Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) nannte Nehm als Gründe für seine Überlegungen die "wachsende Zahl der Interessenten, schleppende Verbesserungen vor Ort und ein interessantes Angebot in Leipzig". Immer häufiger würden sich die VGT-Teilnehmer auch über die unzureichende Zahl an Tagungsräumen und die viel zu geringen Hotelkapazitäten in der alten Kaiserstadt beklagen.
Von 200 auf 2.000 Teilnehmer
Seit 1963 – und in diesem Jahr damit zum 56. Mal – findet der Kongress in dem beschaulichen Ort Goslar statt. Die seinerzeitigen Initiatoren der Veranstaltung wählten den niedersächsischen Standort, "um den Verlockungen einer Großstadt aus dem Wege zu gehen und den familiären Charakter der Veranstaltung zu betonen", wie auf der Website des VGT erklärt wird. Zur Erstveranstaltung im Jahr 1963 kamen damals rund 200 Verkehrsexperten aus Regierungsstellen, Verbänden, Behörden und Verkehrsclubs. Die Teilnehmerzahlen haben sich im Laufe von mehr als einem halben Jahrhundert ständig noch oben entwickelt und werden in diesem Jahr bei rund 2.000 Personen liegen.
Schon in den letzten zehn Jahren zeichnete sich immer wieder deutlich ab, wie überfordert Goslar mit dem Aufgalopp der Verkehrsrechtsexperten aus Deutschland und inzwischen auch Europa ist. Die zuweilen aufgeebten Diskussionen verliefen allerdings stets auch wieder im Sand, weil die Veranstalter am bisherigen Veranstaltungsort festhielten. Diese Sichtweise scheint sich nun durch das Präsidenten-Statement gründlich zu ändern.
"Bauen kein Kongresszentrum, nur um den VGT in Goslar zu retten"
Verständlicherweise gab Dr. Oliver Junk, Oberbürgermeister von Goslar, spontan sein tiefes Bedauern darüber zum Ausdruck, sollte künftig der VGT nicht mehr in seiner Stadt ausgetragen werden. Gleichzeitig hofft er darauf, die Abkehr des wirtschaftlich fürvdie gesamte Region wichtigsten Kongresses noch verhindern zu können. In diesem Zusammenhang verweist er u.a. auf bereits fertig gestellte und geplante neue Hotels sowie Tagungsräume. Auch die Verwaltung engagiere sich nachhaltig für den VGT. Er weiß aber, dass sich Goslar "mit großen Kongressstädten wie Hamburg oder Leipzig nie messen" könne. Öffentlich hat er zudem eingeräumt, dass "wir aber kein Kongresszentrum bauen werden, nur um den Deutschen Verkehrsgerichtstag in Goslar zu halten".
Endgültige Entscheidung frühestens in einem Jahr
VGT-Präsident Kay Nehm wies abschließend darauf hin, dass eine Entscheidung für oder gegen Goslar "frühestens im Januar 2019" fallen werde. Für die Messe Leipzig mit ihren fünf Messehallen und ihrem eigenen Congress-Center (CCL) wäre es nach dem Niedergang der Automobil International (AMI) ein zweifellos willkommener, neuer Kongress. Und Leipzig böte auch für die Zukunft alle infrastrukturellen Möglichkeiten für weiteres Wachstum des Verkehrsgerichtstages. (wkp)