Ausgabe 09/2013: Gestärkt aus der Krise

Gestärkt aus der KriseKoch-Gruppe – Am Anfang hat er sich den Markt gekauft, dann kamen große Probleme. Jetzt wächst der Berliner Händler wieder – aber nur noch moderat. Von Doris PlateLangweilig wird es bei Thomas Koch nicht, obwohl sich der 50-Jährige nach einer Unternehmenskrise wieder in ruhigerem Fahrwasser bewegt: 89 Millionen Umsatz machte das Unternehmen 2012, verkaufte an sieben Standorten in Berlin und Brandenburg 4.571 Fahrzeuge, hält Vertriebsverträge fünf verschiedener Marken. Der Berliner hat einen kometenhaften Aufstieg hingelegt: Vom Ex- und Importkaufmann, der 1993 eher zufällig mit zwei Partnern einen Gebrauchtwagenplatz übernommen hat, brachte er es zum Vorstandsvorsitzenden der Koch-Gruppe, die 2012 unter den Top 100 Autohändlern Deutschlands rangierte. Mit der großen Expansion ist Koch aber durch, er setzt nun auf organisches Wachstum und will ein „Local Hero“ in Berlin und Brandenburg bleiben. „Keine Experimente mehr“, lautet jetzt sein Motto. Auch von Großkundengeschäften ist er geheilt, denn: „Wenn eine Krise kommt, brechen die Restwerte zusammen.“ Harte Zeiten hinter sichDer Manager ist ein gebranntes Kind: Nach seinem fulminanten Wachstumskurs von 1993 bis 2006, in dem er sich, wie er selbst sagt, „den Markt gekauft“ hat, kam 2008 die Krise. Waren bis dahin die Zinsen für die Investitionen mit den Boni der Hersteller für den Verkauf großer Stückzahlen gezahlt worden, nahm plötzlich der Markt die Stückzahlen nicht mehr auf und die Hersteller stellten ihre Systeme um, teilweise, weil sie auch selbst kein Geld mehr hatten. Parallel dazu scheiterte ein zweites Projekt: Koch hatte Unternehmensanleihen emittiert, um sich Kapital zu verschaffen für ein Investment in Polen. Acht bis neun Autohäuser wollte er dort für die Marke Mazda bauen und dafür 15 Millionen Euro ausgeben. Aber: „Als wir acht Millionen Euro zusammen hatten, kam die Lehmann-Pleite.“ Innerhalb kurzer Zeit stürzte das Unternehmen in eine Krise: Statt wie geplant im Ausland zu investieren, mussten 70 Mitarbeiter entlassen werden. Außerdem musste der durch die herannahende Endfälligkeit der Anleihe drohende Liquiditätsabfluss vermieden werden, ohne den Gläubigern einen absoluten und unwiederbringlichen Kapitalschnitt zuzumuten. Die Alternative war, die Gläubiger, die bisher nur mit einem schuldrechtlichen Anspruch ausgestattet waren, an der AG zu beteiligen. Dies geschah im Wege einer Wandlung der Anleihen in Vorzugsaktien mit einer garantierten Dividende – weil die Gläubiger dem zustimmten. Derzeit werden die Aktien außerbörslich über die Plattform der Valora Effekten Handel AG gehandelt. 30 Prozent der Aktien der Koch-Gruppe befinden sich als Folge dieser Aktion in Streubesitz. 70 Prozent hält Thomas Koch. Ende 2011 war die Krise damit aber überwunden, das Unternehmen zeigte sich wieder gut aufgestellt. Mit Tochter Jenny Koch ist auch die Nachfolgerin bereits in der Firma. Die 28-Jährige ist optimal auf ihre Aufgabe vorbereitet: Lehre als Automobilkauffrau, Bundesfachschule in Calw, Bachelor an der Northwood University in West Palm Beach.Gute MischungZeit also, um wieder nach vorne zu gehen. 2012 kam Seat neu in das Portfolio der Gruppe – und auch in diesem Jahr wird das Unternehmen wieder ein bisschen wachsen und etwas umgestaltet. Denn von der Marke, mit der Koch in den Fabrikatshandel einstieg – Mazda –, erwartet er in den nächsten zwei Jahren wieder Wachstum. „2014 wird für Mazda ein gutes Jahr.