Ausgabe 14-15/2012: Ruhe, bitte!

Ruhe, bitte!Urlaubszeit – Wo und wie tanken wir innerlich auf? Neue Gedanken sind neues Leben. Urlaubsimpulse zu Entspannung, Ernährung, Bewegung und seelischen Quellen. von Prof. Hannes BrachatFür viele Menschen steht die kostbarste Zeit des Jahres an. Wer genau hinschaut, stellt fest: die Urlaubszeit erfordert auch einen Ausflug nach innen. Wie will ich diese Zeit, auf die sich jeder freut, gestalten? 2012 ist es 20 Jahre seit der Einführung der SMS her. Die „Kurzbotschaft“ ist neues Stilmittel geworden! Wie hat die SMS die Welt verändert! Die Sucht nach mobilen E-Mails und 24-stündiger Erreichbarkeit haben uns inzwischen im Griff. Der wahre Luxus ist es heute, offline zu sein! Das Schöne an den Ferien sind die Sehnsuchtsträume. Man kann endlich tun, wozu man Lust empfindet. Man kann endlich Dinge tun, die übers Jahr verkümmerten. Wie schön, jeder kann und darf seine eigenen Schwerpunkte setzen. Der eine mit Wellness am Meer, der andere ist auf Bergen unterwegs, der dritte will ausschlafen. Das Bett als Wiederaufbereitungsanlage entdecken. Wieder andere entspannen bei der Gartenarbeit zu Hause. Beim Graben kommen die besten Ideen. Der Gartenzaun wird zur Kultur. Er schafft einen Raum der Gestaltung. Einen Raum der Ordnung. Wohnen im Grünen! Jeder braucht in seinem Leben einen einsamen Ort, einen stillen Mittelpunkt. Mitten in der Aktion rund um das unternehmerische Dasein steht als Kontrapunkt die Kontemplation. Die Zeit fürs Nachdenken, für die Betrachtung, fürs Loslassen. Wahres Leben kann sich nur entfalten, wenn sich Schweigen und Sprechen, Alleinsein und Gemeinschaft die Waage halten.EntspannungMachen wir uns nichts vor, viele stecken zwanghaft in der Hamsterradrolle. Ein atemloses Rennen. Und jetzt zur Urlaubszeit taucht die Innenschau auf. Wie sieht es aus mit dem Abschalten? Mit dem ständigen Termin- und Zeitdruck? Kann man sich über Erfolge noch freuen? Haben Sie das Gefühl, dass alles zu viel wird? Haben Sie Freude an Ihrer Arbeit? Haben Sie neue Pläne? Fühlen Sie sich innerlich leer? Kommt Ihnen alles sinnlos vor? Ist es nicht so, dass über die ständige Belastung die Emotionen verflachen? Zu viel Arbeit macht krank. Burn-out entsteht, wenn Arbeit oder Privatleben dauerhaft zu anstrengend sind. Man muss der Überforderung einen Riegel vorschieben.Der Kontrapunkt: Muss es sein, dass man Akten mit nach Hause nimmt? Schafft man es, auf dienstliche E-Mails nach Feierabend zu verzichten? Muss es sein, dass man am Wochenende ständig erreichbar ist? Hier die tägliche Anspannung. Dort die Entspannung. Wir sprechen von gleichberechtigten Polen. Ohne Entspannung werden sich über kurz oder lang körperliche Symptome zeigen. Dabei ist die Reise nach innen einer der schnellsten Wege zu tiefer Entspannung. Dabei muss der Weg zum eigenen Wesen passen. Das autogene Training gilt als der Klassiker unter den Entspannungsmethoden. Es ist aus der Hypnose entstanden. Heute kann sich jeder in diesen tiefen und heilsamen Entspannungszustand versetzen, Energie und Kraft tanken, Stress abbauen, Lebensfreude entwickeln, gut ein- und durchschlafen, die Konzentrationsfähigkeit steigern. Es sei dazu das hervorragende Buch „Autogenes Training“ mit CD von Dr. med. Delia Grasberger empfohlen. Auf der CD werden die Übungen zum Stressabbau, für mehr Konzentration vorbildlich eingeübt. Erholung pur! Nach einer Viertelstunde Entspannungsübung bist du wieder hellwach. Wer Musiker ist, versteht es, auf den Rhythmus seines Atems zu hören. Der Atem ist der Eckpfeiler unseres Wohlbefindens. Wir sprechen davon, einen „langen Atem“ zu haben. Gemeint ist Durchhalten, der Atem der Sieger. Der Atem symbolisiert den Beginn des Lebens. Die Welt der Gegensätze spielt sich zwischen Ein- und Ausatmen ab. Alle spirituellen Atemübungen zielen auf einen Zustand von Einssein ab. Atem ist ein Füllhorn an Lebensenergie. Es geht darum, den Körper möglichst wirkungsvoll mit Sauerstoff zu versorgen. Der Atem ist nicht alles, aber ohne ihn ist alles nichts.Atem hat große Gemeinsamkeit mit Stille. Stille ermöglicht Besinnung, Selbstkritik, Nachhaltigkeit. Nahezu alles menschlich Große wird in der Stille geboren. Stille fördert das nötige Unterscheidungsvermögen. Stille erzieht zur Innerlichkeit. Haben wir den Mut, Stille zuzulassen. Stille auszuhalten, die Stille zu suchen. Sie belohnt den Suchenden mit Zuversicht.Bewegung„Das Leben ist ein Wunder und Bewegung ist eines seiner wesentlichen Charakteristika“, sagt