonomie, Effizienz und Ordnung." Das Ganze ist natürlich kein Selbstzweck: "Die Werkstatt soll sich in Mannheim dem Publikum öffnen, die Kunden wollen und sollen in die Werkstatt kommen, und das nicht nur durch die als Durchfahrt angelegten drei Dialogannahmen. In der Werkstatt sollen wie in der Ausstellung die Markenwerte und Faszination von Porsche erlebbar werden", fasst Geschäftsführer Christian Boe die Zielsetzung zusammen. Flagship-Store Mit einem knappen "mission accomplished" zeigte sich Roger S. Penske bei der Eröffnung des Porsche Zentrums Mannheim im April 2014 mit dem Ergebnis sehr zufrieden. An dieser Stelle konnten bei weitem nicht alle Highlights erörtert werden: Das hocheffiziente Paternoster-Lagersystem von Hahn + Kolb (auf gut 7 m² Grundfläche 70 m² Lagerfläche!) etwa, oder die neue E-Mobility-Infrastruktur (Ladesäulen drinnen und draußen, Hochvolt-Arbeitsplätze etc.), die Vorbereitung für Geothermie und viele weitere Features tragen dazu bei, dass der oft inflationär gebrauchte Begriff "Flagship-Store" für das Porsche Zentrum Mannheim tatsächlich zutrifft.

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