“ Mit dem neuen Mazda3, der im Oktober kommen soll, und den starken Mazda6 und CX-5 werden die Verkäufe weiter steigen. Deswegen übernimmt das Unternehmen auch einen weiteren Standort für die Marke in Zeesen. Auch das jüngste Kind der Gruppe – Seat – sieht Koch auf dem Weg nach oben. „Der Leon wird ein Erfolg“, ist er überzeugt. Deswegen wird Seat auch an zwei weiteren Standorten ins Programm genommen. Trennen wird sich das Unternehmen hingegen vom Citroen-Vertriebsvertrag. Bei diesem Fabrikat sieht Koch in seinem Gebiet derzeit keine Chancen: „Es gibt zu viele Händler im Markt, und die Marke hat ihr Produktportfolio und ihre Preispositionierung zu dramatisch umgestellt. Man muss völlig neue Kunden gewinnen, und das ist in dem engen Umfeld zu schwierig.“ Der Werkstattvertrag wird aber fortgeführt. Bei Skoda und Volvo sind keine Veränderungen geplant. „Ich erwarte ein vernünftiges Jahr für meine Gruppe“, zeigt sich der Unternehmer für 2013 optimistisch. Außergewöhnliche IdeenAußergewöhnliche Ideen hat Koch immer noch: So gibt es seit einigen Monaten im Mehrmarkenhaus in Marzahn einen Friseursalon. Friseurmeisterin Martina Hause betreibt diesen und lockt mit ihrem Angebot nicht nur Autohauskunden, sondern auch Mitarbeiter der Firmen im Umfeld und Anwohner aus dem großen Neubauviertel in der Nähe. Das verschafft dem Autohaus Laufkundschaft und der Friseurin zusätzliche Kunden, die das Angebot nutzen, während sie auf ihr Auto warten. Und: In dem Unternehmen, das schon in der Vergangenheit mit seinen legendären Veranstaltungen wie zum Beispiel Konzerten der Bands „City“ und „Karat“ bekannt geworden ist, steht in diesem Jahr ein besonderes Fest an: Man kann sicher sein, dass die Veranstaltung zum 20-jährigen Jubiläum eine ganz besondere wird. ■ UnternehmensanleihenUnternehmensanleihen sind ab einem bestimmten Volumen auch im Mittelstand eine Alternative zum klassischen Bankkredit. Eine Unternehmensanleihe ist eine Inhaberschuldverschreibung, die dem jeweiligen Anleger einen schuldrechtlichen Anspruch gegenüber der Gesellschaft gibt, üblicherweise auf Zinsen und auf Rückzahlung des Nennwertes am Ende der Laufzeit. Gewöhnlich wird die Unternehmensanleihe ohne Sicherheiten ausgegeben. Die Anleger erhalten keine Einfluss- und Mitbestimmungsrechte. Das öffentliche Angebot der Anleihe verlangt aber die Transparenz einer großen Menge von Unternehmensdaten gegenüber einer nicht zwingend eingrenzbaren Anzahl von Anlegern. Ein entsprechendes Wertpapierprospekt muss zudem durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gebilligt werden. Bei unzutreffender und irreführender Information durch den Prospekt droht eine zivilrechtliche Schadenersatzhaftung, schlimmstenfalls sogar strafrechtliche Sanktionen. Im Rahmen eines sogenannten Debt-to-Equity-Swaps kann eine Unternehmensanleihe auch in Anteile am Unternehmen und damit in Eigenkapital umgewandelt werden. (Quelle: bdp Steuerberatungsgesellschaft) KurzfassungNach ihrem kometenhaften Aufstieg von 1993 bis 2006 ging die Koch-Gruppe 2008 und 2009 durch eine tiefe Krise. Jetzt ist das Unternehmen wieder gut aufgestellt: Um einige Erfahrungen reicher, ausgestattet mit interessanten Marken und einer bestens ausgebildeten Nachfolgerin.

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