Dr. med. Ruediger Dahlke in seinem empfehlenswerten Buch „Mein Programm für mehr Gesundheit“. Bewegung beeinflusst die Gefühle. Das Grundphänomen: Wir essen wie vor 100 Jahren, wir bewegen uns aber nicht in vergleichbarer Dimension. Zu wenig Bewegung macht krank. Der Lohn von Bewegung besteht in einem guten Körpergefühl. Gleich wofür sich der Einzelne entscheidet, am wichtigsten ist die Freude bei der Bewegung. Geeignet sind Joggen, Walken, Schwimmen, Skilanglauf und Radfahren, Rudern, Bergwandern und Tanzen. Und jetzt: Es kommt auf die Ausdauer an. Eine halbe Stunde ist je Sportart täglich gefordert! Bewegung ist also die notwendige Instandhaltungsarbeit. Der Bewegungsdrang hält uns im Gleichgewicht. Dennoch, Ludwig Erhard würde mit Zigarre zurufen: „Überfordern Sie sich nicht!“ Maßhalten! Schreibtisch, Computer und Besprechungen zwingen uns vornehmlich in die Sitzhaltung. Wann immer es geht: Stehen! Es ist die natürlichere Haltung, als mit gebücktem Rücken Akten zu studieren. Fangen wir an: Telefonieren im Stehen! Die Gespräche fallen kürzer aus. ErnährungDer Körper ist die Basis unseres Lebens. Man sollte gut zu seinem Körper sein. Wer gut isst, fühlt sich wohl. Der Genuss am Essen muss erhalten bleiben. Wir stecken in dem Dilemma des Überangebots und der oft minderen Qualität von Lebensmitteln. Vollwertige Kost kann man schmecken. Die wichtigsten Nahrungsbestandteile sollten Obst, Gemüse und reichlich Getreideprodukte sein. So einfach ist das. Man staune: Es ist viel wichtiger, wie man isst, als was man isst. Vorne an steht die Grundforderung: Vielseitig essen! Langsamer essen! Mahl-zeit meint, wir mahlen mit unseren Zähnen das Mahl, speicheln ein und schonen damit u. a. den acht Meter langen Darm. Also, gutes Kauen ist wichtig. Zweite Forderung: Weniger essen, kleinere Portionen. Reichlich Flüssigkeit. Wasser ist lebensnotwendig. Alkohol ist kein Durstlöscher, sondern Genussmittel. Wer sich für das Essen Zeit nimmt, verleiht seinem Leben besondere Lebensqualität. Vertiefen Sie diesen Aspekt durch die 10 Regeln der Deutsche Gesellschaft für Ernährung (www.dge.de). Und Urlaub soll dazu beitragen, die psychischen und geistigen Batterien wieder aufzuladen.MentalesWir alle können uns durch gute Ideen und Gedanken anstecken lassen. Einstellungen und Überzeugungen bestimmen unsere Gefühle. Frage: Wer ist glücklicher, der Mensch, der seinen Becher als halbvoll, oder der, der ihn als halbleer ansieht? Wer wird den Tag mehr genießen, der, der das Schlimmste befürchtet, oder der, der einen herrlichen Tag erwartet? Fragen wir danach, was in unserem Leben stimmt. Das ist besser, statt zu fragen, was nicht stimmt. Die innere Einstellung ist der Pinsel, mit dem wir unserem Leben Farbe geben. Die Wahl der Farben ist mir überlassen. Sie kennen den Satz: Das Leben ist zu kurz und viel zu kostbar, um unglücklich zu sein. Wir rechnen. Heute wird ein Mensch sagen wir 80 Jahre alt. Das heißt, er hat 4.160 Wochen vor sich. Ein Drittel der Zeit „verschlafen“ wir (1.386 Wochen). Bleiben fürs nackte Leben 2.774 Wochen übrig. Die Woche umfasst 168 Stunden, sprich, das wahre Stundenpolster im Leben eines Menschen machen 466.032 Stunden aus. Daher: Das Leben will gelebt werden! Jeder braucht Ziele, Wünsche. Ziele sind Ambitionen, für die man kämpft. Ziele geben dem Leben Sinn und Zweck. Ziele sind daher ein Grund, morgens aufzustehen. Affirmationen sind Aussagen, die, so sie oft genug wiederholt werden, Gedanken und Überzeugungen verändern. Affirmiere die Art Mensch, der du sein möchtest. Man hole besondere Erlebnisse, die einen glücklich stimmen, immer wieder ab. Betrachte jeden neuen Tag wie einen Neuanfang, ein neues Leben. Also, experimentieren Sie, und finden Sie im Urlaub heraus, womit Sie sich am wohlsten fühlen, was Ihren Zustand des Bei-sich-Seins am besten fördert. Möge es Ihnen gelingen, „innen anzuhalten“, um auch in Ihren inneren Quellen wieder aufzutanken. Als Buchtitel möchte ich Ihnen dazu von Marco von Münchhausen „Wo die Seele auftankt“ als Urlaubslektüre empfehlen. ■Lesen SIe hier...... wie viele Möglichkeiten es gibt, wieder aufzutanken. AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat empfiehlt in diesem Beitrag folgende Bücher:■ Dr. med. Delia Grasberger: „Autogenes Training“ mit CD, Gräfe und Unzer Verlag■ Dr. med. Ruediger Dahlke: „Mein Programm für mehr Gesundheit“, Südwest Verlag■ Marco von Münchhausen: „Wo die Seele auftankt“, Goldmann Verlag

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