Volkswagen Audi Partnerverband: Neues Margensystem und Elektrovertrag

VW und Audi liegen beim Absatz in Deutschland mit Minus 6,7 Prozent bzw. Minus 4,9 Prozent per Ende August deutlich unter den Vorjahresergebnissen. Aber das ist nicht die einzige Sorge, die anlässlich der diesjährigen Partnerveranstaltung des Volkswagen Audi Partnerverbandes (VAPV) am 26. September in Hannover zur Sprache kam. 600 Teilnehmer waren in die niedersächsische Landeshauptstadt gekommen, um sich bei ihrem Verband über dessen Arbeit zu informieren.Angriffe auf die neuen VerträgeVAPV-Präsident Dirk Weddigen von Knapp musste von gleich mehreren Angriffen auf die im Jahr 2018 geschlossenen neuen Verträge berichten: "Fleetrate.co" - ein Abo-Model, das von der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge gestartet wurde, nannte er dabei ebenso wie eine Partnerschafts-Vereinbarung zwischen der Marke Audi und dem "Erzfeind" Sixt und die Ankündigung der Financial Services AG, den VW- und Audi-Partnern eine maximale Erhöhung des Verrechnungssatzes der FS AG von nur 1,8 Prozent zu bewilligen.Neues MargensystemAuch das neue Margensystem, das ab April 2020 gelten soll, wird für die Händler wohl mit einer Verschlechterung verbunden sein. Die Details lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht vor. Bestätigt ist aber, dass zunächst für den Audi-Handel ein CO2-Bonus vorgesehen ist. Er soll die Autohäuser im Hinblick auf die zu erreichenden, von der EU vorgeschriebenen CO2-Grenzwerte anregen, mehr Elektrofahrzeuge zu verkaufen.Eigener ElektrovertragWas deren Absatz angeht, haben die Händler aber Zweifel: "Ich sehe hier derzeit keine kontinuierliche Nachfrage", sagte ein Partner, der nicht genannt werden will. Auch der Elektrovertrag, der unterzeichnet werden muss, wenn ein Partner das Elektroauto ID.3 verkaufen möchte, stieß auf gemischte Reaktionen. Der Elektrovertrag wird zwar allen angeboten und ist sozusagen Bestandteil des Händlervertrages, zieht aber weitere Verpflichtungen nach sich, wie zum Beispiel die Errichtung einer Ladesäule. Der ID soll im Agenturgeschäft vertrieben werden, zu den gleichen Konditionen, die auch sonst in diesem Bereich gelten.Keine WahlmöglichkeitEinige der von AUTOHAUS befragten Händler begrüßten diese Vorgehensweise, weil so das Risiko beim Hersteller bleibt. Andere hätten sich gewünscht, dass es auch die Möglichkeit gibt, Vorführwagen kaufen zu können, um so Geschäft zu generieren. Im Agenturgeschäft müssen die Fahrzeuge vom Händler geleast werden - für manchen eine teure Alternative.Markenwand muss seinHinzu kommt, dass es bei der Umsetzung der neuen CI im Innenraum nun doch eine Verpflichtung gibt. Diese gilt zwar nicht für alle Elemente. Die neu gestaltete Willkommenswand soll aber möglichst innerhalb der nächsten 18 Monate in allen Betrieben Einzug halten. Die Kosten muss der Handel tragen. Die Logos im Außenbereich werden hingegen auf Kosten des Herstellers ausgetauscht.Mitwirkungsrechte gelobtWie in den "Breaking News" des Verbandes, die AUTOHAUS vorliegen, nachzulesen ist, führten alle diese Themen am Ende der Veranstaltung zu der Frage an den Verbandspräsidenten, ob man nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres die neuen Verträge in dieser Form noch mal unterschreiben würde? Klare Antwort: "Ja, wir würden die neuen Verträge wieder unterschreiben, weil wir noch nie bessere hatten", so Dirk Weddigen von Knapp. "Wir sind Händler mit weitreichenden Mitwirkungsrechten durch den Verband, die es sonst in keinem derartigen Vertrag in der Republik gibt."Außerdem befindet man sich derzeit offenbar auch bei manchen der eingangs angesprochenen Themen auf einem guten Weg: Der Verbandspräsident teilte mit, dass man mittlerweile mit Volkswagen vereinbart habe, dass dem Verband in Zukunft alle Vertriebsexperimente vorgestellt - und diese dann gemeinsam als Pilot aufgesetzt werden. "Stellt sich eines davon als erfolgreich heraus, wird gemeinsam geprüft, wie man dies anschließend mit dem Handel gemeinsam weiterbetreibt." Ein erstes Beispiel: das Projekt "Fleetrate.co".Financial ServiceAuch mit der Financial Service AG werde man versuchen, im nächsten Jahr bessere Konditionen zu verhandeln. Aktuell sei die Situation aber so, dass nur Partner, die die neuen Wartungs- und Verschleißverträge mit den bekannten Stundenverrechnungssätzen unterschrieben haben, ihre Leistungen bei der FSAG abrechnen können. "Wer nicht teilnimmt, bleibt auf den Kosten sitzen", teilte Uwe Brossette, Rechtsanwalt aus der Kanzlei Osborne Clarke, auf die entsprechende Frage mit.WLTP-Debakel ohne SchadenersatzAuch in Sachen WLTP-1 beantworte der Kölner Jurist eine wichtige Frage: "Warum ist es Ihrer Meinung nach aussichtslos, gerichtlich gegen die Hersteller vorzugehen, um Schadensersatz für das WLTP-Debakel zu bekommen?" Antwort von Uwe Brossette: "Wir müssen in jedem einzelnen Fall den Schaden konkret nachweisen. Wie wollen wir beweisen, dass der Kunde tatsächlich zur Konkurrenz gegangen und uns dadurch ein ökonomischer Schaden entstanden ist?"Bekenntnis zum Handel?Vor diesem Hintergrund erschienen so manchem Händler die Ausführungen von Dr. Christian Dahlheim, Leiter Konzern Vertrieb bei Volkswagen, schal. Er hatte auf der erstmals in diesem Jahr stattfindenden Vorabendveranstaltung, zu der 400 Teilnehmer kamen, als Keynote-Speaker gesprochen. Einige der von AUTOHAUS befragten Händler zeigten sich angetan von seinem Bekenntnis zum Handel. Andere waren enttäuscht: So ein Bekenntnis sei angesichts des Umgangs des Herstellers mit seiner Organisation nicht glaubwürdig.KurzfassungDie VW- und Audi-Partner müssen sich auf härtere wirtschaftliche Zeiten einstellen. Während der VAPV weiterhin auf die im Vertrag verankerten weitreichenden Mitwirkungsrechte des Verbandes setzt, zweifelt so mancher Händler angesichts des Umgangs des Herstellers mit der Organisation an dessen Bekenntnis zum Handel.

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