Auto Beyer: Digitalisierung im K&L-Bereich

Zur Leistungsofferte von Auto Beyer, Karosserie-, Lack- & Mechanik-Fachbetrieb in Rodgau, gehören Karosseriearbeiten, Fahrzeuglackierung, Scheibenreparatur und -austausch, Rahmenrichtsysteme, Arbeiten an Hybridund Elektrofahrzeugen, überfabrikatliche Reparatur, Aluminium-Instandsetzung und Smart- bzw. Spot-Repair. Firmenchef Reinhard Beyer ist heute zugleich der Vorsitzende des BVdP, des Bundesverbands der Partnerwerkstätten, und war zuvor lange Jahre Obermeister seiner Innung Frankfurt-Wiesbaden. Aus dieser Arbeit heraus kannte er über viele Jahre seinen Kollegen Reiner Holzapfel, dessen Unternehmen inzwischen sein Sohn Manuel fortsetzt. Aus einer lockeren Zusammenarbeit Holzapfel-Beyer wurde eine strukturierte Kooperation, die zur "HoB Repair Group" führte und welche heute an sechs Standorten eng zusammenarbeitet: Herborn, Wetzlar, Rodgau, Friedberg, Dieburg und Hanau. Die Buchhaltung wird für alle Betriebe zentral in Friedberg geführt. Die Auswahl der Lieferanten, auch organisatorische Abläufe sind einheitlich gestaltet, so dass ein Mitarbeiteraustausch, inzwischen insgesamt 120 an der Zahl, flexibel von Ort zu Ort möglich ist. Schadensteuerung Der BVdP mit seinen 550 Mitgliedern tritt für die Verbesserung der Rahmenverbindungen bei der Schadensteuerung ein und arbeitet auch mit dem Berufsverband ZKF gerade in Sachen Aus- und Weiterbildung zusammen. Offensichtlich ist man "politisch" gegenwärtig mit den Schadensteuerern auf einem kooperativen Kurs. Die HUK-Coburg unterhält außerdem eine separate Autoservice GmbH, über die sie Service-Dienstleistungen vermittelt. Dazu gibt es eine spezielle Autoservice-Kundenkarte. Digitalisierungswege Reinhard Beyer hat schon immer ein Faible für Prozessoptimierung. Seine ersten Digitalisierungsschritte setzte er vor drei Jahren an. Dazu hat er diverse Softwaretools eingeführt und musste feststellen, dass er dafür immer eine Person brauchte, die im Alltag vor Ort sein musste, damit alles läuft. Das war nicht die Lösung. Eine Mitarbeiterin brachte dann von einem Seminar das System "Digitales Autohaus" von der Gudat Solutions mit. Die Einführung im laufenden Betrieb sollte in der praktischen Umsetzung abermals zunächst scheitern. Und so kam es zur Zusammenarbeit mit Thomas Desch von der "trast digital", einem Beratungsunternehmen, an dem auch Jörg Gudat beteiligt ist. Im Herbst 2020 begann die Zusammenarbeit zwischen Auto Beyer und der Trast. Das System ist inzwischen standortübergreifend aufgesetzt, sodass in der Serviceannahme der eigene, aber auch die anderen Standorte zu sehen sind. So kann man erkennen, welcher Auftrag wann angenommen wurde, wann das Fahrzeug fertiggestellt und wann es gebracht bzw. abgeholt wird. Ebenso ist zu erkennen, welcher Mitarbeiter an welchem Auftrag arbeitet, und man erfährt immer den aktuellen Auftragsstatus während der Abarbeitung der Aufgaben pro Reparaturbereich. Selbiger Status wird den Mitarbeitern auf einem großen Bildschirm in der Werkstatt gezeigt. Jeder einzelne Mitarbeiter hat an seinem Arbeitsplatz ein eigenes Tablet und kann jeweils den Status seines individuellen Auftrags einsehen, im Verbund mit den Arbeitswerten. Reparaturprotokoll! Er kann mit seinem Tablet Fotos und Videos erstellen und direkt an die Service-Leitzentrale weiterleiten, kann das benötigte Ersatzteil einfordern oder den Stand der Lieferung erfahren. Alles ohne Laufwege. Detailorganisation Das Unternehmen unterhält insgesamt 100 Ersatzwagen, um die sich ein separater Mitarbeiter kümmert. Auch die Verwaltung dieser beachtlichen Flotte wird direkt im "Digitalen Autohaus" organisiert. Vom Mietvertrag über die Zuordnung der Fahrzeuge zum Auftrag bis zur Planung der Abholtermine wird alles vollständig digital geplant. Das System ermöglicht für die einzelnen Arbeitsstufen eine konkrete Werkstatt- und Auslastungsplanung und schafft für alle Beteiligten Transparenz - vom Kostenvoranschlag bis zur Einsteuerung in die Karosserieabteilung, von der Lackvorbereitung in die Lackierkabine, vom Lackfinish zum Waschen und Saugen bis zur Endkontrolle. Was jetzt noch aussteht, ist die Onlineterminvereinbarung, die Verknüpfung mit der Schnittstellenthematik zum DMS, die digitale Bezahlfunktion für den Kunden sowie die totale Papierlosigkeit. Digitales Fazit Das Beispiel HOB Beyer zeigt, Digitalisierung gelingt nicht von oben nach unten. Es müssen zuerst die Mitarbeiter darauf vorbereitet und im System geschult werden, dann erfolgt die organisatorische Umstellung. Thomas Desch nahm diese Einweisung der Mitarbeiter direkt vor Ort und am Gerät vor. Damit erfüllt sich für jeden einzelnen Mitarbeiter und das gesamte Team der eigentliche Nutzen, nämlich eine erhebliche Vereinfachung und Verbesserung der Prozesse, und so kommt es zu einer deutlichen Steigerung der Effizienz pro Durchgang. Eine offensichtlich lohnende Investition, auch für kleine und mittlere Betriebe. Erstaunlich auch, dass die ältesten Mitarbeiter häufig am offensten für das Neue waren. Digitalisierung ist also keine Frage des Alters, sondern der Haltung! Corona geht auch an den Karosserie- und Lackbetrieben nicht einfach vorbei. Laut Reinhard Beyer ist das ein wöchentliches Wechselspiel. Der Vorlauf von über acht Wochen ist over. Man lebt von der Hand in den Mund. Beyer: "Hatten wir vor Corona über 70 Autos im Vorlauf, so sind es gegenwärtig 25 bis 30. Dennoch, faktische Kurzarbeit ist bei uns noch nicht angesagt."

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