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Schadenmanagement: Ganzheitliches Risk-Management bietet echte Mehrwerte

04.10.2021 04:57 Uhr | Lesezeit: 12 min
Schadenmanagement: Ganzheitliches Risk-Management bietet echte Mehrwerte
"Vorausschauende und präventive Maßnahmen zur Unfallvermeidung sind auch für ein Schadensteuerungsunternehmen wesentlicher Bestandteil eines nachhaltigen Handelns": IG-Geschäftsführer Markus Stumpp, -Business Development Manager Karol Wudkowski und Risk Guard-Chef Ralph Feldbauer sind sich einig darin, dass eine Vermeidung "überflüssiger" Kfz-Schäden stets das übergeordnete Ziel eines zukunftsorientierten Schadenmanagements sein sollte.
© Foto: Innovation Group, Risk Guard

Sowohl für Flotten, als auch Kfz-Versicherungen ist die richtige Beurteilung von Risiken eine Voraussetzung für wirtschaftliches Arbeiten. Gemeinsam mit Risk Guard nutzt die Innovation Group ihre umfangreiche Datenbasis zur Prävention kostenintensiver Frequenzschäden und bietet Großkunden verschiedene Dienstleistungspakete.

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Reparaturfreundliche Karosseriekonstruktion, aber auch Schadensteuerung und digitalisierte Prozesse haben eines gemeinsam: Sie versuchen, die Instandsetzungskosten möglichst gering zu halten, nachdem ein Kfz-Unfall eingetreten ist. Viele Unternehmen aus dem FLI-Sektor (Fleet, Leasing, Insurance) entdecken aktuell zunehmend die Potenziale, die Risk-Management für Fuhrparks und Risikoträger bietet und setzen bereits vor dem Crash an.

Warum die Kooperation zwischen den Präventionsexperten von Risk Guard und dem Schadensteuerer Innovation Group nur auf den ersten Blick kontraproduktiv erscheint, erläutern die Geschäftsführer Ralph Feldbauer und Markus Stumpp, sowie Business Development Manager Karol Wudkowski im Interview mit AUTOHAUS Schadenmanager.

AH: Herr Stumpp, die Innovation Group versteht sich als Deutschlands größter unabhängiger Manager von Kfz-Schäden. Der Hauptansatz von Risk-Management ist die Unfallprävention. Wie passt das zusammen?

M. Stumpp: In der Tat scheint das Verhindern von Kfz-Schäden oberflächlich betrachtet nicht zu unserem Geschäftsmodell zu passen. Aber der Markt verändert sich und damit auch die Schadenwelt. Vorausschauende Maßnahmen wie die Schadenprävention sind wesentlicher Bestandteil eines nachhaltigen Handelns. Wir haben in den letzten Jahren bereits grundlegende Erfahrungen im Risk-Management gesammelt, dies wollen wir nun weiterentwickeln. Und natürlich ist es auch für uns als Schadensteuerer wichtig, uns zukunftsweisend auszurichten.

Schadensteuerung ist nicht gleich Schadenmanagement

AH: Auch, wenn diese Dienstleistungen zu einem weiteren Rückgang der von Ihrem Unternehmen gesteuerten Schäden führen?

M. Stumpp: Ja, weil genau diese Auftragssteuerung nicht das komplette Portfolio der Innovation Group ausmacht. Um dieses vermeintliche Paradoxon zu verstehen, ist eine grundlegende Begriffsklärung notwendig: Der Schadensteuerer wird aktiv, nachdem ein Unfall passiert ist. Seine Aufgabe ist es, die anfallenden Reparaturkosten durch intelligente Entscheidungen, funktionierende Prozesse und digitale Unterstützung der Instandsetzungsbetriebe möglichst gering zu halten. Das tun wir seit vielen Jahren sehr erfolgreich.

Der Schadenmanager dagegen setzt darauf auf und kümmert sich um die kompletten Schadenkosten eines Fuhrparks oder einer Flotte, die er betreut. Oder er ermöglicht die korrekte Risikoeinschätzung vor der Übernahme einer solchen durch eine Kfz-Versicherung. In diesem Sektor gilt ganz klar: die geringsten Kosten verursacht der Unfall, der gar nicht erst passiert. Zu den Rechnungen für die reine Fahrzeugreparatur kommen ja gegebenenfalls noch Nebenkosten für Wartezeiten, Ersatzmobilität und die Aufrechterhaltung der Prozesse in der Flotte – etwa wenn es nicht um repräsentative Dienstwägen, sondern technische Außendienste zur Wartung von Maschinen geht. Hier gibt es deutlich mehr Sparpotenzial für Großkunden aus dem Bereich FLI als in Sachen Stundenverrechnungssätze in der Unfallschadensteuerung.

