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Autobranche: Selbstfahrende Wagen als Zukunftsvision

01.12.2016 09:14 Uhr
Autobranche: Selbstfahrende Wagen als Zukunftsvision
In Pittsburgh und Singapur kann man seit wenigen Monaten einen Vorgeschmack auf den Verkehr der Zukunft bekommen.
© Foto: NuTonomy

Kaum ein Tag verging im abgelaufenen Jahr ohne Nachrichten zu Roboterwagen-Projekten. Die Branche rüstet sich für einen radikalen Umbruch ihres Geschäfts – und die Rivalität mit neuen Wettbewerbern.

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Von Andrej Sokolow, dpa

In Pittsburgh und Singapur kann man seit wenigen Monaten einen Vorgeschmack auf den Verkehr der Zukunft bekommen. Bestellt man dort einen Wagen per App, könnte ein Roboterauto aufkreuzen. Klar, vorne sitzen noch Mitarbeiter, die die Fahrt überwachen und notfalls eingreifen können – aber man bekommt ein Gefühl dafür, wie es ist, sich einem Computer als Chauffeur anzuvertrauen. Der Fahrdienst-Vermittler Uber und das Start-up Nutonomy sind die ersten, die Passagiere mitfahren lassen.

Die traditionellen Autobauer liefern die Fahrzeuge dafür – und wollen das Feld nicht neuen Rivalen überlassen. Ford, BMW, die Opel-Mutter General Motors - alle kündigten im auslaufenden Jahr eigene selbstfahrende Fahrzeuge bis 2021 an. Und ein Großangriff aus dem Silicon Valley hat sich noch nicht materialisiert. "Vor einigen Jahren hatte man noch richtig Angst, jetzt hat sich die Stimmung beruhigt", die Industrie habe sich gesammelt, sagt ein ranghoher Branchenmanager. Und die Tech-Konzerne scheuten die langen Entwicklungszeiten und niedrigen Margen im Autogeschäft.

"Apple und Google wollen nicht Autobauer werden, sondern sie sehen die Möglichkeit, Dienste in Fahrzeugen anzubieten", sagte jüngst Renault- und Nissan-Chef Carlos Ghosn. Das deckt sich mit der Entwicklung der Spekulationen um die Autopläne von Apple, zu denen es nie eine Bestätigung gab, die aber seit über rund zwei Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Zunächst hieß es, Apple habe mehrere Prototypen gebaut und peile eine Markteinführung zum Jahr 2020 an. Inzwischen soll der iPhone-Konzern von der Idee, eigene Fahrzeuge zu verkaufen, wieder Abstand genommen haben, viele Mitarbeiter des Projekts mussten sich nach neuen Jobs umsehen. Apple wolle sich nun eher auf die Entwicklung von Software für selbstfahrende Autos fokussieren, heißt es nun seit Sommer.

Dabei versucht Google schon seit Jahren, seine seit 2009 entwickelten Roboterwagen-Technologien bei einem Partner aus der Autobranche unterzubringen. Bisher gibt es gerade einmal einen Test mit dem Umbau von 100 Chrysler-Minivans. Dabei schickt der Internet-Konzern seit 2014 kleine selbstfahrende Zweisitzer aus eigener Entwicklung auf die Straße.

Branchenplayer setzen auf eigene Entwicklung

Stattdessen setzen Player aus der Branche lieber auf die Entwicklung eigener Alternativen. So taten sich jüngst die Zulieferer Mobil Eye und Delphi mit Intel zusammen, um Autoherstellern ein günstiges System zum autonomen Fahren "für einige tausend Dollar" zu bieten. Und auch Volvo und der Zulieferer Autoliv wollen die Branche beliefern. Tesla baut in alle neuen Wagen schon mal Kameras und Sensoren ein, auf die später die nachrüstbare Roboterwagen-Software zugreifen soll.

Auch Uber meint es über die Tests mit umgebauten Fords und Volvos in Pittsburgh hinaus ziemlich ernst. Der oft als Taxi-Schreck kritisierte Fahrdienst-Vermittler kaufte für 700 Millionen Dollar das von ehemaligen Google-Experten gegründete Start-up Otto, das Lastwagen für autonomes Fahren ausrüsten will. Mit dem Transport von 50.000 Dosen Bier in einem Roboter-Lastwagen von Otto beanspruchte Uber im Oktober bereits die Krone der weltweit ersten kommerziellen Lieferung mit einem selbstfahrenden Fahrzeug für sich. Der Wagen fuhr 120 Meilen (rund 193 Kilometer) auf einer Autobahn im Bundesstaat Colorado.

