VW und Porsche kämpfen trotz der auf Eis gelegten Fusionspläne weiter um eine gemeinsame Zukunft. In den nächsten Wochen wollen die beiden Autobauer mögliche neue Wege für ein Zusammengehen ausloten. Der VW-Vorstand will die Ideen noch in diesem Jahr dem Aufsichtsrat präsentieren. Wann und wie die beiden Konzerne zusammenfinden werden, steht aber noch in den Sternen.
Als Grund für die Verzögerung nennen die Unternehmen vor allem die Schadenersatzklagen von mehreren Investmentfonds in den USA, die dem früheren Porsche-Management Marktmanipulation vorwerfen. Der Ausgang ist noch völlig offen. Die Verschmelzung sei wegen juristischer Hürden zur Bewertung der Risiken in diesem Jahr nicht mehr umsetzbar, erklärte VW. So sei etwa eine Bewertung der Porsche-Aktien zur Ermittlung des Umtauschverhältnisses in VW-Papiere derzeit nicht möglich. Für die notwendigen Beschlüsse der Hauptversammlung hätten Ende Oktober aber die Einladungen rausgehen müssen.
Die Porsche-Aktien gerieten nach dem Aufschub der Fusion deutlich unter Druck. Die Vorzugsaktien des Sportwagenbauers büßten bis Freitagvormittag 10,04 Prozent auf 39,55 Euro ein. Zudem nehmen nun auch Investoren in Deutschland Porsche und VW ins Visier. Die «Wirtschaftswoche» berichtete, beim Landgericht Braunschweig sei eine Klage auf Schadenersatz wegen Marktmanipulation während der Übernahmeschlacht eingereicht worden. Darin gehe es um Ansprüche von insgesamt 41 Banken, Versicherungen, Fonds, Staats- und Hedgefonds in Höhe von insgesamt knapp 1,1 Milliarden Euro. Ein Sprecher des Landgerichts wollte zum Eingang der Klage keinen Kommentar abgeben. Volkswagen und Porsche erklärten, den Unternehmen sei bislang keine Klage gerichtlich zugestellt worden. Dies sei auch nicht der Auslöser für die Mitteilung vom Vorabend.
Am Donnerstagabend hatten die beiden Autobauer mitgeteilt, dass ihre Wunschlösung geplatzt sei: Bis Ende 2011 sollte Porsche zur zehnten Marke unter dem Dach von Europas größtem Autobauer werden. Das Ziel aber bleibe, einen "integrierten Autokonzern" zu schaffen. An Wegen dazu werde jetzt mit Hochdruck gearbeitet. Auch wenn die Variante einer Verschmelzung der Porsche Automobil Holding SE mit der Volkswagen AG nun zwar zunächst vom Tisch ist, könnte sie zu einem späteren Zeitpunkt noch umgesetzt werden. Dafür wären dann jedoch neue Verträge notwendig, verlautete aus Unternehmenskreisen. Unter dem Dach der Porsche Holding sind 50,1 Prozent der Anteile an der Porsche AG gebündelt und die 50,7 Prozent, die die Stuttgarter an VW halten.
Hintertürchen offengehalten
Außerdem hatten sich die beiden Partner ein Hintertürchen offengehalten: Von Ende 2012 an kann VW das Sportwagengeschäft komplett übernehmen. Bisher halten die Wolfsburger 49,9 Prozent. Der Vorteil: Volkswagen könnte sich das operative Geschäft sichern, ohne die ungelösten Probleme der Porsche SE am Hals zu haben. Der Nachteil: Diese Variante wäre erst ab Mitte 2014 steuerfrei.
Experten halten es zudem auch für denkbar, dass eine Übergangslösung der neue Weg sein könnte. So ist es einer Aktiengesellschaft erlaubt, dass sie "den Betrieb ihres Unternehmens einem anderen verpachtet oder sonst überlässt". Dieser sogenannte Betriebspachtvertrag oder auch Betriebsüberlassungsvertrag hätten wie Plan B den Vorteil, dass die Altlasten der Porsche SE umschifft werden. (dpa)