Ein Porsche-Betrieb gilt unter den Autohändlern als Insel der Glückseligen. Verkäufe und Rendite sind im Vergleich zu anderen Fabrikaten immer noch sehr gut. Trotzdem gibt es jetzt auch bei den Porsche-Händlern Abstriche. Im neuen Vertrag wird ihnen die Marge gekürzt und die Kriterien, die erfüllt werden müssen, um die Boni zu bekommen, enthalten auch manche Kröte, die geschluckt werden muss. Dennoch habe Porsche sich mit allen Händlern - bis auf einen - bereits geeinigt, teilte Porsche-Pressesprecher Jürgen Pippig mit. Die Verträge, die ab 1. Januar 2003 gelten werden, seien unterschrieben - schließlich brauche man Planungssicherheit für die geforderten Investitionen, bestätigten einige Händler. Knackpunkt Auch der Händlerverband hatte zur Unterschrift geraten, obwohl der Vertrag in einigen Punkten nicht seinen Vorstellungen entspricht. Ein Knackpunkt ist zum Beispiel die Veränderung des Margensystems: Aus bisher zehn Prozent Handelsspanne plus 8,5 Prozent Betreuungsbonus, also insgesamt 18,5 Prozent Marge, wurden 10 Prozent Funktionsrabatt und 7,5 Prozent Leistungsbonus. Das ist selbst bei Erfüllen aller Kriterien ein Prozent Margenkürzung. Mehr als 100 Prozent Aber eigentlich geht keiner davon aus, alle Kriterien erfüllen zu können. Und: 100 Prozent genügen auch bei den meisten Kriterien nicht. Für 100-Prozent-Zielerreichung beim Neuwagenverkauf zum Beispiel gibt es nicht die ein Prozent, die dieses Kriterium bringen soll, sondern nur 0,7. Den vollen Satz gibt es erst bei einer Zielerreichung von über 110 Prozent. Das war einer der Punkte, die der Händlerverband bis zum Schluss kritisiert hat, bei dem er sich aber leider nicht durchsetzen konnte. Letztendlich kommt es nun darauf an, wie ambitioniert die Ziele sind. Die Verhandlungen über die Zielvereinbarung laufen derzeit. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Markenseparierung, für die der Händlervertrag Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit, getrennter Geschäftsführung und räumlich getrennte Verkaufslokale verlangt. Ist all dies erfüllt, gibt es dafür ein Prozent Bonus. Kriterien, die alle Porsche-Zentren erfüllen, meint der stellvertretende Präsident des Porsche-Händlerverbandes, Joachim Kurzrock. Handlungsbedarf gebe es hier nur bei den Kettenbetrieben, die mehrere Porsche-Zentren hätten. Hier wären diese Kriterien teilweise nicht erfüllt, weil die Gruppen alle ihre Porsche-Aktivitäten unter einem Dach hätten. Kurzrock geht aber davon aus, dass Porsche-Geschäftsführer Bernhard Maier hier bereit ist, Einzelvereinbarungen zu treffen. Nachbesserung? Unter anderem diese Kriterien für die Markenseparierung könnten noch Nachbesserungen des Vertrages nötig machen. Bekanntlich enthalten die bisherigen Entwürfe der neuen GVO hier andere Bestimmungen. Der Händlerverband vertraue darauf, dass dieser Vertrag von der EU-Kommission abgesegnet worden ist, erklärte Kurzrock. Porsche Pressesprecher Jürgen Pippig wollte sich dazu nicht äußern. Doris Plate
Thema: Ärger im Paradies
Ein Porsche-Betrieb gilt unter den Autohändlern als Insel der Glückseligen. Doch jetzt sind die Porsche-Händler unzufrieden mit dem neuem Vertrag.