Gezielt und analysiert Ursachen erkennen

AH: Herr Feldbauer, worin besteht dieses Potenzial?

R. Feldbauer: In der Reduktion der Schadenanzahl pro Risiko. Es ist statistisch nachvollziehbar, dass je weniger Unfälle ein Fuhrpark insgesamt verursacht, auch die Wahrscheinlichkeit von Großschäden sinkt. Plakativ ausgedrückt: Beim unachtsamen Fahrvorgang kommt es 99 Mal zu einer leichten Kollision mit Kratzern im Blech, beim 100. Unfall verursacht der Fahrer eventuell einen schweren Personenschaden mit immensen Folgen. Das bedeutet zudem, dass die jeweiligen Kosten absolut vom Zufall abhängig sind. Auch den Unfallgegner kann man sich ja in der Regel nicht aussuchen – denken Sie nur an die Kollision mit einem neuen Ferrari oder einem uralten Fiat. Was beeinflusst werden kann, ist aber die Anzahl der Schäden und zwar umso effektiver, je mehr man über die bisherigen Unfälle und ihre konkreten Ursachen Bescheid weiß. Aus einer breiten, tiefen und vor allem richtig interpretierten Datenbasis kann ein Riskmanager mit seiner Erfahrung bewerten, ob die Schadenhäufigkeit des individuellen Fuhrparks gut oder schlecht ist, also wie hoch das konkrete Risikopotential der jeweiligen Flotte zu bewerten ist. Das wiederum hilft dem Versicherer enorm, um letztlich auch eine bedarfsgerechte Vertragsgrundlage zu erarbeiten. Im Gegensatz zum Privatkundengeschäft mit seinen vielen Tarifmerkmalen wird jeder größere Fuhrpark in weiten Teilen vom Underwriter des Versicherer nämlich individuell beurteilt. Nur auf dieser Grundlage kann eine faire Versicherungsprämie berechnet werden.

AH: Wer profitiert von den besprochenen Sparpotenzialen?

R. Feldbauer: Ganzheitlich betriebenes Risk-Management hat Vorteile für alle Beteiligten: Der Fuhrparkmanager kann seine Schaden- und Gesamtkosten reduzieren, die Sicherheit seiner Mitarbeiter erhöhen und die vielfältigen Rechtsvorgaben unterstützend einhalten. Die Versicherungswirtschaft kauft sich tragbare Risiken zu darstellbaren und bedarfsgerechten Prämien ein, stellt damit Ertrag und Kundenbindung in dem volatilen Geschäftsfeld sicher. Im Endeffekt nutzt jeder verhinderte Unfall der gesamten Solidargemeinschaft, da alle Versicherungsnehmer über ihre Beiträge ja die Schadenkosten finanzieren. Abgesehen davon, dass alle Beteiligten beitragen, um über den Rissmanager-Ansatz Personenschäden zu vermeiden – ganz sicher eine Positivsituation für alle am Prozess Beteiligten.

Dass gerade in der Flottenversicherung noch deutlich Luft nach oben ist, kann man daran ablesen, dass die Combined Ratio trotz sinkender Zahlen nach wie vor im Marktdurchschnitt noch deutlich über den Ergebnissen der Privatkundenpolicen liegt. Einige Assekuranzen steuern bereits mit geeigneten Maßnahmen dagegen, andere stehen erst noch am Anfang dieser notwendigen Entwicklung. Ein Mehr an Daten und zielgerichteten, praxisnahen Interpretationen hat einem risikogerechten Pricing laut meiner 25jährigen Erfahrung in diesem Geschäft noch nie geschadet! Zudem wird der Markt in den kommenden Jahren noch schnelllebiger, was eine permanente Überwachung und Anpassung der Individualrisiken im Flottenbereich ganz sicher erforderlich macht.

Alle Daten liegen vor

AH: Wie ist die Innovation Group in Sachen Schadendaten aufgestellt und wie werden diese ausgewertet?

K. Wudkowski: Wir verfügen über eine sehr gute Datenbasis, die über die Jahre und unsere erfolgreiche Arbeit in der Schadenaufnahme durch unsere eigenen Callcenter gut gewachsen ist. Auch wenn die Tiefe der Informationen von vor einigen Jahren noch nicht auf dem heutigen Niveau waren, sind wir dennoch auch zu historischen Betrachtungen in der Lage und können so maßgebliche Entwicklungen ablesen. Die Innovation Group verfügt sowohl über Daten rund um das jeweilige Schadenereignis, als auch über Reparaturinformationen oder Ersatzteilpreise. Hinzu kommt ein weiterer Vorteil im Vergleich zur Informationsbasis von Kfz-Versicherungen: Wir haben sogar Schäden erfasst, die unterhalb der Selbstbeteiligung liegen. Diese fehlen der Assekuranz in aller Regel, da sie die Privatkunden gar nicht erst melden. So ergibt sich ein sehr umfassendes Bild, das wir auch nach unterschiedlichen Merkmalen clustern können: Kundengruppen, Branchenvergleiche, verschiedene Einsatzbereiche oder verschiedene Fahrzeugtypen. Zudem kennen wir im Gegensatz zum Kfz-Versicherer auch den Fahrer und sein individuelles Schadenprofil – auch hier können bei entsprechenden Auffälligkeiten Gegenmaßnahmen durch Einzelgespräche oder Schulungen eingeleitet werden.

