Mitarbeiter-Entwicklung: Potenziale entdecken und fördern

Silke Scheuermann ist Assistentin der Geschäftsführung bei der Hülpert Unternehmensgruppe. Anfang des Jahres hat sie an einem Mitarbeitergespräch teilgenommen. In dieser Form hatte es so etwas bei Hülpert noch nie gegeben. "Ich finde, das ist eine gute Idee, um die Arbeit zu verbessern: Einmal für den Mitarbeiter, der seine eigenen Möglichkeiten ausloten und vielleicht noch klarer erkennen kann, aber auch für die Führungskräfte, die die Qualifikation ihrer Mitarbeiter noch besser einschätzen können", sagt Scheuermann. Diese Gespräche zwischen 60 Führungskräften und 540 Angestellten werden nun jedes Jahr stattfinden. Bereits vor drei Jahren hatte Hülpert-Geschäftsführer Michael Sprenger erkannt, dass im Bereich Personalmanagement starker Handlungsbedarf bestand: "Auch mit Blick auf die Themen demografischer Wandel, Mitarbeiterzufriedenheit und Leistungsorientierung." Denn mittlerweile werden qualifizierte Kräfte auch in der Automobilbranche knapp. Und die Situation dürfte sich mit der fortschreitenden Alterung unserer Gesellschaft nicht verbessern. Umso mehr kommt es darauf an, Potenziale und Talente im eigenen Betrieb zu erkennen und zu fördern. Eine Mitarbeiterbefragung brachte zusätzliche Erkenntnisse: Die Kommunikation im Unternehmen wurde nicht als optimal empfunden. Viele fühlten sich oft nicht richtig informiert und wahrgenommen, teilweise war die Zuordnung der Vorgesetzten nicht bekannt. Langer Entwicklungsprozess Wie sollten diese Probleme, wie sie in vielen mittelständischen Unternehmen vorkommen, gelöst werden? Dialoge mit 600 Mitarbeitern zu führen und zu dokumentieren hätte Papierberge erzeugt: "Das war organisatorisch gar nicht machbar, wir hätten dafür eine komplette Abteilung einrichten müssen", so Sprenger. Die Lösung musste ein System sein, das standardisierte Fragestellungen für einen echten Dialog anbietet, bei dem alle Informationen hinterlegt sind, ohne dass gewaltige Aktenberge produziert werden; das einen schnellen Überblick über das Potenzial der Mitarbeiter ermöglicht und das gleichzeitig ein Controlling über die flächendeckende Durchführung der Gespräche sicherstellt. Aber solch ein System bzw. Softwarelösung fand man am Markt nicht. Also übernahm die Hülpert Gruppe selbst die Initiative. Gemeinsam mit der Unternehmensberatung V-max entwickelte das Unternehmen eine Softwarelösung für ein IT-gestütztes Mitarbeitergespräch. Im Oktober 2013 ging es an die praktische Umsetzung dieses Personaltools "Potenzial-Ident". Eine Arbeitsgruppe diskutierte zunächst, welche Kompetenzen in den Bereichen Service und Verkauf festgelegt werden sollten. Parallel dazu musste die technische Umsetzung vorbereitet werden: Wie soll die Maske aussehen? Wie wird die Software implementiert? Wie sehen die Zugriffsrechte aus? "Eine große Herausforderung bestand in der Anweisung der Führungskräfte, denn die hatten solche Gespräche ja auch noch nicht geführt", beschreibt Michael Sprenger, "was ist z. B., wenn die Bewertung der Führungskraft sich von der Bewertung des Mitarbeiters stark unterscheidet?" Szenarien wie diese mussten in zwei Seminaren besprochen und simuliert werden. Standards über Markengrenzen hinweg Schon die Pilotphase ab Oktober 2014 zeigte, wie bereichernd diese Gespräche waren: "Für die Führungskräfte war das unglaublich aufschlussreich, sie haben dort teilweise ganz neue Perspektiven auf ihre Mitarbeiter gewonnen." Aber auch die Belegschaft musste "mitgenommen" werden. Alle wurden vorher angeschrieben, sämtliche Fragen und Kompetenzen detailliert erläutert, sodass sie sich auf das Gespräch gut vorbereiten konnten. Der Inhaber von V-max, Gerard von dem Bongart, kommt selbst aus dem Auto mobilhandel. Er betont die Einzigartigkeit des bei Hülpert eingeführten Systems: "Im Automobilhandel gibt es zwar standardisierte Befragungsvorlagen der Hersteller, die eine Führungskraft übernimmt. Das wurde in der Regel schnell durchgespielt, das Gespräch fand aber oft nur oberflächlich statt. Hier ist es komplett anders. Wir haben hier mit den Führungskräften gesprochen: Wie wollt ihr eure Leute führen? Gerade in einer Gruppe wie bei Hülpert muss es ja Standards über die Markengrenzen hinweg geben." Für Silke Scheuermann jedenfalls hat sich das Gespräch mit ihrem Chef bereits gelohnt: "Es kommt natürlich immer mal wieder vor, dass spezielle herausfordernde Situationen ein besonderes Maß an Reaktion und Aufmerksamkeit fordern. Um dem gerecht werden zu können, benötigt man ein rhetorisches Feingefühl, um im Hinblick auf die Kundenzufriedenheit auf die speziellen Charaktere eingehen zu können. Dazu habe ich mir gewünscht, Erfahrungen und Tipps von Spezialisten zu erhalten." Sie wird im Laufe des Jahres ein entsprechendes Seminar besuchen. Kurzfassung Wie geht das: Ohne Protokoll- und Aktenberge zu produzieren das Können & Potenzial von 600 Mitarbeitern transparent zu machen und weiterzuentwickeln? Die Hülpert-Gruppe hat für diesen Zweck zusammen mit der Unternehmensberatung V-max ein IT-basiertes Tool geschaffen. Hülpert Gruppe Aktuell beschäftigt Hülpert rund 600 Mitarbeiter an dreizehn Betriebsstätten in Dortmund, Unna, Soest, Kamen und Recklinghausen. Mit jährlich etwa 11.500 verkauften Fahrzeugen und einem Umsatz von rund 300 Millionen Euro ist die Hülpert Unternehmensgruppe der größte automobile Anbieter für Volkswagen Pkw und Nutzfahrzeuge, Skoda, Audi und Porsche im östlichen Ruhrgebiet.

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