Vielleicht werden auf dem Weg in den Alltag aber auch Roboterautos von selbstfahrenden Mini-Bussen überholt. Solche elektrischen Shuttles für wenige Passagiere testen Anbieter wie Navya gerade bereits in einzelnen Städten in verschiedensten Ländern.

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KOMMENTARE


Bernhard Humborg

02.12.2016 - 09:23 Uhr

Die Versicherungsfrage: Ein deutscher Standortvorteil.Im Kundenkreis unseres Autohauses wird oftmals ein Thema au den Medien aufgegriffen: "Wie wird bei Unfällen von Roboterautos reguliert?" Wenig informierte Medien, insbesondere allgemeine Tages und Wochenzeitungen haben immer wieder auf ungeklärte rechtliche und ethische Fragen verwiesen.Diese Artikel scheinen von amerikanischen und englischen Zeitungen abgeschrieben zu sein:Deutschland hat einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil:Bei uns ist das Fahrzeug "Haftpflicht-versichert". Das bedeutet, Schäden werden reguliert, egal wer am Steuer sitzt. In den USA und in den meisten Ländern ist das anders. Dort wird der Fahrer versichert. Der Fahrer ist für die Regulierung von Schäden haftbar.Die Politik scheint das auch noch nicht verstanden zu haben, da die zulässigen Teststrecken allein auf die A9 und wenige Kilometer des Straßennetzes beschränkt ist. Hierzulande könnte man diese Diskussion gänzlich der Versicherungsbranche überlassen: Sobald selbstfahrende Fahrzeuge im Markt sind, wird es auch Versicherer geben, die einen Tarif dafür kalkulieren.Hierzulande könnte lediglich ein Fahrer Schwierigkeiten bekommen, der fahrlässig den Autopiloten abschaltet? Aber bisher gibt es auch Mechanismen wie "Einzel- und Mehrfahrer-Tarife" bei den Versicherern.Auch die Produkthaftungs-Klagen nach amerikanischem Vorbild sind in unserem Rechtssystem nicht möglich.Warum macht man aus unserer gut, manchmal überregulierten Rechtssituation nicht endlich einen Wettbewerbsvorteil?Das denkt sich ein verwunderter Autohändler, der auch mit mäßigem Erfolg Elektroautos und Plug-in Hybride vertreibt.


SigismundRuestig

04.12.2016 - 09:40 Uhr

Da folgen die Marketingabteilungen der Autohersteller dem Medienhype zum Automomen Fahren auf Hochtouren - wohl auch, um von den nicht beherrschten Klima-und Umwelt-Problemen der schmutzigen, veralteten Otto-bzw. Diesel-Motor-Technologien abzulenken (Nicht umsonst lassen, anders als in den USA, die entsprechenden, von der Automobilindustrie "gelenkten" Vorschriften auf EU-Ebene "Abgasschummelei" mit Abschaltvorrichtungen zu! Nicht umsonst genießt Tesla als US-Hersteller eine derartige Aufmerksamkeit!). Da wird dann aber auch schon über die ersten schweren Unfälle beim Autonomen Fahren berichtet. Dumm gelaufen! Man erkennt aber mittlerweile, dass das Autonome Fahren nicht nur eine technische Herausforderung darstellt - insbesondere in Bezug auf die technische Sicherheit -, sondern mehr noch ungelöste ethische, rechtliche und Informationssicherheitstechnische Probleme mit sich bringt. Vom Stand der vergleichbaren PC- und Smartphone-Sicherheit kann jeder Nutzer ein Lied singen. Und Staaten, Behörden, Unternehmen streiten sich heute schon um die Herrschaft über die persönlichen Daten aus den Fahrzeugen! Doch die Politik (allen voran der unsägliche Mautflüsterer, Abgasturbo und Sammelklagen-Verhinderer Alexander Dobrindt), der mittlerweile organisiertes Staatsversagen bei der Kontrolle der Abgaswerte vorgeworfen wird, gebärdet sich weiterhin autohörig!


KW1904

05.12.2016 - 13:13 Uhr

Tut mir leid, aber diesen Hype mache ich noch nicht mit. Die IT Industrie ist bis heute nicht in der Lage, einen dauerhaft funktionierenden Drucker zu bauen - und dann wollen uns diese Vögel ein selbsfahrendes Auto hinstellen. Lachhaft.


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