AH: Welche Schlussfolgerung können aus diesem Datenmaterial gezogen werden?

K. Wudkowski: Vor einigen Jahren hielt man Abstandswarner beim Einparken für die beste Option um Kleinschäden zu vermeiden. Heute wissen wir, dass bei Geschwindigkeiten über 10 km/h die Systeme zu träge reagiert haben und die Fahrer den Aufprall auf ein Hindernis gehört haben, bevor die Technik warnen konnte. Mit ergänzenden Kamerasystemen funktionieren solche FAS verlässlicher. Wir können durch die meist sehr aktuellen Flottenfahrzeuge erkennen, nach wie vielen Tagen ab der Zulassung die ersten Unfälle eintreten und welche Schadenbilder häufig vorkommen. Da kommt es durchaus zu Überraschungen. Denken Sie hier beispielsweise an gut gemeinte beheizbare Windschutzscheiben, die statt zu mehr Komfort zu höheren Schadenkosten führen. Oft fehlt es auch einfach an der technischen Einweisung des Personals, wenn diese auf neue Modelle umsteigen. Ein top-ausgestatteter Fuhrpark allein ist also noch kein Garant für ein niedriges Risiko.

Unterschiedliche Dienstleistungspakete

AH: Welche Produkte lassen sich auf der Grundlage dieser differenzierten Datenbasis vermarkten?

R. Feldbauer: Je umfangreicher die vorliegenden Informationen sind, umso genauer kann ein erfahrener Risk-Manager oder Fuhrparkbetreiber letztlich den Ursachen für den Schadeneintritt und die daraus resultierenden vermeidbaren Ansätze und Kosten für das Unternehmens ermitteln. Kombiniert mit seiner Erfahrung und der Kombination der modularen Bausteine zu Unternehmen, Fuhrpark, Technik und Fahrermentalität entsteht so echte und sicher einmalige Transparenz, aus der sich breit gefächerte Produktportfolios ableiten lassen.

K. Wudkowski: Das übergeordnete Ziel ist immer die Kostenreduktion durch Vermeidung überflüssiger Kfz-Schäden. Das beginnt bei einem Self Service Reporting, wo der Fuhrparkleiter die Erkenntnisse für sein Unternehmen selbst herausarbeitet. Ab einer gewissen Kundengröße unterstützen unsere Key Account Manager die Flotten bei der Datenanalyse und geben den Verantwortlichen Handlungsempfehlungen. In einer weiteren Ausbaustufe sprechen wir dann von einem umfangreichen Beratungspaket mit der aktiven Suche nach Unfallursachen, einem konkreten Maßnahmenkatalog und regelmäßiger Ergebniskontrolle. Die Möglichkeiten sind also je nach Kundenwunsch sehr vielfältig.

Rechtzeitig reagieren

AH: Sie arbeiten mit über 1.200 zertifizierten Reparaturbetrieben bundesweit zusammen. Entstehen diesen durch die Prävention von Unfallschäden keine Nachteile?

M. Stumpp: Unser Kerngeschäft ist sicher auch weiterhin die Steuerung von Schäden. Aber da sich die Schadenbilder und eben auch die Mobilitätskonzepte und damit die Anforderungen an das Risikomanagement wandeln, sind wir in der Breite unseres Produktangebots innerhalb der Gruppe gut gerüstet. Davon profitieren auch weiterhin unsere Partnerbetriebe.

R. Feldbauer: Aus meiner Sicht ist die Frage immer, wie ein Betriebsinhaber mit aktuellen Branchenentwicklungen umgeht. Wenn im Rahmen einer Kostenbetrachtung auffällt, dass es bei neuen Fahrerassistenzsystemen einer bestimmten Modellreihe Erklärungsbedarf gibt, könnten findige Unternehmer Flotten, deren Fahrzeuge sie warten und reparieren, Fahrerworkshops anbieten und das Fuhrparkpersonal entsprechend schulen. Wer solche Zusatzchancen zu nutzen weiß, wird auch künftig gute Geschäfte machen. (kt)

Moderne Fahrerassistenzsysteme helfen auch in Dienstwagen, Unfälle zu vermeiden. Die korrekte Bedienung sollte aber gerade bei häufigem Modellwechsel gezielt geschult werden.
© Foto: BMW AG
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